Firmenanleihen bieten hohe Renditen
Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Turbulenzen an den FinanzmĂ€rkten und die rasch eingeleiteten MaĂnahmen haben zu einem Ansturm der Anleger auf sichere Staatsanleihen gefĂŒhrt. Die Deflationsdebatte ĂŒbte einen zusĂ€tzlichen Druck auf die Kurse der Staatsanleihen aus. Die Renditen erreichten historische Tiefs. In der Eurozone wurde diese bei der zehnjĂ€hrigen Bundesanleihe kurz vor Ende des Krisenjahres 2008 mit knapp unter 2,90 % erreicht. Eine zehnjĂ€hrige Bundesanleihe brachte dem Investor im zurĂŒckliegenden Jahr einen Gesamtertrag von etwas mehr als 16 %, was Investoren an die Performance eines Aktienmarkts in guten Zeiten erinnert. Einige Analysten befĂŒrchten schon das Entstehen einer neuen Spekulationsblase. Anders dagegen ist die Situation bei den Unternehmensanleihen. Die RisikoaufschlĂ€ge (Credit Spreads) haben sich infolge der Finanzmarktturbulenzen und Konjunkturkrise sowie der BefĂŒrchtung von stark zunehmenden UnternehmensausfĂ€llen rasant ausgeweitet. Die BonitĂ€tsaufschlĂ€ge gegenĂŒber Swap-Rates sind auf historisch hohe Niveaus gestiegen. Die Spread-Bandbreite des iTraxx Non-Financial CDS Index 5 Jahre (Serie 10) schwankt seit Ende Oktober 2008 zwischen + 153,37 und + 256 Basispunkten. Einen guten Eindruck von der Entwicklung bei den Unternehmensanleihen gibt auch der TASS FRN Corporates Investmentgrade Index, der auf der Entwicklung von 73 variabel verzinslichen Wertpapieren mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 2,4 Jahren basiert. Er pendelte im gleichen Zeitraum zwischen + 368 und + 513 Basispunkten. Das ist ein groĂer Sicherheitspuffer gegenĂŒber einer VerschĂ€rfung der konjunkturellen Bedingungen. âZwar dĂŒrften wegen der Rezession mehr Unternehmensanleihen ausfallen. Allerdings ist bereits ein sehr ungĂŒnstiges fundamentales Umfeld bei den Unternehmensanleihen eingepreistâ, sagt Carsten Ringler von der Tass Wertpapierhandelsbank. Unattraktive PapiereUnternehmensanleihen statt Staatsanleihen könnte also die Alternative sein. Staatsbonds erscheinen inflationsbereinigt und nach Steuern fĂŒr Kapitalanleger unattraktiv. Ăberlegenswert ist daher ein gut diversifiziertes Unternehmensanleihenportfolio im Investment-Grade-Segment mit soliden Emittenten. Es besteht die Hoffnung, dass die umfangreichen Rettungspakete ihre Wirkung nicht verfehlen. Mit einem RĂŒckgang der Furcht der Anleger vor einer jahrelangen Stagnation dĂŒrften auch die RisikoaufschlĂ€ge fĂŒr Unternehmensanleihen sinken. Nachdem der PrimĂ€rmarkt wegen des schwierigen Kapitalmarktumfelds wie ausgetrocknet erschien, hat eine Reihe von Unternehmen die letzten Wochen des abgelaufenen Jahres als Zeitfenster genutzt und Anleihen mit attraktiven Konditionen an den Markt gebracht, die bei den institutionellen Investoren auf eine groĂe Nachfrage stieĂen. Diese Anleihen sind je nach Nominalwert auch fĂŒr den Privatanleger als Depotbeimischung interessant. âAnleger sollten allerdings Anleihen bekannter, qualitativ hochwertiger Emittenten im Investmentgradebereich bevorzugen, um VolatilitĂ€ts- und Anlagerisiken einzugrenzenâ, sagt Ringler. Beliebtes SegmentDie Versorgeranleihen waren im Oktober und November des zurĂŒckliegenden Jahres bei den Anlegern besonders beliebt. Die fĂŒhrenden europĂ€ischen Unternehmen aus der Energiewirtschaft gelten mit ihren hohen Ratings und wegen ihres konjunkturresistenten Strom- und Gas-GeschĂ€ft als sicherer Hafen. Die am 12. November 2008 begebene Anleihe von RWE mit einem Kupon von 5,75 % (XS0399648301) wirft bei einem aktuellen Kurs von 106,4 % aktuell eine Rendite von 4,25 % p.a. ab. Seit der Emission verzeichnete das Papier einen deutlichen Kursanstieg, spiegelbildlich dazu sank die Rendite um 1,6 Prozentpunkte ab. Dank der vertikalen Integration ĂŒber alle Wertschöpfungsstufen, der hohen Markteintrittsbarrieren und der gesunden operativen Rahmenbedingungen benoten Moodyâs und Standard & Poorâs das Unternehmen mit âA1â bzw. âAâ. âA2â / âAâ weist die Energie Baden-WĂŒrttemberg AG (EnBW ) auf. Die Anleihe ist mit einem Kupon von 6 % und einer Laufzeit von fĂŒnf Jahren ausgestattet. Der Versorgerbond rentiert bei 4,2 %. Die StĂŒckelung der Anleihen liegt bei 50 000 Euro und ist daher eher fĂŒr groĂe Portfolien geeignet. Robustes GeschĂ€ftsmodellMit einer StĂŒckelung von 1 000 Euro ist Linde-Anleihe (XS0403540189) fĂŒr den Anleger leichter zu handeln. Der Firmenbond des fĂŒhrenden Gase- und Anlagenbaukonzerns ist mit einem Kupon von 6,75 % und einer Laufzeit von sieben Jahren ausgestattet. Das Papier des mit âBaa2â / âBBB +â benoteten Emittenten stieĂ auf eine groĂe Nachfrage bei den Investoren. Das GeschĂ€ftsmodell von Linde wird auch in einem widrigen Wirtschaftsumfeld als widerstandsfĂ€hig angesehen. Industriegase gelten weiter als Wachstumssegment.Wie bei Aktien gilt auch bei den Firmenanleihen, dass der Anleger die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen kontinuierlich verfolgen sollten.