Finanzkrise bremst Fonds in Europa
Von Stefanie Schulte, Frankfurt Die Finanzkrise hält die europäische Fondsbranche in Atem, berichtet Peter de Proft, seit Herbst 2007 Generaldirektor des europäischen Fondsverbands Efama. Das Neugeschäft der Anbieter sei im ersten Quartal 2008 bescheiden ausgefallen. Ob die Mittelzuflüsse per saldo positiv oder negativ gewesen seien, lasse sich noch nicht sagen – das müsse erst die genaue Auswertung der Daten zeigen.Die Stimmung der Fondsanleger sei unter anderem durch Turbulenzen um Fonds getrübt worden, die in Verbriefungen (Asset Backed Securities) investierten. Europaweit hätten sechs Investmentfonds aufgrund der Krise liquidiert werden müssen, berichtete de Proft. Zehn weitere Produkte seien aufgrund von Liquiditätsproblemen vorübergehend geschlossen worden.Sechs Vehikel nähmen bis heute keine Anteile zurück. Stark hiervon betroffen ist Deutschland, unter anderem durch den “ABS-Invest” der Union Investment, der zum Zeitpunkt seiner Schließung etwa 1 Mrd. Euro wert war. Etwa die Hälfte dieser Summe stammt nach Angaben der Union von Investoren aus dem genossenschaftlichen Bankensektor, darunter zahlreiche Volks- und Raiffeisenbanken. Angesichts der Tatsache, dass in Europa insgesamt 34 000 Investmentfonds registriert seien, sei das Problem aber begrenzt, betonte de Proft. Die Fonds, die in Schwierigkeiten geraten seien, richteten sich überdies in der Regel an institutionelle Anleger. Enttäuschendes HalbjahrIm zweiten Halbjahr 2007 hatten europäische Publikumsfonds, die der EU-Fondsrichtlinie Ucits unterliegen, insgesamt Nettomittelabflüsse von etwa 100 Mrd. Euro, so die Efama-Statistik. Dies sei die erste Phase mit Nettomittelabflüssen seit zwölf Jahren gewesen, betonte de Proft. In der Vergangenheit seien meist Rentenfonds stark nachgefragt worden, wenn es bei Aktienfonds eine Flaute gegeben habe, und umgekehrt. Zuletzt litten aber beide unter Mittelabflüssen. Vergleichsweise beliebt seien in jüngster Zeit Geldmarkt-, Misch-, Garantie- und Absolute-Return-Fonds gewesen.Nicht nur die Subprime-Krise, sondern auch die Konkurrenz durch andere Finanzprodukte wie Lebensversicherungspolicen oder Zertifikate bremse derzeit das Neugeschäft. De Proft bekräftigte daher die Forderung der Efama an die EU, die Regulierung dieser Produkte anzugleichen. So müssten beispielsweise Zertifikate ihre Margen nicht offenlegen, während Investmentfonds ihre Belastung durch Provisionen und Verwaltungsgebühren transparent machen müssten. De Proft gab sich zuversichtlich, dass die EU auch Zertifikaten künftig größere Transparenz abverlangen wird. Im Zuge der Finanzmarktkrise wachse der öffentliche Druck. Es seien beispielsweise viele Zertifikate-Investoren zuletzt von der Entwicklung ihrer Produkte enttäuscht worden. Spielregeln für GeldmarktZu den Geldmarktfonds, von denen einige aufgrund der ABS-Turbulenzen in Mitleidenschaft gezogen wurden, erarbeite man derzeit eigene Wohlverhaltensregeln. Diese enthielten Standards zur Bewertung der Vermögensgegenstände. Zudem soll es Definitionen für unterschiedliche Kategorien von Geldmarktfonds geben. Dadurch sollen Risiken transparenter werden. Die Krise habe gezeigt, dass an einem solchen Regelwerk Bedarf bestehe. In vielen Ländern würden Geldmarktfonds stark auch von öffentlichen Einrichtungen genutzt – das erhöhe das Interesse an einheitlichen Standards.