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Große Vielfalt bei kleinen Aktien

Nebenwerte gelten als volatil und chancenreich - Steigende Dividenden - Allianz Global Investors baut auf Micro Caps

Große Vielfalt bei kleinen Aktien

Die Marktphase ist unübersichtlich, deutsche und europäische Aktien haben in den vergangenen Wochen fast durchweg Federn gelassen. Anleger, die dennoch über einen Einstieg nachdenken, sollten einen Blick auf Nebenwerte werfen.mel Frankfurt – Nebenwerten haftet gerade in riskanten Phasen ein zweifelhafter Ruf an: Die Titel sind oft volatiler als Blue Chips, unter anderem weil Großinvestoren sich im Krisenfall früher von kleineren Unternehmen trennen als von großen. Zudem sind, so die Kritik, gerade bei sehr kleinen Unternehmen die Geschäftsmodelle nicht immer klar strukturiert, die Liquidität ist weniger ausgeprägt als bei Blue Chips und sie sind stärker auf ein intaktes Umfeld mit guter Auftragslage angewiesen, weil ausbleibende Orders nicht so lange toleriert werden können.Die Punkte sind nicht falsch, bilden aber auch nicht die ganze Wahrheit ab. Gerade die günstigen Bewertungen im Krisenfalle sind oft gute Einstiegspunkte für Investoren. Darüber hinaus bewegen sich kleinere Unternehmen oft in Nischen, in denen sie trotz geringer Marktkapitalisierung starke Stellungen mit hoher Preissetzungsmacht haben.Aufgeholt haben die kleineren Unternehmen auch beim Thema Dividenden. Zwar liegen hier die Blue Chips weiter vorne, doch die Ausschüttungen der im MDax notierten Mittelwerte stiegen laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) von 2,8 Mrd. Euro im Jahr 2011 auf gut 3,5 Mrd. Euro 2012. Das ist ein Aufschlag von gut 23 %. Stärker noch war die Steigerung im SDax. Hier kletterten die Dividendenzahlungen um fast 46 % auf rund 830 Mill. Euro. Darüber hinaus steigt die Zahl der ausschüttenden Unternehmen wieder an, nachdem kleine wie große Konzerne seit Beginn der Krise im Jahr 2008 eher knauserig waren (siehe Grafik).Für Anleger sollte gerade im Bereich der Kleinwerte die Dividendenhoffnung aber nur ein Teil der Strategie sein. Abseits der Auswahlindizes schüttete zuletzt nur ein Viertel der Unternehmen aus, teilt die DSW mit. Die kleineren Marktsegmente gelten generell als Umfeld für gute Stockpicker, Aktienspezialisten also, die in der Lage sind, aus einem großen Anlageuniversum möglichst die besten Aktien auszuwählen. Für Investoren besteht unter anderem die Möglichkeit, über einen Fonds auch die Größe der investierten Unternehmen einzugrenzen: So gibt es zahlreiche Produkte, die sich auf Mittelwerte konzentrieren. Einige Asset Manager haben ihr Augenmerk auch auf die sogenannten Micro Caps gelegt, also Konzerne mit besonders kleiner Marktkapitalisierung.So hat etwa Allianz Global Investors (AGI) ein US-Produkt und einen relativ neuen europäischen Fonds im Programm, die sich auf sogenannte Micro Caps spezialisieren. Im Fokus stehen Firmen mit weniger als 200 Mill. Dollar Marktkapitalisierung. Die allerdings machen rund zwei Drittel der börsennotierten Unternehmen in Europa aus – die Auswahl ist also groß. Laut Fondsmanager Peter Kraus von AGI weisen die Kleinstwerte gegenüber den Unternehmen mit größerer Marktkapitalisierung eine ganze Reihe an Vorteilen auf: Es gibt eine deutlich größere Anzahl an interessanten Unternehmen, aus denen der Fondsmanager auswählen kann. Außerdem können kleine Unternehmen aufgrund ihrer Größe deutlich schneller wachsen, was sich in der Regel positiv auf die Kursentwicklung auswirkt. Sie sind zudem häufiger Gegenstand von Übernahmeaktivitäten. Darüber hinaus hält bei Kleinstwerten oft das Management größere Anteile am Unternehmen; der Vorstand hat also einen zusätzlichen Anreiz, das Unternehmen gedeihen zu lassen. Des Weiteren ist der gesamte Markt weniger durchleuchtet, es gibt einen weniger effizienten Informationsfluss, sodass Stockpicker die Möglichkeit haben, deutlich unterbewertete Unternehmen zu finden. Ein weiterer Vorteil: Fondsmanager haben einen besonders direkten Zugang zum Top-Management. “Wenn ich zu den Unternehmen in meinem Fonds Informationen brauche, dann geht der CEO meistens direkt ans Telefon”, erklärt Robert Marren, der für AGI den US-Micro-Cap-Fonds managt. Wer sich mit Blue Chips auseinandersetzt, muss sich hingegen oftmals mit Informationen aus den Investor-Relations-Abteilungen begnügen.Die Analysten von J.P. Morgan hingegen geben sich derzeit für kleinere Werte eher pessimistisch und bevorzugen Mid Caps – unter anderem mit Verweis auf die aktuelle Unsicherheit an den Märkten. Zudem raten sie eher zu Investitionen in den Kernländern Europas als in der Peripherie und bauen auf Aktien von Unternehmen mit einem großen Exportanteil und stabilen Dividenden. Zu den Top Picks der Bank zählen Unternehmen wie Lufthansa und der Autozulieferer Faurecia – Aktien also, die ob ihrer Größe weit am oberen Rand des Nebenwertesegments stehen.