Erinnerungen an den Neuen Markt
Die Börse spricht über Anlegervertrauen. In diesen Tagen wird das Vertrauen der Anleger in den Aktienmarkt durch die stark absackenden Kurse einer schweren Prüfung unterzogen. Der Einbruch beeinflusst auch die Stimmung am Aktienprimärmarkt, der ja erst im vergangenen Jahr aus einer langen Lethargie erwacht ist. Neben der Marktstimmung gibt es weitere Aspekte, die dem Klima für Initial Public Offerings (IPO) nicht zuträglich sind. Als ziemlich unglücklich wird am Markt empfunden, dass nun ausgerechnet in einer solchen Phase Vorfälle bei einigen Nebenwerten auftreten, die das Vertrauen in die Integrität des Marktes schädigen könnten. Erst kürzlich hatte die im April 2006 an die Börse gebrachte Dresdner Factoring ihr vorläufiges Jahresergebnis drastisch korrigiert und den Chef ausgewechselt. Nun wurde bekannt, dass der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Arques, Peter Löw, sich nicht nur ins Privatleben zurückzieht, sondern auch den Großteil seines zuletzt bei 14 % liegenden Anteils verkauft hat. Dies ist zwar völlig legal und auch keineswegs illegitim, aber kaum geeignet, bei den Anlegern Vertrauen zu schaffen. Außerdem hat die Muehlhan (maritime Beschichtungen), erst seit Oktober an der Börse, Resultate veröffentlicht, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben, was den Kurs einstürzen ließ. Zwar ist auch hier nichts Vorschriftswidriges zu beklagen, da Management-Fehler und anscheinend erst im November erkennbare Probleme für die Abweichung verantwortlich sind. Aus Sicht der Anleger verbleibt aber auch hier ein “Geschmäckle”. Einige Beobachter sehen in den Ereignissen sogar schon ein schwaches Echo der zahlreichen unrühmlichen Ereignisse, die einst den “Neuen Markt” in Misskredit gebracht und ihm dann den Garaus gemacht haben. Allerdings sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass insbesondere der “Entry Standard”, der in mancherlei Hinsicht als Nachfolger des “Neuen Marktes” zu betrachten ist, von vorne herein mit einem deutlichen Warnaufdruck hinsichtlich der nicht unerheblichen Risiken bei jungen Unternehmen und Wachstumswerten vermarktet worden ist. Böse Überraschungen sind also ganz normal. In den IPO-Abteilungen der Banken wird aber gehofft, dass es zumindest so lange keine weiteren schlechten Nachrichten von Börsenneulingen gibt, bis die Märkte wieder Tritt gefasst haben. Denn sonst könnte am IPO-Markt wieder die altbekannte Ruhe einkehren.