Anlageprodukte

Goldprodukte auf der Überholspur

Flucht in Sicherheit treibt Anleger in Edelmetalle - Aufwärtstrend verlangsamt sich

Goldprodukte auf der Überholspur

Von Armin Schmitz, FrankfurtEdelmetall-Produkte haben ein Erfolgsjahr hinter sich. Die Staatsschuldenkrise in Europa und die Furcht vor einer Beschleunigung der Inflation durch die Geldpolitik der Notenbanken sorgen für kräftige Kurssteigerungen bei den Edelmetallen, die als sicherer Hafen für Anleger gelten. Der Goldpreis stieg in 2010 um fast 29 %, Silber verteuerte sich gar um mehr als 80 %. Bei den Anlegern waren Exchange Traded Funds (ETF) oder Traded Commodities (ETC) beliebt, bei denen das Anlegerkapital durch die Hinterlegung von physischen Edelmetallen abgesichert ist. Gemäß einer Erhebung des Branchendienstes Goldessential sollen die Bestände der Gold-ETF 2010 um 16,5 % auf 2 138 Tonnen gestiegen sein. Gegenüber dem Vorjahr war aber eine Verlangsamung des Trends zu beobachten. Das Wachstum lag 2009 noch bei 50 %.Dank den Preissteigerungen bei Gold und Silber gehörten die Edelmetall-ETF und -ETC unter den börsengehandelten passiven Produkten, den sogenannten Exchange Traded Products (ETP), zu den größten Gewinnern im zurückliegenden Jahr. Neben den Notenbanken und der Schmuckindustrie gehören die börsengehandelten passiven Edelmetallprodukte durch ihre Nachfrage inzwischen zu einer wichtigen Stütze der Goldpreisentwicklung. Auslieferung ist attraktivDie Möglichkeit, sich Gold ausliefern zu lassen, ist für die Anleger ein wichtiges Kaufargument. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Edelmetallbestand des SPDR Gold Trust, des weltweit größten Gold-ETF, 2010 um 147 Tonnen auf ein Volumen von 1 280 Tonnen im Gegenwert von 58 Mrd. Dollar stieg. Damit ist das Produkt nach den Notenbanken der USA und Deutschland, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Zentralbanken von Italien und Frankreich, der weltweit sechstgrößte Goldbesitzer. Hinter dem SPDR S & P 500 ist der SPDR Gold Trust gemessen an dem verwalteten Vermögen das weltweit zweitgrößte börsengehandelte Passivprodukt. Mit einem Volumen von 1 320 Tonnen hatte der SPDR Gold Ende Juni 2010 seinen höchsten Bestand. Trotz steigender Goldnotierungen im Dezember konnte diese Marke bisher nicht mehr erreicht werden.Von dem rasanten Preisanstieg bei Silber auf den höchsten Stand der vergangenen 30 Jahre profitierte iShares Silver Trust. Mit einem Bestand von 10 922 Tonnen des Edelmetalls in einem Gegenwert von rund 10,7 Mrd. Dollar war es 2010 nach einer Statistik von Blackrock das zweitgrößte börsengehandelte Edelmetallprodukt. Der Silberbestand nahm im zurückliegenden Jahr um 1 430 Tonnen zu.Obwohl sie in Deutschland nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind, erfreuten sich im gerade abgelaufenen Jahr auch die Schweizer Edelmetall-ETF dank ihres Status als Sondervermögen einer regen Nachfrage. So ist der Gold-ETF der Züricher Kantonalbank mit einem Volumen von 8,4 Mrd. Dollar (6,3 Mrd. Euro) und 188 Tonnen Gold der weltweit drittgrößte Edelmetall-ETF. Der Bestand wuchs im vergangenen Jahr um 42,5 Tonnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Produkten hielten die Zuflüsse von Anlegergeldern auch nach dem Höhepunkt der Griechenlandkrise im Mai bis zum Jahresende kontinuierlich an.Beliebtestes Produkt der Anleger hierzulande ist Xetra-Gold von Deutsche Börse Commodities (DE000A0S9GB0). Jeder Anteil verbrieft einen Lieferanspruch auf 1 Gramm des Edelmetalls. Mit einem Umsatzanteil von mehr als 60 % hat es sich zum beliebtesten Goldprodukt an der Deutschen Börse entwickelt. Vor dem Jahreswechsel verzeichnete das Produkt einen Bestand von knapp 49 Tonnen Gold im Gegenwert von rund 1,6 Mrd. Euro. Mit einem Volumen von 50,04 Tonnen des Edelmetalls erreichte Xetra-Gold seinen Rekordbestand im Juni. Seither konnte dieses Niveau trotz der steigenden Goldnotierungen nicht mehr erreicht werden.Die Option, sich das Edelmetall physisch ausliefern zu lassen, nutzen viele Anleger. Seit der Auflage von Xetra-Gold im November 2007 wurden nach Angaben der Deutsche Börse Commodities bis Ende November 2010 bereits ungefähr 440 Anträge auf Auslieferung des Edelmetalls gestellt.Ob sich der große Erfolg der passiven Edelmetallprodukte auch im laufenden Jahr fortsetzt, dürfte von der weiteren Entwicklung der Staatsschuldenkrise in Europa, vom Dollar-Kurs und der Inflation abhängen. Die Abflachung des Bestandswachstums in der zweiten Hälfte 2010 zeigt dabei, dass der Erfolg der Gold- und Silber-ETF und -ETC kein Selbstläufer ist.