PORTFOLIO - GASTBEITRAG

Engagement in Aktien richtig steuern

Börsen-Zeitung, 8.12.2012 In den vergangenen Monaten hat auch bei vorsichtig agierenden Anlegern die Bereitschaft, Aktien zu kaufen oder Aktienbestände aufzustocken, spürbar zugenommen. Zum einen sitzt die Angst vor einer schleichenden...

Engagement in Aktien richtig steuern

In den vergangenen Monaten hat auch bei vorsichtig agierenden Anlegern die Bereitschaft, Aktien zu kaufen oder Aktienbestände aufzustocken, spürbar zugenommen. Zum einen sitzt die Angst vor einer schleichenden Geldentwertung tief. Sie hat viele Anleger zurück an den Aktienmarkt getrieben, da die Wertpapiere als Sachwerte geschätzt werden. Hinzu kommt, dass viele Konzerne ihre Anleger mit üppigen Ausschüttungen erfreuen, wohingegen die Renditen sicherer Häfen, beispielsweise der deutschen Staatsanleihen, historische Tiefststände verzeichnen. Darüber hinaus erzielen Unternehmenspapiere von finanzkräftigen Konzernen ebenfalls geringere Erträge: Während Anleihen von bonitätsstarken Dax-Unternehmen mit einer Laufzeit von rund vier Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von ca. 1,1 % aufweisen, lag die Dividendenrendite von Aktien der Emittenten dieser Anleihen in den vergangenen Jahren zwischen 3,0 und 3,5 % jährlich.Allerdings wird gerne vergessen, dass sich Wertpapiere sehr volatil entwickeln können und damit das Risiko deutlich höher ist als etwa bei Anleihen. Dass Anleger immer sorgloser Aktien kaufen, erstaunt, da bezweifelt werden muss, ob die positive Entwicklung der Aktienmärkte von Dauer sein wird. Diese beruht im Wesentlichen auf den Ankündigungen von EZB-Präsident Mario Draghi, nahezu unbegrenzt Staatsanleihen von in Bedrängnis geratenen Ländern aufzukaufen. Bereits im Juli hatten die Aktienmärkte weltweit mit einer Hausse-Bewegung auf Äußerungen Draghis reagiert. Seit der Lehman-Krise 2008 wurden somit sämtliche Rallys durch Stimulationen der Zentralbanken ausgelöst. Die wirtschaftlichen Rahmendaten lassen jedenfalls an einer weiteren positiven Entwicklung der Aktienmärkte zweifeln. Der Internationale Währungsfonds hat im Oktober seine Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum gekappt, in Europa scheint aus den südlichen Peripherieländern heraus eine Rezession aufzuziehen, und ob die politischen Lager in den USA effizient über die Erhöhung der Schuldenlinie entscheiden geschweige denn sich auf Maßnahmen zur Reduzierung der Schuldenlast einigen können, ist fraglich. Selbst bei einer Einigung wird das Wirtschaftswachstum in den USA 2013 begrenzt bleiben. Zudem können die Gelddruckmaschinen der Zentralbanken nicht endlos beansprucht werden.Da das wirtschaftliche Umfeld weiterhin fragil ist und viele grundlegende Probleme in Europa und den Vereinigten Staaten ungelöst bleiben, sind derzeit Absicherungsmaßnahmen und einzelne Gewinnmitnahmen aus Aktienpositionen sinnvoll. Anleger sollten zudem 15 bis 20 % ihres Vermögens in bar halten, um nach dem nächsten Kursrückschlag günstig in Aktien einsteigen zu können. Konsequent Limits setzenUnabhängig von den künftigen Entwicklungen gilt es, die hohen Kursschwankungen für einen taktisch geprägten Kauf und Verkauf von Aktienpositionen zu nutzen. Hier sollte Kostolanys Buy-and- hold-Strategie überdacht werden. Es wird auch für den langfristigen Erfolg immer bedeutender, die starken Kursbewegungen auch kurzfristig richtig zu managen. Um Risiken zu minimieren, sollten Anleger hier z. B. konsequent Kauf- und Verkaufslimits zur Sicherung von Aktienpositionen setzen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Anleger von der aktuellen Aktieneuphorie nicht blenden lassen und bei ihren Käufen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht außer Acht lassen. Die Aktienquote sollte sich innerhalb einer langfristigen, konservativen Portfoliostrategie auf maximal 30 % belaufen. Nur unter dieser Prämisse sollten Kursrückschläge für Zukäufe genutzt werden.