Hoffnungszeichen für Chinas Wirtschaft
Von Armin Schmitz, FrankfurtGetreu der chinesischen Weisheit “Bohre den Brunnen, ehe du Durst hast” hat die Regierung in Peking mit einem riesigen Konjunkturpaket von rund 450 Mrd. Euro den Kampf gegen die Wirtschaftskrise in ihrem Land früher als die Amerikaner aufgenommen. Es mehren sich die Hinweise, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte wieder Fahrt aufnimmt. Im Unterschied zur Wachstumsrate von 6,1 % auf Jahresbasis ist bei einer Betrachtung auf Quartalsbasis bereits eine Beschleunigung festzustellen: Nach einer Rate von 2,2 % im vierten Quartal 2008 nahm das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten 2009 um 5,8 % zu.Die Analysten von Goldman Sachs schließen nicht aus, dass sie ihre Wachstumsprognose für 2009 nach oben anpassen müssen. Die chinesische Industrieproduktion und der Umsatz der Einzelhändler ist kräftig um 8,3 % auf Jahressicht gestiegen. Auch die Einzelhandelsumsätze lagen zuletzt um 14,7 % über dem Vorjahresniveau. Positiv zu bewerten sind ebenso Meldungen über eine Ausweitung der Kreditvergabe der Banken. “Die Konjunktur hat seit Februar deutlich an Momentum gewonnen”, sagte Sun Mingchun, Volkswirt bei Nomura in Hongkong der Agentur Bloomberg. “Wir erwarten eine V-förmige Erholung.” Er prognostiziert für 2009 ein chinesisches Wirtschaftswachstum von 8 %.Von dem im November aufgelegten Konjunkturprogramm sollen allein 219 Mrd. Dollar in den Aufbau und die Renovierung des Eisenbahnschienennetzes und den Bau von Autobahnen fließen. Dank des Konjunkturpaktes haben die Investitionen etwa in Straßen, Kraftwerke oder Wohnungen in den ersten beiden Monaten um mehr als ein Viertel zugenommen. Bei den Projekten, die von der Regierung unterstützt werden, lag der Anstieg sogar bei 40 %. Hamsterkäufe bei MetallenAuch der Preisanstieg bei den Industriemetallen wird den Chinesen zugeschrieben. So sind die Kupferimporte Chinas im Februar auf ein Rekordhoch gestiegen. Offenbar werden die niedrigen Preise genutzt, um die Lager aufzufüllen. Das Industriemetall hat sich daraufhin um rund 65 % gegenüber seinem Tiefpunkt verteuert. Der Anstieg des Frachtindex Baltic Dry in den vergangenen Monaten wird von den Experten auf die Einfuhren von Rohstoffen durch China zurückgeführt.China scheint also die einzige Volkswirtschaft zu sein, die sich von der weltweiten Rezession abkoppeln konnte. Die Aktienmärkte haben die verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen bereits eingepreist. So ist der Shanghaier A-Share Index seit dem Jahresanfang um 39 % gestiegen, so viel wie keine andere Börse (siehe Chart). Es ist damit der einzige Aktienmarkt, der höher steht als zur Zeit des Konkurses des US-Finanzhauses Lehman Brothers.Analysten von BNP Paribas erwarten, dass vor allem der Eisenbahnbau von den Investitionen besonders profitieren wird, weil dieser Sektor in den zurückliegenden Jahren vollkommen vernachlässigt wurde. Regierungsgelder flossen in erster Linie in den Autobahnbau und den Ausbau der Flughäfen.Nach den neuen Plänen der Regierung soll allein das Schienennetz von 100 000 auf 120 000 km erweitert werden. Vor allem die großen Metropolen haben neue Streckennetze geplant. Dafür seien mehr als 1 000 Hochgeschwindigkeitszüge notwendig, heißt es. Peking hat daher unlängst 100 Hochgeschwindigkeitszüge der neuesten ICE-Generation bei Siemens bestellt. Große Chancen billigt Bruce Wang, Analyst bei BNP Paribas, der China Railway Group (CRG) und der China Railway Construction Corporation (CRCC) zu, weil sie mit einem Anteil von 70 bis 80 % den chinesischen Markt dominieren. Sie beherrschen den Schienenbau über Land wie auch die Erstellung der Eisenbahnlinien in den chinesischen Metropolen. Der Analyst hebt die steigenden Margen durch den Rückgang der Rohstoffpreise in den zurückliegenden Monaten hervor. Interessanter BörsenplatzWegen der Abkoppelung von der weltweiten Rezession gilt China sicherlich als einer der interessanten Börsenplätze. Der Anleger hat eine Reihe von Möglichkeiten, an der Erholung des chinesischen Infrastruktursektors, des Konsums und des Immobilienmarktes zu partizipieren. Da Einzelengagements in Aktien wegen der mangelnden Verfügbarkeit von Information mit einem hohen Risiko verbunden sind, eignen sich aktiv und passiv verwaltete Produkte dazu, ein Investment aufzubauen. Dabei zeigt sich, dass die Performance in den zurückliegenden Wochen vergleichbar hoch war (siehe Tabelle).So konnte das China Infrastructure Index-Zertifikat von Goldman Sachs (DE000GS0SCH4) in den vergangenen drei Monaten rund 27 % zulegen. Mit dem Produkt setzt der Anleger auf 14 Infrastrukturwerte. Dividendenzahlungen werden bei der Berechnung des Index ebenfalls berücksichtigt.Der Index-Tracker auf den GPR/ABN Amro China Property Index (NL0000776870) kam im zurückliegenden Quartal auf eine Performance von 38 %. Das Immobilien-Barometer bildet die Entwicklung von 20 chinesischen Immobilienunternehmen ab. Nachdem die Branche während des Abschwungs erhebliche Einbußen erlitten hat, profitierte der Sektor zuletzt von Gerüchten, dass die Regierung in Peking den Immobilienmarkt stützen wollte.Der Lyxor ETF China Enterprise (FR0010204081) war mit einer Performance von etwas mehr als 28 % seit Mitte Januar der beste Exchange Traded Fund (ETF). Er spiegelt die Entwicklung des Hang Seng China Enterprises Index wider, der die wichtigsten Aktien chinesischer Unternehmen, die an der Hongkonger Börse gehandelt werden (H-Shares), abbildet. Sie waren im Vergleich zu den direkt in China notierten Titeln lange Zeit günstiger bewertet.Von der positiven Entwicklung profitierten auch die aktiv gemanagten Fonds wie der Allianz RCM China Fund (IE0004874099) oder der Fidelity Funds China Focus (LU0173614495). Beide Fonds erreichten seit Mitte Januar jeweils eine Performance von 27 %. Damit gehören beide Fonds zu den besten Produkten ihrer Kategorie. Trotz des heftigen Einbruchs im vergangenen Jahr erzielte das Fidelity-Produkt über den Fünfjahreszeitraum eine Rendite von durchschnittlich 14,6 % p. a., der Allianz-Fonds kam auf eine von 10,6 % p. a.Die Fonds eignen sich wie auch die Zertifikate und Exchange Traded Funds im Rahmen eines Core-Satellite-Ansatzes als Depotbeimischung zur Renditeoptimierung.