Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Finanzamt zwingt WCM in die Knie

Börsen-Zeitung, 4.2.2006 Die Börse spricht mal wieder über die WCM. Die Ende der neunziger Jahre prosperierende Beteiligungsgesellschaft wurde durch den eigenen Erfolg bzw. die daraus folgende Überschätzung gestürzt. Das seit vier Jahren währende...

Finanzamt zwingt WCM in die Knie

Die Börse spricht mal wieder über die WCM. Die Ende der neunziger Jahre prosperierende Beteiligungsgesellschaft wurde durch den eigenen Erfolg bzw. die daraus folgende Überschätzung gestürzt. Das seit vier Jahren währende Siechtum von Aktie und operativem Geschäft fand am vergangenen Freitag seinen vorläufigen Höhepunkt. Die Finanzbehörden hatten einen Verlustvortrag aus 1998 im Rahmen einer Betriebsprüfung aberkannt. Schaden für WCM: 67 Mill. Euro zuzüglich 20 Mill. Euro Zinsen. Für die mit 153 Mill. Euro bewertete Beteiligungsgesellschaft – wesentliches Vermögen ist die Klöckner-Beteiligung – wäre dies im Falle einer rechtsgültigen und vollstreckbaren Titelsituation das sichere Ende. Am Finanzplatz Frankfurt und bei vielen Vertretern von Unternehmen, die WCM geschluckt oder durchgehandelt hat, ruft der Finanzamtsentscheid späte Genugtuung hervor. Die cleveren und mit der Zeit überklugen WCMler haben damit neben der Aberkennung des betriebswirtschaftlichen Erfolges nun auch die lange währende Anerkennung im Markt für das Steuer- und Strukturierungs-Know-how verloren. Die Gesellschaft, so heißt es in Frankfurt, dürfte sich der Abwicklung nicht mehr entziehen können. Die Börse spricht über das brummende Neuemissionsgeschäft auf der Aktienseite. Vor allem bei kleinkapitalisierten Gesellschaften zücken die Investoren verstärkt das Scheckbuch. An der Euronext kam am Freitag mit der SES Store Promesses ein IT-Wert mit Fokus im Retailsektor auf den Markt, das Volumen von 82 Mill. Euro war laut Société Générale, dem Bookrunner, fünffach überzeichnet. Überzeichnet erscheint nach Informationen aus dem Handel in Frankfurt auch der Spielesoftwarezwerg Froogster Interactive. Die 5-Mill.-Euro-Emission soll, so war zu hören, nur unter einer Hand voll Institutionellen verteilt werden. Hohe Nachfrage trotz sportlicher Bewertung brandet auch bei Equinet auf, die den Zeiterfasser Primion Technology in der kommenden Woche an den Markt bringen wollen. Die Bewertungsvorstellung von bis zu 90 Mill. Euro scheint von der Masse geschluckt zu werden. Erstaunlich, denn die Performance einiger Listings und IPOs der vorangegangenen Monate lässt zu wünschen übrig, die Qualität der Papiere werde zunehmend schlechter, sagen Kritiker hinter vorgehaltener Hand. Es bleibt also abzuwarten, wie lange der Boom noch anhält.