Seit Mitte Oktober 2006 ist Deutschlands größte Investmentgesellschaft, die DWS, mit ihrer DWS Go als Emittent auf dem Markt für strukturierte Wertpapiere tätig. Zunächst belächelt, beobachten mittlerweile die etablierten Emissionshäuser, aber auch die Fondskonkurrenz die Umsatzentwicklung der DWS-Go-Zertifikate sehr genau. Die Anleger haben, das zeigt der Handel, die strukturierten Produkte angenommen. – Herr Haas, Sie waren bisher nur als Fondsanbieter und nicht als Derivate-Emittent bekannt. Wie haben die Anleger darauf reagiert, dass Sie als Fondsgesellschaft nun auch Zertifikate begeben? Wir haben durchweg positive Resonanzen gehabt. Über unsere Call-Center haben sich eine Reihe von neuen Anlegern gemeldet, die ein großes Interesse an den neuen Zertifikaten gezeigt haben. – Handelte es sich dabei um Fonds-Anleger, die sich für die andere Produkthülle interessiert haben? Nein. Die meisten Anrufer waren nach unseren Erkenntnissen zertifikate-affin. Diese Kunden waren sehr gut über das Produkt im Allgemeinen informiert. Sie haben zum Teil sehr intelligente Fragen gestellt. Nur ein kleiner Teil der hereinkommenden Anrufe war beratungsintensiv. – Seit November haben Sie die ersten Zertifikate am Markt. Wie entwickeln sich die Umsätze? Sprunghaft. Der Handel entwickelt sich sehr gut. Wir haben mittlerweile einen Absatz von bis zu 10 Mill. Euro pro Tag. – Welches ist bisher Ihr erfolgreichstes Produkt? Die beiden DWS GO Währungszertifikate und das Vietnam Total Return Index Zertifikat. Letzteres hat bei den Anlegern eine starke Nachfrage hervorgerufen. Insgesamt haben wir jetzt mit unseren Zertifikaten die Grenze von 100 Mill. Euro Assets under Management deutlich überschritten. – Welche Anlegergruppen können Sie ausmachen, die Ihre Zertifikate kaufen? Sind es eher Ihre bisherigen Fondsanleger oder Zertifikate-Investoren? Nach unseren Erkenntnissen sind es keine Fondsanleger, sondern für die DWS neue Kunden: Selbstentscheider. – Wie reagieren Vermögensverwalter? Hier zeigt sich ein Interesse vor allem für unsere Währungs-Zertifikate. Das Underlying ist sehr liquide. Die Profis haben erkannt, dass der Aktienmarkt in Vietnam illiquide ist und daher sehr eng. – Das Vietnam-Zertifikat entwickelt sich von den Umsätzen sehr erfolgreich! Könnten Sie sich vorstellen, das Produkt auch als Sondervermögen zu lancieren? Nein. Ein Vietnam-Fonds ist nach deutschem Investmentrecht in Deutschland nicht zulässig. – Sehen Sie Tauschoperationen Ihres China-Fonds in Ihre China-Zertifikate? Nein. Wir sehen keine Tauschoperationen. Der Fonds ist für eine große Anlegergruppe ein brillantes Vehikel mit einer Reihe von Vorzügen. Gerade bei langfristigen Investments und beim Vermögensaufbau hat das Sondervermögen Vorteile gegenüber dem Zertifikat. – Sind die Zertifikate eine Konkurrenz für Ihre Zertifikate-Fonds? Nein. Bisher kommt die Nachfrage nach den Zertifikate-Fonds und den Zertifikaten aus unterschiedlichen Anlegergruppen. Mit anderen Worten: Wir verzeichnen auch bei den Zertifikate-Fonds kontinuierliche Zuflüsse. – Das Vietnam-Zertifikat ist bei den Anlegern sehr beliebt. Welchem Anlegertyp würden Sie das Produkt empfehlen? Vietnam ist derzeit einer der weltweit heißesten Märkte. Daher ist das Produkt nur einem risikobewussten Anleger zu empfehlen. Und selbst ein solcher Anleger sollte das Produkt auch nur in homöopathischen Dosen seinem Depot beimischen. Das Interview führte Armin Schmitz.