Asset Management

Efama setzt kaum noch Hoffnung in 2008

Europäischer Fondsverband registriert heftige Mittelabflüsse - Ein Dutzend Portfolien eingefroren

Efama setzt kaum noch Hoffnung in 2008

Von Stefanie Schulte, Frankfurt Nach heftigen Mittelabflüssen im Zuge der Finanzmarktkrise sei das Jahr 2008 für die Fondsbranche vermutlich vorbei, bedauert Peter De Proft, Generaldirektor des europäischen Fondsverbands Efama. Was das Neugeschäft betreffe, sei bis Jahresende nicht mehr viel Positives zu erwarten. Obwohl die Efama bislang noch keine Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht hat, sei absehbar, dass das Neugeschäft in der zweiten Jahreshälfte sehr schlecht ausgefallen sei, sagte De Proft im Gespräch der Börsen-Zeitung. Schon im zweiten Quartal, also noch vor der Pleite von Lehman Brothers, flossen 60 Mrd. Euro aus Fonds ab, die der europäischen Richtlinie Ucits unterliegen. Laut dem Datenanbieter Lipper Feri zogen im September die Anleger aus europäischen Investmentfonds 124 Mrd. Euro ab. Während die Mittelabflüsse der deutschen Fonds zumindest bis September noch eher moderat ausgefallen sind, beobachtete De Proft besonders in Italien und Spanien sehr heftige Mittelabzüge. In Italien beispielsweise werben Banken mit besonders hohen Zinsen um private Einlagen, die mit den Fonds konkurrieren. Stellenabbau drohtDa parallel auch die verwalteten Aktienvolumina durch die Kursverluste sinken und dadurch die Gebührenerträge zurückgehen, die vom verwalteten Volumen abhängen, müssten viele Fondsanbieter wohl über Einsparungen nachdenken, so De Proft. Zum ersten Mal müssten Fondsgesellschaften möglicherweise in größerem Umfang Mitarbeiter entlassen. Auch Fusionen von Fondsgesellschaften oder das Outsourcing von Aufgaben seien denkbare Schritte. Optimismus für BoutiquenWelche dieser Strategien die vorteilhafteste sei, sei allerdings schwer zu sagen und hänge von den Einzelfällen ab, meinte De Proft. Es sei jedoch nicht zu erwarten, dass der Trend ausschließlich zu immer größeren, international agierenden Fondsgesellschaften gehe, glaubt der Efama-Generaldirektor. Es gebe in der Fondsbranche immer wieder neu gegründete kleine Investmentboutiquen, die sich als sehr erfolgreich erwiesen.Für die Vermögensverwaltung benötige man im Wesentlichen gute Modelle, gute Portfoliomanager und Computersysteme, aber nicht zwingend einen großen Konzern. Auch die zumeist selbständigen Hedgefondsmanager, die oft sehr hohe Renditen erzielten, seien ein Beispiel dafür. Aufgrund von Liquiditätsnöten seien etwa zwölf bis 14 Investmentfonds in Europa derzeit eingefroren, schätzt De Proft. Meist seien dies Produkte, die stark auf Asset Backed Securities (ABS) gesetzt hätten. Die große Mehrheit der europäischen Fonds habe damit aber bewiesen, dass sie sehr liquide sei. Die etwa ein Dutzend offenen Immobilienfonds, die in Deutschland die Anteilsrücknahme aussetzen mussten, sind in dieser Zahl nicht enthalten, weil sie nicht der Ucits unterliegen. Im Jahr 2009 müsse die Fondsbranche ihre Stärken mehr in den Vordergrund rücken, betonte De Proft. Dazu zählten die meist hohe Liquidität sowie die Transparenz von Investmentfonds, aber auch die strengen Streuungsvorschriften, die verhinderten, dass Turbulenzen bei einzelnen Anlageobjekten den ganzen Fonds nennenswert in Mitleidenschaft zögen. Auch im Vergleich mit Zertifikaten – die unter anderem unter der Pleite der Emittentin Lehman Brothers leiden – hätten sich Fonds als sehr solide erwiesen. Vorbild USALiquiditätsprobleme sind allerdings bei Geldmarktfonds aufgetreten, da der Markt für einige ihrer Anlageobjekte – neben Verbriefungen zuletzt auch kurzfristige Bankanleihen – fast ausgetrocknet ist. Wünschenswert wäre nach De Profts Darstellung, wenn sich Fonds in Liquiditätsnot bei der Europäischen Zentralbank (EZB) refinanzieren könnten. Er verwies auf die Liquiditätsfazilität, die die US-Notenbank Fed eingerichtet hat. Fonds dürfen dort Assets über Banken an die US-Notenbank Fed verkaufen (vgl. BZ vom 18. November). Prozess bei Immobilien stocktDe Proft sprach sich für eine europaweite Lösung aus. Wenn nur einzelne Länder Hilfen für Fonds beschlössen, verzerre dies den grenzüberschreitenden Wettbewerb. Die deutsche Bundesregierung und auch Luxemburg hatten zunächst direkte Hilfen für Geldmarktfonds zugesagt, dann aber doch keine konkreten Maßnahmen getroffen, da sich die Lage der Fonds zwischenzeitlich wieder etwas entspannt hatte. Seit Jahren bemüht sich die Efama darum, offene Immobilienfonds zu einem EU-weiten Produkt zu machen, dass auch grenzüberschreitend vertrieben werden kann. Dieser Prozess sei leider ins Stocken geraten, weil die EU anscheinend erst einmal abwarten wolle, wie Deutschland die derzeitigen Liquiditätsprobleme der eingefrorenen Fonds lösen werde, meinte De Proft. In der Diskussion in Deutschland sind unter anderem Kündigungsfristen und strengere Regeln für Großinvestoren in den Immobilienfonds.