Kapitalanlage

Im Sog des Stahlbooms

Steigender Bedarf verteuert Legierungsmetalle - Molybdän-Investition über Minenaktien möglich

Im Sog des Stahlbooms

Von Armin Schmitz, Frankfurt Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums in China und Indien ist der Hunger nach Industriemetallen groß. Vor allem der Bedarf nach rostfreiem Stahl ist hoch. Im ersten Halbjahr 2007 wurde mit 652 Mill. Tonnen 8,4 % mehr Rohstahl erzeugt als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Ein erheblicher Teil dieses Zuwachses entfiel erneut auf China, das die Produktion um 17,8 % auf 237 Mill. Tonnen ausweitete. Der Boom beim Stahlpreis zieht allerdings auch eine ganze Reihe anderer Metallnotierungen mit sich nach oben wie Nickel, Chrom und auch Molybdän. Dabei handelt es sich meistens um wichtige Legierungsmittel für rostfreie Edelstähle. Bei der Herstellung von Edelstahl werden Metalle wie Nickel, Chrom und Molybdän dem Produktionsprozess beigefügt. In kleinen Zusätzen dienen sie zur Härtung und zur Verhinderung der Versprödung von Stahl. Mehr als zwei Drittel des hergestellten Molybdäns wird zur Erzeugung von Metalllegierungen wie Ferro-Molybdän verbraucht. Molybdän steigert die Festigkeit, die Korrosions- und Hitzebeständigkeit. Daher wird das Metall zur Herstellung von Flugzeug- und Raketenteilen verwendet. AngebotsdefizitMolybdän fällt als Nebenprodukt (Molybdänit) im Kupferbergbau an. Die Hauptvorkommen sind in den USA, Chile, China, Kanada und Peru. Größter Produzent sind dabei die Vereinigten Staaten mit einem Ausstoß von 60 500 Tonnen pro Jahr. Die Weltproduktion lag entsprechend einer Erhebung der geologischen Gesellschaft der USA im letzten Jahr bei 179 000 Tonnen. Das Nachfragewachstum liegt nach Schätzungen von Analysten bei durchschnittlich 4 bis 5 % jährlich. Aufgrund des hohen Bedarfs bei der Stahlproduktion stehen sinkende Exporte aus China und limitierte Produktionseinheiten zur Verfügung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Preis für Molybdän parallel zu den Stahlpreisen sehr stark gestiegen ist. Seit Jahresanfang hat sich der Zusatz um rund 38 % verteuert. Im Unterschied zu den anderen Metallen kann der Anleger bisher nicht über Optionen oder Terminkontrakte auf die Entwicklung des Legierungsmittels setzen. Dem Anleger steht lediglich der Weg über die Aktien von Minengesellschaften offen, um vom Preisanstieg von Molybdän zu profitieren. Nach der Übernahme von Phelps Dodge gilt Freeport-McMoRanin als größter Molybdänproduzent. Das Unternehmen gibt Reserven von 1,9 Mrd. Pfund an. Bis 2010 will das in New Orleans beheimatete Unternehmen jährlich durchschnittlich 74 Mill. Pfund oder 513 888 Kilogramm Molybdän fördern. Die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 11 preiswert. Mit dem Kauf einer Freeport-Aktie erwirbt der Anleger allerdings ein im Bereich Kupfer und Gold diversifiziertes Unternehmen. Der Molybdän-Bereich trägt nur zu einem Sechstel zu dem Gewinn pro Aktie bei. Die Aktie notiert derzeit auf einem Rekordhoch. Neben dieser sehr breit aufgestellten Minengesellschaft gibt es aber nur wenige Unternehmen, die sich ausschließlich auf den Abbau des Molybdäns fokussiert haben. Abbau über TageEinem Optionsschein auf Molybdänpreisentwicklung gleich kommt die Investition in die nordamerikanische Thompson Creek Metals (ehemals Blue Pearl Minerals). Sie ist heute der weltweit größte börsennotierte reine Molybdän-Produzent. Zum Unternehmen gehören insgesamt drei verschiedene Minen in der kanadischen Provinz British Columbia. Die wichtigste ist Thompson Creek, die vor fast 25 Jahren von Standard Oil errichtet worden ist. Dies ist die zweitgrößte Molybdän-Mine. Dort kann Molybdän im Tagebau gefördert werden. Nach Angaben des Unternehmens reichen die nachgewiesenen Reserven und Ressourcen zehn Jahre lang für einen weiteren Abbau. Thompson Creek Metals geht von wirtschaftlich abbaubaren Reserven von 170 Mill. Pfund und 370 Mill. Pfund nachgewiesenen Ressourcen aus. Derzeit werden rund 30 000 Tonnen täglich abgebaut. Bis zum Jahr 2008 soll dies auf 50 000 Tonnen gesteigert werden. Angesichts des explodierenden Molybdän-Preises und der geologischen Beschaffenheit dürften sich die wirtschaftlich abbaubaren Reserven in den kommenden Jahren sogar noch deutlich erweitern lassen. Mit einem für Ende 2007 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 sind die Anteile von Thompson Creek Metals genauso hoch bewertet wie die Aktien von Freeport. Die Markttechnik der Aktie ist sehr positiv. Der Kurs steht vor einem neuen Kaufsignal.Insgesamt eignen sich die Aktien der Molybdän-Anbieter zur Depotbeimischung. Für Anleger bleibt darüber hinaus nur noch die Möglichkeit, über einen in Kanada notierten börsengehandelten Rohstofffonds (ETF) in Molybdän zu investieren.