Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Die Reize der Staatsfinanzierung

Börsen-Zeitung, 28.10.2006 Die Börse spricht über die Commerzbank und ihre drei Hypothekenbanktöchter. Am Markt stellt man sich die Frage, in welcher Struktur künftig das Staatsfinanzierungsgeschäft aufgestellt sein wird. Schließlich wird es derzeit...

Die Reize der Staatsfinanzierung

Die Börse spricht über die Commerzbank und ihre drei Hypothekenbanktöchter. Am Markt stellt man sich die Frage, in welcher Struktur künftig das Staatsfinanzierungsgeschäft aufgestellt sein wird. Schließlich wird es derzeit bei der Eurohypo in Eschborn und in Luxemburg, der Ersten Europäischen Pfandbrief- und Kommunalkreditbank in Luxemburg und der Hypothekenbank in Essen betrieben. Der Markt blickt dabei vor allem auf das Schwergewicht Eurohypo. Denn vor wenigen Wochen hat der Leiter der Staatsfinanzierung, Hermann Vogt, mitgeteilt, dass er das Institut verlassen wird. Gut ein Jahr nachdem die Neuausrichtung in der Staatsfinanzierung angekündigt wurde und pünktlich zum Pfandbriefforum des VDP Mitte September lieferte er mit dieser Nachricht denn auch gleich das Hauptgesprächsthema des Abends, wie unschwer vorstellbar ist. Vogt gilt in der Community als ein erstklassiger Zinshändler. Das hat er jahrelang bei der Deutschen Bank unter Beweis gestellt. Jeder Banker würde ihm ohne zu zögern sofort das Zinsbuch der Bank anvertrauen. Die Staatsfinanzierung auf internationaler Bühne ist ein attraktives Geschäft. Vorbildcharakter hat für viele die Depfa. Nun hilft es im Staatsfinanzierungsgeschäft sicherlich auch, ein guter Zinsspezialist zu sein. Abstraktes Denken, Nervenstärke, entschlossenes Handeln und Durchhaltevermögen sind wichtige Voraussetzungen für dieses Geschäftsfeld. Der Weggang Vogts nach rund zwei Jahren – auch wenn er über einen Beratervertrag eher gemächlich erfolgen könnte – wirft Fragen auf, denn er passt nicht ins Bild. So mancher Banker bringt in diesem Zusammenhang die Pläne für Aktienoptionen mit Blick auf den Eurohypo-Börsengang ins Spiel, die wohl schon in einem recht fortgeschrittenen Stadium gewesen sein sollen. Diese Träume hatten sich für viele Eurohypo-Banker in Luft aufgelöst, als sich recht kurzfristig der Commerzbank-Eurohypo-Deal abzeichnete, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Man darf gespannt sein, wie es in der Staatsfinanzierung weitergehen wird, insbesondere bezüglich der konzernweiten Struktur. Die größten Portfolios liegen ohne Zweifel bei der Eurohypo. Aber auch die anderen beiden können glänzen. Vielleicht nicht unbedingt mit Masse, aber sie gehören mit 15 % oder mehr Nachsteuerrendite auf das Eigenkapital zu den profitabelsten Instituten der Branche.