Hohes Risiko bei niedrigem Ertrag
Die Börse spricht über den Entry Standard. Das Börsensegment, das in der Nachfolge des gescheiterten Neuen Marktes den Emittenten den Sprung aufs Börsenparkett erleichtern soll, bereitet den Anlegern keine rechte Freude. So weist der Entry-Standard-Index, der die führenden 30 Werte abbildet, eine äußerst enttäuschende Entwicklung auf. Vergleicht man beispielsweise den Indexstand von vor einem Jahr mit dem aktuellen Niveau, so ist ein sattes Minus von rund 33 % zu beklagen. Das ist schon bemerkenswert, denn im gesamten Sortiment der Indizes der Deutschen Börse, die den deutschen Aktienmarkt oder Teile davon abbilden, findet sich angesichts der beeindruckenden Hausse wohl kein anderes Kursbarometer mit einer ähnlich unterirdischen Performance. Zum Vergleich: Der Small-Cap-Index SDax hat im selben Zeitraum ein beachtliches Plus von 21 % erreicht, der TecDax eines von 22 %.Es lässt sich zugegebenermaßen einwenden, dass gerade der Zwölfmonatsvergleich den Entry Standard in einem ausgesprochen schlechten Licht erscheinen lässt. Vor etwa einem Jahr war der Index nämlich in der Nähe seines bisherigen Allzeithochs von mehr als 1 600 Punkten, von dem er sich deutlich bis auf aktuell rund 1 100 Punkte entfernt hat. Aber auch eine Betrachtung seit dem Start des Segments offenbart eine im Vergleich zum Gesamtmarkt signifikant unterdurchschnittliche Entwicklung.Nun hatte die Deutsche Börse beim Start des Entry Standard laut und deutlich erklärt, dass das Segment für den unbedarfteren Privatanleger nicht geeignet ist. Es droht also keine massive Schädigung von Kleinanlegern, wie es sie im Neuen Markt gegeben hat. Der Entry Standard richtet sich stattdessen an Investment-Profis. Diese werden sich aber zunehmend fragen, was sie in dem Segment noch sollen. Das Investmentrisiko ist wegen der reduzierten Publizitätspflichten deutlich größer als im General und Prime Standard, der erforderliche höhere Ertrag, der mit diesem Risiko korrespondiert, lässt gleichwohl auf sich warten. Dies sowie die Skandale um Neosino, Eutex und Amitelo könnten dafür sorgen, dass aus dem zugkräftigen Werbeschild des Entry Standard ein Warnhinweis wird, der einen Großteil der Anleger abschreckt. Die Deutsche Börse sollte das Konzept des Entry Standard noch einmal auf den Prüfstand stellen. Ansonsten droht wie beim Neuen Markt ein frühes Ende.