Fondsmanager in Zugzwang
Nebenwerte befinden sich international auf einem Höhenflug. Small und Mid Caps waren bisher eine Domäne der aktiven Fondsmanager. Eine neue Untersuchung zeigt nun, dass immer weniger Fondsmanager ihren Referenzindex schlagen können.Von Armin Schmitz, FrankfurtDas Nebenwertesegment gilt wegen seiner Ineffizienzen und des Informationsdefizits als Domäne der Fondsmanager. Aber in den vergangenen Jahren hat sich die Qualität der Arbeit der aktiven Fondsmanager deutlich verschlechtert. Eine neue Analyse zeigt nun, dass die Stockpicker unter den Fondsmanagern noch nie so schlechte Ergebnisse abgeliefert haben wie in den vergangenen Monaten. Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Small-Cap-Fonds, die den US-Leitindex Russell 2 000 schlagen konnten, stetig gesunken. Das Barometer enthält die 2 000 Werte mit der niedrigsten Marktkapitalisierung aus dem Universum des Russell 3 000. Der Russell 2 000 wird sehr häufig als Referenzindex für die Nebenwerte genutzt.Anfang des Jahrtausends waren laut einer Studie der Investmentgesellschaft Neuberger Berman noch vier Fünftel der Nebenwerte-Fondsmanager in der Lage, den Referenzindex auf rollierender Fünfjahresbasis zu schlagen. Dieser Anteil ist nach dem Krisenjahr 2008 auf weniger als 40 % gesunken. Es stellt sich die Frage, warum die Fondsmanager eine schlechtere Performance abliefern als früher. Die Vermutung, dass das Nebenwertesegment wesentlich effizienter ist als früher, scheint nicht zuzutreffen. Die Coverage des Marktes durch Analysten gibt darauf keinen Hinweis. Die Zahl der Analysten, die das Nebenwertesegment covern, ist seit dem Jahr 2000 stabil geblieben.Nach Ansicht von Neuberger Berman unterscheidet sich vielmehr der aktuelle Marktzyklus von früheren Phasen. Anleger favorisieren in erster Linie Unternehmen mit niedrigerer Ertragsqualität und hoher Verschuldung. Das war früher anders. Da wurden die hochqualitativen Werte von den Investoren bevorzugt. Das scheint aus Sicht von Neuberger Berman einer der Gründe zu sein, weshalb das Nebenwertesegment die Asset Manager outperformt. In Erholungsphasen nach einer wirtschaftlichen Wachstumsdelle entwickeln sich die Unternehmen mit einer niedrigen Qualität besser als die Konkurrenten. Ein Jahr nach der Erholung wechseln die Favoriten. Die qualitativ guten Werte übernehmen die Performance-Führung.Es zeigt sich allerdings, so Neuberger Berman, dass die Erholungsphase nach 2008 anders verläuft als in den früheren Jahren. Die lockere Geldpolitik der Notenbanken hilft offenbar den qualitativ schlechteren Unternehmen mit ihrem meist hohen Verschuldungsgrad. Da diese Titel von aktiven Fondsmanagern häufig gemieden werden, hat sich auch die Performance der Fonds in den vergangenen Jahren verschlechtert.Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Untersuchung von Morningstar für Nebenwerte-Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. So konnte der MDax mit seiner Wertsteigerung von 34,2 % im laufenden Jahr die Fonds in der Kategorie “Aktien Deutschland Nebenwerte” mit 11,6 Prozentpunkten schlagen. Über drei Jahre erzielte der MDax eine Rendite von 19,8 % p. a., die Nebenwerte-Fonds kamen im Schnitt auf eine Rendite von 11,6 % p. a. Über den Fünf- und Zehnjahreszeitraum waren ähnliche Ergebnisse zu beobachten. Der SDax konnte laut Morningstar über alle Zeitreihen die Nebenwerte-Fonds schlagen – wenn auch nicht so deutlich. Diese Daten zeigen, dass das in den USA beobachtete Phänomen auch in Deutschland zu konstatieren ist.