Asset Management

Große Verpflichtungen einer kleinen Kasse

Zusatzversorgungskasse Darmstadt strebt Kapitaldeckung an - Kapital von 570 Mill. bei 2,4 Mrd. Euro Verpflichtungen - Hohe Liquidität

Große Verpflichtungen einer kleinen Kasse

Von Christina Rathmann, FrankfurtGeorg Schilling sagt, es sei eine kleine Kasse. Der Direktor der Zusatzversorgungskasse (ZVK) Darmstadt wacht über 570 Mill. Euro und damit die Betriebsrente von 80 000 Pflichtversicherten und 37 000 Betriebsrentenempfängern in Süd- und Rheinhessen. Doch die kleine Kasse hat große Verpflichtungen. Diese sind fünfmal so hoch wie der aktuelle Kapitalstock. Auf rund 2,4 Mrd. Euro soll die ZVK Darmstadt in den nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahren wachsen. So lange wird es wohl dauern, bis das bisher umlagefinanzierte Betriebsrentensystem für die Arbeiter und Angestellten der Gemeinden in der Region voll ausfinanziert sein wird, erwartet Schilling.Die ZVK Darmstadt ist eine von 17 kommunalen Zusatzversorgungskassen in Deutschland, die – zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung – die betriebliche Altersvorsorge für Angestellte und Arbeiter von Gemeinden tragen. Zusammen mit den fünf kirchlichen Zusatzversorgungskassen verwalten sie nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung (aka) ein Vermögen von rund 38 Mrd. Euro. Lediglich in den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein gibt es so gut wie keine kommunalen Kassen; diese Länder haben die Altersvorsorge für ihre Bediensteten über die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) geregelt. Einnahmen: 150 Mill. EuroDa die Einnahmen der ZVK Darmstadt – im Jahr 2004 waren es rund 150 Mill. Euro – nur unwesentlich höher seien als die Auszahlungen, müsse der zum Aufbau des Kapitalstocks nötige Betrag zunächst aus den Kapitalerträgen kommen, berichtet Schilling. Doch das ist im Moment gar nicht einfach. “Im vergangenen Jahr haben schon alle auf eine Zinswende gehofft, und sie kam nicht. Wenigstens haben die Aktienmärkte etwas gestützt”, beschreibt er die Schwierigkeit, aus dürftigen Anleiherenditen und schwacher Aktienperformance die für die Verpflichtungen der ZVK nötige Rendite zu erwirtschaften. 4 bis 5 Prozent RenditeDie Zusatzversorgungskasse kalkuliert nach Angaben Schillings mit einer jährlichen Rendite zwischen 4 und 5 %. Im vergangenen Jahr habe sie – so viel kann er Mitte Januar sagen – auf jeden Fall über 4 % gelegen, “es hätte aber besser sein dürfen”. In den Jahren zuvor beschreibt er die Wertentwicklung nur als “annähernd auskömmlich”. “Es waren schwierige Jahre.”Angesichts dieser Marktlage weisen die Kapitalanlagen der ZVK Darmstadt derzeit eine Liquiditätsrate von 14 % auf, was “außergewöhnlich hoch” sei, wie Schilling versichert. “15 Mill. Euro Liquidität brauchen wir, um unsere laufenden monatlichen Verpflichtungen bedienen zu können. Aktuell sind es 80 Mill.”Wie die überschüssige Liquidität investiert wird, will die ZVK Darmstadt frühestens im Februar entscheiden. Denn in den nächsten Wochen erst wird die erste Asset-Liability-Studie abgeschlossen, in der der Schweizer Anlageberater PPC Metrics die Risikotragfähigkeit der ZVK untersucht. “Erst dann können wir sehen, ob wir uns vielleicht eine höhere Aktienquote als die derzeitigen 6 % erlauben können – oder ob das schon zu viel ist”, sagt Schilling. Master-KAG bei Helaba InvestDen größten Teil des Vermögens verwalten Schilling und Dezernent Peter Wallisch bei der ZVK selbst. Dies seien lang laufende Inhaber- und Namenspapiere sowie Sparkassenbriefe, für die das Motto “Buy and Hold” gilt. Rund zwei Fünftel der Anlagen (210 Mill. Euro) aber sind seit zwei Jahren in einer Master-KAG gebündelt, die bei der Helaba Invest geführt wird (siehe Grafik). Die sechs Segmente sind an sechs verschiedene externe Advisor vergeben. Einen der größten Vorteile einer Master-KAG, den raschen Austausch von Advisorn bei schlechter Performance, haben Schilling und Wallisch gerade genutzt. Zwei Asset Manager seien vor kurzem gewechselt worden. Um welche Mandate und Adressen es sich handelt, wollen sie nicht sagen. Die Auswahl der Vermögensverwalter erfolgt gemeinsam mit dem Consultant Georg Seil, der auch das monatliche Reporting für die nicht selbst verwalteten Anlagen liefert und bei der Asset Allocation berät. Schilling und Wallisch betrachten ferner den Arbeitskreis Vermögensanlage innerhalb der aka als wichtige “Wissensplattform”.Einen weiteren Vorteil, der gemeinhin für Master-KAGs ins Feld geführt wird, haben Schilling und Wallisch ebenfalls schon genutzt: das Eingreifen in die Kapitalanlagen und ihre Risiken im Sinne eines Overlay Management. “Als der Dollar über 1,24 Euro stieg, haben wir gesichert”, berichtet Wallisch. Oder es wurde eine kürzere Duration der Rentenanlagen vorgegeben, als im vergangenen Herbst eine Zinstrendwende zu erwarten stand.Bei den Immobilieninvestments halten Schilling und Wallisch einen Anteil von bis zu 10 % am Vermögen für sinnvoll. Bei den Immobilien der ZVK Darmstadt handelt es sich meist um Wohnimmobilien in der Region, für die die Kasse tätig ist. Diese stammen zum Teil noch aus einer Zeit, in der eher aus Gründen der Fürsorge für die öffentlichen Bediensteten Wohnraum bereitgestellt wurde als aus Renditegründen. Stille Reserven seien in den historischen Beständen kaum enthalten, sagt Wallisch. Als vor vier Jahren die ZVK Darmstadt auf die kaufmännische Buchhaltung umgestellt hat, seien die Gebäude zu aktuellen Gutachterwerten in die Eröffnungsbilanz gestellt worden. “Es gibt aber auch keine stillen Lasten.”