Asset Management

Führungswechsel im institutionellen Geschäft der Allianz

Carsten Eckert steht seit Januar an der Spitze des DBI - Neue Akzente im Vertrieb - Goldbrunner soll Absatz in Europa steigern

Führungswechsel im institutionellen Geschäft der Allianz

Von Christina Rathmann, FrankfurtDie institutionellen Kunden der Allianz-Tochter DBI, des größten Spezialfondsanbieters in Deutschland, müssen sich an einen neuen Zungenschlag gewöhnen, wenn sie demnächst mit dem Chef des Hauses zu tun haben. Statt des bayerischen Einschlags des eingefleischten Münchners Johann Goldbrunner, der bisher als Sprecher der Geschäftsführung des DBI fungierte, werden sie nun den norddeutsch-sachlichen Ton seines Nachfolgers Carsten Eckert hören. Anfang des Jahres hat er Goldbrunner abgelöst; dieser leitet nun das europäische Geschäft, das in der Konzerneinheit Allianz Global Investors Europe gebündelt ist. Wie Goldbrunner im Jahr 2000 kam Eckert im Sommer vergangenen Jahres von der HypoVereinsbank (HVB) zu seinem neuen Arbeitgeber. Dort hatte er unter der Ägide Goldbrunners Ende der neunziger Jahre die HVB-Tochter Pension Consult aufgezogen, eine Beratungsgesellschaft für Altersvorsorge. Das Thema betriebliche Altersvorsorge wird auch beim DBI eines der wichtigsten für Eckert bleiben. Seit dem Jahr 1999 hatte Eckert auch verschiedene Management-Funktionen in der Vermögensverwaltungseinheit der HVB eingenommen. Nordlicht in MünchenDer 40 Jahre alte Eckert – geboren in Hannover, ausgebildet und studiert in Hamburg – war vor seinem Eintritt in den Allianz-Konzern ausschließlich bei der HVB beziehungsweise deren Vorgängerinstitut Bayerische Hypotheken- und Wechselbank tätig. Hatte er ganz klassisch im Kreditgeschäft begonnen, kam er als Vorstandsassistent recht schnell mit dem Thema Altersvorsorge in Berührung, berichtet er. Vom Wechsel ins Haus Allianz, das sich als erste Adresse beim Thema Altersvorsorge bezeichnet, verspricht sich Eckert vor allem eines: “Die Möglichkeiten, auch investiv auf Chancen zu reagieren, sind beim Marktführer sicherlich größer als bei vielen anderen Anbietern.” “Investives Wachstum”Dass andererseits ein Unternehmen, das bereits Marktführer ist, weniger dynamisch wächst als kleinere Häuser, befürchtet Eckert nicht. Die Allianz habe im institutionellen Asset Management in Deutschland, das im DBI gebündelt ist, ihr Marktpotenzial noch längst nicht voll ausgeschöpft, findet Eckert. Der Marktanteil bei den verwalteten Pensionsgeldern soll noch weiter steigen, auch wenn DBI bereits an zwei Dritteln aller Contractual Trust Arrangements (CTA) beteiligt sei, in die Firmen des Dax und andere Großunternehmen ihre Pensionszusagen ausgliedern. Im Risikomanagement sollen die Absolute-Return- und Hedgefonds-Produkte des Hauses noch stärker vermarktet werden. Gleiches gilt für die Risikosteuerung (Overlay-Management) bei komplexen Großmandaten im Rahmen von Master-KAGs.Um dies zu erreichen, will Eckert den Vertrieb neu aufstellen – ein Feld, in dem der “Neue” Raum hat, Akzente zu setzen. Denn bei einem Asset Manager, der sämtliche Anlageformen abdecken will, geht es in erster Linie um eines: die Produkte der Konzerneinheiten auch an den Mann zu bringen. Seit Januar soll die Verkaufsmannschaft nicht mehr nach Kundengröße oder Produkten gegliedert sein, sondern nach Art der Kunden. Jeweils eigene Teams sollen sich um vier Kundengruppen kümmern: Unternehmen, Versicherer und andere Altersvorsorgeeinrichtungen, Banken sowie “Unternehmen ohne Erwerbscharakter”, also Stiftungen, Verbände oder Kirchen. Die Strategien zur gezielten Kundenansprache würden gerade erstellt. Volumen 11 Prozent höherAnsonsten gilt: “Der Marktanteil soll gehalten, die Qualität des Wachstums bei Erträgen und die der Kundenbindung gesteigert werden”, hat sich Eckert vorgenommen. Auf 540 Mrd. Euro beziffert der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) derzeit die Größe des deutschen Spezialfondsmarktes; mit einem Volumen von 74 Mrd. Euro (Stand November 2004) und einem Anteil von knapp 14 % ist der DBI der größte Anbieter am Markt. Zum verwalteten institutionellen Vermögen des DBI rechnet Eckert außer den Spezialfonds auch die Publikumsfondsanlagen der Institutionellen sowie Advisory-Mandate, bei denen der DBI Vermögen berät, das bei anderen Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) administriert wird. Rechnet man dieses Geld hinzu, so kommt der DBI auf 94 Mrd. Euro an Assets under Management. Dies bedeute, dass das Vermögen 2004 bis Ende November um 11 % gewachsen sei, berichtet Eckert.In sogenannten Master-KAGs, in denen Institutionelle ihr zuvor auf mehrere Spezialfonds verteiltes Vermögen bündeln können, administriert DBI derzeit 13 Mrd. Euro. Damit sieht Eckert das Haus an vierter Stelle im Wettbewerb. In anderen geografischen Dimensionen rechnet seit Anfang des Jahres Eckerts Vorgänger Goldbrunner. In Europa (inklusive Deutschlands) komme Allianz Global Investors auf ein verwaltetes Vermögen von 362 Mrd. Euro, davon sind rund 160 Mrd. institutionelles Geld. Außerhalb Deutschlands werden also 66 Mrd. Euro an institutionellem Vermögen verwaltet. Knapp die Hälfte kommt von konzernfremden Anlegern. Nachholbedarf in SpanienDie größten europäischen Märkte für die Allianz außerhalb Deutschlands sind auch bei der institutionellen Vermögensverwaltung Frankreich und Italien, wo der Konzern mit seinen Töchtern AGF und Ras vertreten ist. Die Position der Allianz dort zu festigen gehört nun ebenso zu den Aufgaben Goldbrunners wie die Erschließung neuer Märkte. Es dürfte einen Versicherer von der Größe der Allianz nicht kalt lassen, dass er in großen bzw. wachstumsstarken Märkten wie Spanien, Portugal, Griechenland und in Osteuropa bisher vergleichsweise wenig vertreten ist.Wie Eckert hat auch der 49 Jahre alte Goldbrunner, bevor er zur Allianz kam, sein gesamtes Berufsleben bei der HVB bzw. deren Vorgängerin Hypo-Bank verbracht. Nach einiger Zeit als Research-Abteilungsleiter übernahm er die Verantwortung für das Portfoliomanagement für institutionelle Kunden und wurde Bereichsleiter Asset Management. Vor seinem Wechsel zur Allianz war er Sprecher der Geschäftsführung der HVB Asset Management Holding.Bis Ende vergangenen Jahres musste Goldbrunner dann einen großen Teil seiner Arbeitszeit in Frankfurt verbringen. Der Wechsel ins Europageschäft bedeutet nun einen Wechsel zurück nach München. Das Büro in Frankfurt hat Goldbrunner abgegeben. Bayerisch hören nun die europäischen Kunden der Allianz.