Finanzen persönlich

Gründungswelle bei Handelsplattformen für Zweitmarktfonds

Transparenz wichtiges Auswahlkriterium - Starke Unterschiede bei der Preisermittlung - Auch reine Käuferplattformen existieren

Gründungswelle bei Handelsplattformen für Zweitmarktfonds

Von Leo Fischer Als im Juni des letzten Jahres Gefox, die Zweitmarktplattform der Düsseldorfer Börse für geschlossene Fonds, eingestellt wurde, schien das Revier abgesteckt. Übrig blieb als einzige firmenübergreifende Handelsplattform zunächst die Fondsbörse Deutschland in Hamburg. Firmenübergreifend heißt das: Hier können Fondsanteile aller Emissionshäuser geschlossener Schiffs- oder Immobilienfonds verkauft werden. Daneben unterhalten die meisten Initiatoren eigene Plattformen, zum Teil über das Internet, auf denen die Anleger aber nur die hauseigenen Fonds verkaufen können. Langfristige BindungWer einen geschlossenen Fonds zeichnet, geht grundsätzlich eine langfristige Bindung ein. Er beteiligt sich in der Regel als Kommanditist an einer KG. Nur mit der Mehrheit der Gesellschafter kann diese aufgelöst werden. Ein vorzeitiger Ausstieg ist lediglich möglich, wenn der Kommanditist einen Anleger findet, der in seine Rechten und Pflichten eintreten will. Der Bundesgerichtshof hat erst kürzlich klargestellt, dass ein Anlageberater bei der Vermittlung von geschlossenen Immobilienfonds darauf hinweisen muss, dass die Veräußerung des Anteils nur eingeschränkt möglich ist, weil es keinen funktionierenden Zweitmarkt gibt. Allerdings warf Düsseldorf nicht das Handtuch, weil das Interesse am Zweitmarkt grundsätzlich zu gering gewesen wäre. Die Rheinländer scheiterten an den hohen Zulassungsgebühren. Nachdem Gefox aufgegeben hatte, kam es sogar zu einer Gründungswelle firmenübergreifender webbasierter Plattformen. Im August 2006 nahm dann die Deutsche Sekundärmarkt GmbH (DSM), eine Tochter der Nordcapital, ihren initiatorenübergreifenden Handel mit Zweitmarktanteilen auf. Die DSM wurde aus der hausinternen Plattform von Nordcapital entwickelt. Sie ist die erste Plattform, die von einem Emissionshaus betrieben wird. Wenige Monate später, im Oktober 2006, startete die Deutsche Zweitmarkt AG. An dem Plattformbetreiber sind neben der Hamburger Warburg Bank mit 41 % vor allem Salomon & Partner mit 59 % beteiligt. Salomon & Partner ist über ihre 100 %-Tochter Maritim Invest Marktführer als Initiator von Zweitmarktfonds. Berliner Börse neu dabeiNoch in diesem Quartal will die Berliner Börse über ihre Tochter Zweitmarkt Plus AG ins Geschäft mit Second-Hand-Fonds einsteigen. An der Zweitmarktplus AG ist ebenso wie die Berliner Börse die Quorum Treuhandgesellschaft – beide je zur Hälfte – beteiligt, der auch die HTB, ein Emissionshaus für Zweitmarktfonds, gehört. Die Zweitmarktplus AG kann wie die Hamburger Fondsbörse auf das Alleinstellungsmerkmal verweisen, unter dem Dach einer offiziellen Börse zu arbeiten und damit unter der Börsenaufsicht zu stehen. Nimmt man noch die Zweitmarktplattform von efonds 24 hinzu, der größten internetbasierten Vertriebsplattform für geschlossene Fonds, streiten sich fünf Marktplätze um Käufer und Verkäufer von Anteilen geschlossener Fonds, um die Liquidität, die insgesamt für den Zweitmarkt zur Verfügung steht. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Art der Preisfindung.”Das Preisermittlungssystem der Hamburger Fondsbörse ähnelt am meisten dem der Wertpapierbörsen”, konstatiert Lars Tegtmeier, geschäftsführender Gesellschafter der TKL Fonds, eines Ratingunternehmens für geschlossene Fonds. An der Hamburger Fondsbörse ergibt sich der Kurs als Mittelwert der beiden besten ausführbaren Kaufaufträge.Die Käufer monieren allerdings die fehlende Transparenz, die systembedingt ist. Sie kritisieren, dass sie oft in der letzten Sekunde überboten werden, ohne darauf selbst mit einem höheren Gebot reagieren zu können. Alex Gadeberg, Vorstandsmitglied der Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG, hält dem entgegen: “Das von uns angewandte Einheitskursverfahren stellt vor allem Chancengleichheit zwischen Käufer und Verkäufer her.” Das ist ein wichtiger Aspekt, da es sich bei den Käufern meist um wohlinformierte Experten handelt, bei den Anlegern hingegen oft um Laien. Mehr Umsatz”Zudem sorgt das Einheitskursverfahren für den maximal möglichen Umsatz und für tendenziell höhere Kurse als das Ebay-Versteigerungsverfahren”, so Analyst Tegtmeier. Auch das trägt dazu bei, die Informationsdefizite der Verkäufer auszugleichen. Das Auktionsverfahren wird von den Plattformen DSM und Deutsche Zweitmarkt AG angewandt und soll auch unter dem Dach der Berliner Börse zum Tragen kommen.Alle, die ihm folgen, stellen die überlegene Transparenz in den Vordergrund. Die Berliner Börse wird in der zweiten Stufe mit einem offenen Orderbuch arbeiten. “Das ist aufgrund des großen Programmierungsaufwandes aber nicht von Anfang an möglich”, erläutert Frank Heimsaat, Vorstandsmitglied der Zweitmarkt Plus AG, der vorher für das Ratingunternehmen Scope tätig war. Aber bis dies umgesetzt sei, könne jeder am Bietprozess Beteiligte auf Wunsch Einblick in das Orderbuch erhalten. Für alle Beteiligten transparent läuft auch das Auktionsverfahren bei DSM und Deutsche Zweitmarkt AG ab.Von den Handelsplattformen sind die Käuferplattformen zu unterscheiden. Die Zweitmarktfonds (Maritim Invest und HTB) und efonds 24 sind solche Käuferplattformen. Einziger Aufkäufer bei efonds 24 z. B. ist die Meridian 10, die für institutionelle Anleger attraktive Fonds sucht. Merkmal der Käuferplattform: Der Kaufinteressent nennt einen Preis, der ausstiegsbereite Kommanditist kann diesen nur akzeptieren oder ablehnen. “Welches der unterschiedlichen Handelsmodelle sich letztlich durchsetzt, wird der Markt entscheiden”, meint Eric Romba, Geschäftsführer des Verband der geschlossenen Fonds (VGF).Solange das Nebeneinander der verschiedenen Plattformen besteht, bleibt dem Anleger, der sich von Fonds trennen will, nichts anderes übrig, als auf möglichst vielen Plattformen Preisinformationen zu sammeln. Trotz der Informationsnachteile hat der verkaufsbereite Anleger gute Chancen, einen attraktiven Preis zu erzielen. “Schiffsfonds sind derzeit weitgehend ein Verkäufermarkt”, meint DSM-Geschäftsführer Jürgen Wollny. Geduld gefragtAber wer seine Anteile verkaufen will, braucht auch Geduld. Bei vielen in Hamburg gelisteten Fondsanteilen gibt es überhaupt keine Geldkurse. Sehr oft liegen sie deutlich unter den Preisen, die Kaufinteressenten zu zahlen bereit sind. Und wenn es eine firmeninterne Plattform gibt, sind die Aussichten dort besser, einen Käufer zu finden, als auf von Initiatoren unabhängigen.