ANLAGEPRODUKTE

ETF bestehen Stresstest

Renten-Indexfonds auch während der Marktturbulenzen liquide handelbar

ETF bestehen Stresstest

Die Anleihemärkte haben im Mai und Juni unter großen Kursverlusten gelitten. Die Anleger zogen im Juni Milliardenbeträge aus Renten-ETF, weil sie Angst vor einem Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank hatten. Das war ein Lackmustest für den börslichen Handel von Exchange Traded Funds (ETF). Untersuchungen von Morningstar zeigen, dass die Market Maker bei den Indexfonds auf deutsche und amerikanische Anleihen im Schnitt sehr niedrige Spreads stellten und damit den Ausstieg zu niedrigen Kosten ermöglichen.Von Armin Schmitz, FrankfurtSeit der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, Ende Mai erstmals ernsthaft seinen Ausstiegswillen aus der ultralockeren Geldpolitik bekundet hat, ist es zu massiven Verlusten an den Rentenmärkten gekommen. An den Anleihemärkten kam es zu Abflüssen, wie sie zuletzt 2008 zu beobachten waren. Allein im Juni zogen die Anleger mehr als 60 Mrd. Dollar aus allen Rentenfonds ab. Die Nettoabflüsse bei den Exchange Traded Funds (ETF), die Anleiheindizes abbilden, lagen bei 8,2 Mrd. Dollar. Während in den USA allein im Juni Anlegergelder in Höhe von 7,5 Mrd. Dollar abgezogen wurden, waren es in Europa lediglich 627 Mill. Euro. Damit ist der Aufschwung bei den Fixed-Income-ETF unterbrochen worden.Die passiven Rentenprodukte haben in den vergangenen Jahren wegen der Suche nach überdurchschnittlichen Renditen stark an Beliebtheit gewonnen. In der Spitze legten die Anleger in den ersten vier Monaten dieses Jahres weltweit rund 21 Mrd. Dollar neu in Anleihe-ETF an. Im Gesamtjahr 2012 waren es 70 Mrd. Dollar. Trotz der Abflüsse im Mai und Juni verwalteten die Gesellschaften Ende Juni Anlagegelder in Höhe von rund 342 Mrd. Dollar in passiven Rentenprodukten. Mehrere Market MakerGenerell werden die börsengehandelten Indexfonds wegen ihres liquiden Handels geschätzt. So haben sich in Deutschland pro Produkt meist mehrere Market Maker dazu verpflichtet, den laufenden Handel sicherzustellen. Das hat in den Krisenzeiten grade bei Produkten, die die großen Standardindizes auf Aktienmärkte und Rentenmärkte in den entwickelten Ländern abbilden, geklappt.Dennoch klagten in den Wochen nach der Insolvenz des US-Investmenthauses Lehman Brothers im September 2008 Investoren über sehr große Spreads bei den Renten-Indexfonds. Das verteuerte den Handel mit den ETF recht stark. Das Analysehaus Morningstar hat nun die Spreads von allen Indexfonds an der Deutschen Börse im Zeitraum vom 1. Mai bis 16. Juli untersucht, die entweder deutsche oder US-Staatsanleihen abbilden.Es zeigte sich, dass der Abstand von Geld- und Briefkurs bei ETF auf deutsche Anleihen im Mai und Juni mit einem Wert von 0,06 % erfreulich stabil blieb. Lediglich bei den Produkten auf US-Bonds war ein Anstieg von 0,10 % auf 0,14 % festzustellen. Insgesamt zeigt sich in beiden Kategorien lediglich eine Ausweitung des Spreads von durchschnittlich 0,07 % auf 0,09 %.Die Analyse zeigt, dass die Market Maker bei Indexfonds auf deutsche und amerikanische Anleihen im Schnitt sehr niedrige Spreads stellten und damit den Ausstieg zu niedrigen Kosten ermöglichten. “Dass die Spreads nicht so weit auseinandergegangen sind, zeigt einmal mehr die Vorteile von ETF – dass diese nämlich selbst in volatilen Märkten einen adäquaten Handel gewährleisten”, sagt Gordon Rose, ETF-Analyst bei Morningstar.Einen Eindruck von den Handelskosten vermittelt auch das Xetra-Liquiditätsmaß (XLM) der Deutschen Börse. Die Kennzahl XLM in Basispunkten verdeutlicht, welche Kosten ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je kleiner also der XLM-Wert, desto liquider und preiswerter ist der Handel. Preiswerter als Dax-WerteDer eb.rexx Government Germany ETF von iShares (DE0006289465) weist mit einem XLM von 3,4 Basispunkten sogar einen preiswerteren Handel als bei den Dax-Titeln auf. Dort zeigt die BASF-Aktie mit einem XLM von 3,8 Basispunkten den niedrigsten Wert. Der Anlegergelder in Höhe von 550 Mill. Euro verwaltende eb.rexx Government Germany ETF bildet die Entwicklung der 25 größten und liquidesten in Euro denominierten Staatsanleihen aus Deutschland ab, die an der Eurex-Bonds-Plattform gehandelt werden und eine Restlaufzeit zwischen 1,5 und 10,5 Jahren haben. Das iShares-Produkt bildet den Rentenindex über den physischen Kauf der Anleihen ab.Auch die ETF auf US-Bonds werden recht liquide gehandelt. So kommt der iShares USD Treasury Bond 1-3yr Ucits (DE000A0J2078), der US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren abbildet, aktuell auf einen XLM von lediglich 7,4 Basispunkten.