DLA Piper strebt Personalstärke von 150 Anwälten in Deutschland an
Von Sabine Wadewitz, Frankfurt DLA Piper Rudnick Gray Cary (DLA Piper) gehört in Deutschland zu den Kanzleien, die bei vielen Firmen noch nicht auf dem Radarschirm sind. Weltweit gilt DLA Piper jedoch als zweitgrößte internationale Anwaltskanzlei mit 59 Standorten in 22 Ländern. Mehr als 3 200 Anwälte gehören zu einem auf Wirtschaftsrecht spezialisierten weltweiten Netzwerk. “Mit 1 350 Anwälten auf beiden Seiten des Atlantiks ist DLA Piper die einzige internationale Kanzlei, die in den USA und Europa in etwa gleich stark vertreten ist”, unterstreicht Ulrich Jüngst, Managing Partner in Deutschland. DLA Piper erzielte 2005 mit im Jahresdurchschnitt 2 850 beschäftigten Anwälten einen globalen Umsatz von 1,5 Mrd. Dollar bei einem durchschnittlichen Umsatz pro Berufsträger von 540 000 Dollar. Team von Luther In Deutschland ist DLA Piper auf ehrgeizigem Expansionskurs. Das erste deutsche Büro hatte Jüngst mit zwei Kollegen aus dem Corporate-Bereich nach Beendigung der Allianz mit Görg Rechtsanwälte im September 2004 in Köln gegründet. Die Mehrzahl der deutschen Partnerschaft hatte sich damals gegen eine Fusion mit den Briten ausgesprochen. Zwei Monate später kam das Hamburger Büro von Görg hinzu. Im Oktober 2005 eröffnete die britische Kanzlei, die danach mit der US-Sozietät Piper Rudnick fusionierte, mit elf Anwälten von Coudert ein Büro in Frankfurt am Main. Geplant ist ein viertes Büro in München. Dafür müsse noch das richtige Team gefunden werden. “Mit weniger als zehn Anwälten fangen wir dort nicht an”, sagt Jüngst Erweitert hat sich die Kanzlei in Deutschland unlängst mit einem sechzehnköpfigen Team aus dem Bereich Banking & Finance der Kanzlei Luther Rechtsanwälte. Dies habe die Stärke der Banking & Finance-Gruppe auf 20 Bank- und Finanzrechtsexperten erhöht. Das Anwaltsteam wuchs so in kurzer Zeit von drei auf mehr als 70 Berufsträger (davon 20 Partner), die an jedem der drei Standorte in sieben Praxisgruppen beraten.Der Aufbau laufe ganz anders als bei den Kanzleien in den Zeiten der großen Fusionswelle. “Wir versuchen Mitarbeiter zu finden, die sich bewusst der Vision und Strategie der weltweit agierenden Kanzlei anschließen wollen”, erklärt Jüngst. Das Interesse an dem Konzept sei groß, und man habe noch viele Schritte vor. Die Marktsituation sei beim Start sehr günstig gewesen, um gute Mitarbeiter zu finden. Denn für jüngere Anwälte in den großen internationalen Kanzleien sei die Chance, Partner zu werden, ausgesprochen gering. DLA Piper, die am Anfang stehe, könne dagegen Karrierewege eröffnen. So habe die Kanzlei relativ schnell wachsen können. Angesichts der erreichten Größe und der Spezialisierung strebe die Kanzlei in relativ absehbarer Zeit eine Stärke von 150 Anwälten oder mehr an. “Wir werden auf mittlere Sicht nicht kleiner sein als unsere internationalen Wettbewerber”, prognostiziert Jüngst, der seine berufliche Laufbahn 1980 als Vorstandsassistent bei Mannesmann startete und drei Jahre später in den Anwaltsberuf wechselte. Von 1996 bis 2004 war er Managing Partner der von ihm mitgegründeten deutschen Wirtschaftskanzlei Görg.Auch in anderen Punkten unterscheide sich DLA Piper von vielen internationalen Wettbewerbern. Die sog. Magic-Circle-Kanzleien, die als erste von London aus nach Deutschland gekommen seien, haben laut Jüngst einen klaren Fokus auf Banking/Finance, Corporate und M & A. Bei DLA Piper seien diese Bereiche traditionell auch wichtig, aber DLA Piper sei beispielsweise auch die größte Immobilienrechtskanzlei der Welt. Bedeutende Arbeitsgebiete seien zudem Arbeitsrecht und IT-Recht sowie Telekommunikations- und Medienrecht. Es sei Programm, in den Kernfeldern des Wirtschaftsrechts gleich stark zu sein und sich nicht etwa nur auf Kapitalmarktrecht zu fokussieren. Das gelte auch für Deutschland. Entsprechend werde der Ausbau gestaltet. Auf PPP spezialisiert Spezialisiert habe sich DLA Piper in Deutschland zum Beispiel auch auf das Thema Public Private Partnership (PPP). Diese Art der Finanzierung öffentlicher Aufgaben laufe hierzulande gerade erst an. Eines der großen Projekte sei der mit Lkw-Maut finanzierte Autobahnbau. Bei diesem Mandat vertrete seine Kanzlei eines der Konsortien. PPP sei in England eine Spezialisierung von DLA Piper, zum Beispiel ist auch der Bau der britischen Botschaft in Berlin ein PPP-Projekt der Kanzlei.Bislang habe das Finanzierungsteam von DLA Piper nur vier Anwälte gezählt, so dass diese eher der reagierende Teil waren, also das deutsche Ende des britischen Transaktionsgeschäfts. Mit dem Team von Luther sei man nun deutlich gestärkt. Die Mandate in der Rechtsberatung von Unternehmen gingen von Dax-Werten – etwa Lufthansa – bis zum Mittelstand. Ein großer Teil des Geschäfts richte sich auch auf die Begleitung ausländischer Investoren. Bei der Aufnahme neuer Partner werde sehr darauf geachtet, dass diese in Deutschland mit ihrer Mandantenschaft verwurzelt sind. “Ich finde es auch gut, wenn man in der mittelständischen Wirtschaft verankert ist”, unterstreicht Jüngst. Hier neue Kunden zu finden sei schwierig, denn mittelgroße Firmen präferierten nach wie vor die noch verbliebenen deutschen Kanzleien.