Asset Management

Hedgefonds mit Hindernissen

Warum die Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft Bewährtes bevorzugt

Hedgefonds mit Hindernissen

ssc Frankfurt – Dass deutsche Hedgefonds drei Jahre nach ihrem Start nur knapp 3 Mrd. Euro verwalten, liegt maßgeblich an den institutionellen Anlegern: In diese Gruppe hatten die Anbieter große Hoffnungen gesetzt und deswegen Gesamtvolumina im zwei- bis dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich prognostiziert. Bernd Walgenbach, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft, die nicht in Hedgefonds investiert, ist vor allem mit den hohen Kosten und der enttäuschenden Rendite vieler deutscher Produkte unzufrieden. Selbst bei kleinen Hedgefonds-Testinvestments müssten nicht nur die Managementgebühren der Einzel- und Dach-Hedgefonds gezahlt werden, sondern auch für Beratung und Produktauswahl fielen Kosten an, führte Walgenbach auf der Branchenveranstaltung “Hedgework” in Frankfurt aus. Bei Hedgefonds nach ausländischem Recht kämen die Aufwendungen für die Strukturierung eines Zertifikats oder eines ähnlichen Vehikels hinzu. Hohe KostenDies alles summiere sich leicht auf eine Belastung von mehr als 5 % im ersten Jahr und etwa 3 % in den Folgejahren. Diese Kosten müsse der Fonds erst einmal hereinholen – “und es ist die Frage, ob ich die guten Manager finde, die das schaffen”.Die Kasse verzichte daher komplett auf Hedgefonds und investiere ihre 1,1 Mrd. Euro Vermögen zu 80 % in festverzinsliche Papiere, zu 10 % in Aktien und zu 10 % in alternative Anlagen, vor allem europäische Immobilien. Die frühere Pensionskasse der chemischen Industrie Deutschlands betreut branchenübergreifend Pensionsgelder für 60 000 Mitgliedern in 500 Unternehmen. Verluste wahrscheinlicherWährend Hedgefondsanbieter immer wieder Vorwürfe zurückweisen, ihre Produkte seien zu riskant, hält Walgenbach diese Kritik für durchaus stichhaltig. Denn zumindest auf kurze Sicht erhöhten Hedgefonds gegenüber Rentenanlagen die Gefahr, dass das Portfolio Verlust erwirtschafte. Da seine Pensionskasse jederzeit nachweisen müsse, dass sie in der Lage sei, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, führe dies schnell zu Schwierigkeiten – auch wenn kurzfristige Verluste in den kommenden Jahren wettgemacht würden. Durch das geplante neue Versicherungsregelwerk Solvency II werde dieser Druck wohl noch härter.Hinderlich sei aber auch, dass Pensionskassen gesetzlichen Vorschriften zufolge höchstens 1 % ihres Vermögens in Einzel-Hedgefonds investieren dürften. “Ein Investment in dieser Größenordnung hat keinerlei Ergebniseffekt.” Bei größeren Volumina könnten Einzel-Hedgefonds nach Walgenbachs Ansicht durchaus helfen, bestimmte Risikoprofile umzusetzen. Bei Dach-Hedgefonds seien zwar bis zu 5 % erlaubt, doch deren breite Streuung erlaube keine verpflichtungsorientierte Portfoliosteuerung. Vertrieb stärker als RenditeUnzufrieden ist Walgenbach aber auch mit der Leistung der deutschen Hedgefondsanbieter. “Sie sind zwar stark im Vertrieb, haben aber zumindest was die mir bekannten Angebote betrifft, bei der Performance noch nicht die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt.” Aus Sicht der Institutionellen wäre es ein großer Vorteil, mehr performancestarke deutsche Fonds zur Auswahl zu haben, da zu diesen leichter enge Kontakte gepflegt werden könnten als zu ausländischen. Dies lasse ein Investment transparenter und damit weniger risikoreich erscheinen. Ganz fremd seien die Ideen der Hedgefonds den meisten institutionellen Investoren freilich längst nicht mehr: Viele setzen mit Hilfe von Derivaten selbst hedgefondsähnliche Strategien ein, etwa um bei Rentenanlagen in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase höhere Renditen zu erzielen. Bei manchen institutionellen Anlegern – allerdings nicht bei der Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft – machten solche Derivate schon über 50 % des Portfolios aus. Auch diese Anlagen würden von der Aufsicht streng überwacht, allerdings hänge der Umfang dieser Kontrollen anders als bei Hedgefonds stärker von individueller Komplexität und Risikoprofil dieser Anlagen ab. Derivatestrategien auslagernWalgenbach kann sich vorstellen, dass Institutionelle das Management solcher Derivatestrategien verstärkt auslagerten. Damit könne es marktbedingt zu einer Konvergenz zwischen traditionellen Assetmanagern und Hedgefondsprodukten kommen. Allerdings lasse sich nicht leugnen, dass das regulatorische Umfeld vieler Institutioneller – etwa mit den Solvency-II-Regeln – darauf abziele, dass sich Pensionskassen und Versicherer auf sichere, konservative Anlagen beschränkten. Auch dies sei allerdings weniger dramatisch als zum Teil postuliert. Anleger müssten dann eben nach individueller Risikoneigung Investments in alternative Anlagen selbst tätigen, um zusätzliche Renditen zu erwirtschaften.