Im Westen was Neues
Die Börse spricht über die globale Konsolidierung unter den Börsenbetreibern, die mit dem jetzt entbrannten Bieterwettstreit um den US-Terminmarkt Chicago Board of Trade (CBoT) in den Mittelpunkt gerückt ist. Die Deutsche Börse könnte davon profitieren, wenn es der Intercontinental Exchange gelingen sollte, die bereits vereinbarte Übernahme des CBoT durch die Chicago Mercantile Exchange (CME) zu verhindern. Gespräche zwischen Frankfurt und der CME hatte es vor einiger Zeit gegeben, sie könnten neu belebt werden und zu einer Elefantenhochzeit der beiden Börsenbetreiber führen.Es gibt aber noch eine weitere deutsch-amerikanische Kombination, die US-Analysten immer mal wieder ins Spiel bringen und die durchaus ihren Charme hätte. Dies wäre ein Zusammenschluss von Deutscher Börse und Nasdaq. Eine solche Liaison hätte für alle Seiten Vorteile. Beide Gesellschaften haben wegen gescheiterter Fusionsbemühungen Imageschäden zu verwinden und sollten daher an einem großen Wurf interessiert sein. Überschneidungen gibt es praktisch keine. Im Gegenteil: Man ergänzt sich prächtig. Die Nasdaq ist mit 2,3 Mrd. Dollar recht hoch verschuldet, ihr Kerngeschäft ist aber gesund, sie jagt der Nyse Marktanteile im US-Aktienhandel ab. Die Deutsche Börse ist finanziell gesund und ertragsstark, leidet aber als europäisches Unternehmen unter einer vergleichsweise niedrigen Bewertung. Beiden Börsenbetreibern fehlt es derzeit ein wenig an attraktiven Zukunftsperspektiven. Und was die Meriten einer Fusion betrifft, gelten fast alle Aussagen, mit denen Nyse und Euronext für ihre transatlantische Verbindung geworben haben. Man würde also möglicherweise bei den Aktionären offene Türen einrennen. Wie man transatlantisch fusioniert, hat ebenfalls Nyse Euronext vorgemacht: Man gründet eine Holding in den Niederlanden. Mittels einer zusätzlichen Stiftungskonstruktion lässt sich verhindern, dass die strenge US-Wertpapierregulierung auch in Europa ihre Wirkung entfaltet.Was die Aktionäre betrifft, so könnten die bei der Nasdaq engagierten Private-Equity-Firmen an einem Exit interessiert sein, und auch die angloamerikanischen Finanzinvestoren der Deutschen Börse dürften nicht abgeneigt sein. Lösbar müsste auch die Führungsfrage sein. Es böte sich eine Doppelspitze aus Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni als oberstem Aufseher und dem ehrgeizigen Nasdaq-Chef Robert Greifeld als CEO an.