ASSET MANAGEMENT - IM GESPRÄCH: FABRICE CUCHET

Drohende Zinswende spült Anlegergelder heran

Dexia Asset Management will mit alternativen Produkten punkten - Regulierung stärkt Hedgefonds - Name der Pleitebank belastet

Drohende Zinswende spült Anlegergelder heran

Mit dem Verkauf an New York Life Investments werden die Karten für Dexia Asset Management neu gemischt. Mit geändertem Namen will die bald ehemalige Tochter der franko-belgischen Pleitebank Dexia mit alternativen Fonds überzeugen. Die Regulierung soll Rückenwind geben.Von Jan Schrader, FrankfurtNicht immer ist es einfach, mit dem Namen einer gescheiterten Bank alternative Fonds zu vertreiben. Im Krisenjahr 2008, als Anleger nach der Lehman-Pleite in Panik gerieten, alternative Fondsprodukte dramatisch einbüßten und die franko-belgische Großbank Dexia vom Staat aufgefangen wurde, traf es den Fonds “Dexia Index Arbitrage” besonders hart. Binnen kurzer Zeit schrumpfte das milliardenschwere Vorzeigeprodukt um ungefähr die Hälfte zusammen, obwohl die Performance stimmte. Nach einer Phase der Erholung brach der Fonds der Dexia Asset Management 2011 erneut deutlich ein. Im Oktober 2011 hatten sich Belgien, Frankreich und Luxemburg auf die Aufspaltung der Bank geeinigt.Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig überraschend, dass Fabrice Cuchet, Mitglied im Exekutivausschuss der Dexia Asset Management, den im September bekannt gegebenen Verkauf der Gesellschaft für 380 Mill. Euro an New York Life Investments als ein “gutes Ergebnis” bezeichnet. Mit einem verwalteten Vermögen von ungefähr 74 Mrd. Euro und einer globalen Präsenz mit den Hauptstandorten Paris, Brüssel, Luxemburg und Sydney dürfte die Gesellschaft zu den Filetstücken des Dexia-Konzerns zählen. Die zur New York Life Insurance Company gehörende Mutter ist mit einem verwalteten Vermögen von 402 Mrd. Dollar ein globales Schwergewicht. Profitieren vom NiedrigzinsGute Perspektiven erkennt der Leiter für alternative Anlagen natürlich auch für seine Sparte: In den als “alternativ” klassifizierten Fondsprodukten der Gesellschaft schlummert ein Vermögen von 4,5 Mrd. Euro. Von Jahresanfang bis Ende Oktober wurden Nettomittelzuflüsse von rund 300 Mill. Euro erzielt, sagt Cuchet. Ähnlich wie andere Asset Manager, die mit unkonventionellen Konzepten Gelder anlegen, hofft auch der gelernte Statistiker, von den niedrigen Zinsen profitieren zu können. Nach zwei Jahrzehnten stetig sinkender Zinsen – die mit steigendem Wert der Anleihen einhergingen – ist aus Sicht von Cuchet nun ein Punkt erreicht, an dem sie kaum noch fallen, wohl aber steigen können. Um nicht zu stark in niedrig verzinsten Anleihen investiert zu sein, kämen nun neben anderen Assetklassen auch alternative Anlageformen wie Hedgefonds in Betracht. Mit ihren Strategien könnten die Fonds steigende Werte erzielen, wenn der Kurs der Anleihen falle.Die Gesellschaft will Investoren mit einem breiten Produktportfolio ködern. Alternative Strategien finden sich etwa im rund 605 Mill. Euro schweren “Dexia Long Short Credit”, der unter anderem in Hochzinsanleihen und Kreditderivate investiert, oder im 125 Mill. Euro großen “Dexia Diversified Futures”, der mit Hilfe statistischer Modelle Wertpapiere auswählt. Schmuckstück dürfte der “Dexia Index Arbitrage” sein, der sich nach den Krisen berappelt hat und nun 1,4 Mrd. Euro schwer ist. Der Fonds will von Veränderungen der Zusammensetzung von Indizes wie dem S & P 500 profitieren. Er kenne keinen Konkurrenten, der ein vergleichbares Produkt anbiete, sagt Cuchet.Wie viele in der Branche spricht Cuchet von einem “Regulierungstsunami”, der die Fondshäuser herausfordere. Allerdings sei nun mit einer Pause zu rechnen: Der Branche werde nun Zeit für die Implementierung gegeben und im EU-Parlament sei mit einer Stillhaltephase zu rechnen, da die Europawahlen im Mai 2014 näher rückten. Wichtig für sein Haus sei insbesondere die AIFM-Richtlinie. Sie teilt europaweit die Fonds in herkömmliche Ucits- und alternative Produkte und wurde in Deutschland mit dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) umgesetzt. Da die Fonds der Dexia Asset Management in Derivate investierten, sei ebenso die Derivaterichtlinie Emir von Bedeutung. Sie schreibt unter anderem vor, dass Derivategeschäfte über eine dritte Clearing-Partei abgewickelt werden müssen. Die Gesellschaft will später mit zwei Clearing-Häusern zusammenarbeiten. Mit wem sie Gespräche führt, lässt Cuchet offen. Positive RegulierungsfolgenDie Regulierung habe auch positive Folgen, findet er. So habe die Produktvielfalt der Hedgefonds in Frankreich zugelegt und die Produkte hielten mehr Liquidität vor. Um die Regulierungsvorgaben zu stemmen, müsse aber ein alternativer Fonds nunmehr ungefähr 100 Mill. Euro auf die Waage bringen. Die Konzentration in der Branche nehme zu.Die Investoren der alternativen Produkte säßen vor allem in Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz und in Deutschland. Der hiesige Markt sei wichtig, da die im Vergleich zu den europäischen Nachbarn besonders niedrigen Zinsen und die stabile Wirtschaft die Nachfrage der Investoren treiben. Ein Manko will sich die Gesellschaft offenbar aus den Kleidern schütteln. Mit Vollzug des Verkaufs an New York Life Investments werde der Asset Manager voraussichtlich umbenannt. Noch ist nichts Näheres bekannt, aber der Name “Dexia” dürfte für die Gesellschaft bald Geschichte sein.