Immobilien

IVG setzt auf das Geschäft mit Kavernen

"Spartenergebnis könnte sich verdoppeln"

IVG setzt auf das Geschäft mit Kavernen

bf Frankfurt – Der Immobilienkonzern IVG will das Geschäft mit Kavernen deutlich ausbauen. Die IVG hatte im Frühjahr 33 dieser unterirdischen Salzlagerstätten für Gas und Öl vom Bund für 132 Mill. Euro übernommen, und die Nachfrage nach weiteren Kavernen sei sehr groß, sagte IVG-Finanzvorstand Dirk Matthey in Frankfurt. Matthey bezeichnete das Kavernen-Geschäft auf der Konferenz “Initiative Immobilien-Aktie” als sehr lukrativ. Das für 2005 erwartete operative Ergebnis bei Logistikimmobilien – davon entfällt ein Großteil auf Kavernen – von 25 Mill. Euro werde die IVG wohl schon “kurzfristig verdoppeln” können. Im ersten Halbjahr hatte die IVG das Ebit konzernweit um ein Drittel auf 87,5 Mill. Euro in die Höhe geschraubt, der Überschuss verdoppelte sich auf 24,8 Mill. Euro. Bis Jahresende soll der Nettogewinn auf rund 100 (i. V. 74,5) Mill. Euro steigen. Ruhrgas als MieterVon den 33 Kavernen standen nach Mattheys Worten zum Zeitpunkt des Kaufs zwölf leer. Deshalb auch habe die IVG einen attraktiven Preis erzielt. “Wir bezahlen schließlich für unvermietete Immobilien in der Regel auch weniger als für vermietete.” Mittlerweile habe die IVG für elf dieser Kavernen langfristige Mietverträge – “mindestens 30 Jahre” – mit Eon-Ruhrgas abgeschlossen. Die langfristige Vermietung an Geschäftspartner erster Bonität erlaube eine günstige Finanzierung der Transaktion, erklärte der Konzern im Zwischenbericht. Alleine in diesem Geschäft habe die IVG eine Gesamtkapitalrendite von 15 % erzielt, “die Eigenkapitalrendite liegt über 30 %”, sagte der Finanzchef.IVG hatte die Anlagen bereits Mitte der 1970er Jahre errichtet und seitdem treuhänderisch für den Bund betrieben. Zusammen mit sieben eigenen, langfristig vermieteten Kavernen verfügt IVG damit über neun Gas- und 31 Ölkavernen. Das gesamte Mietvolumen betrage mehr als 45 Mill. Euro jährlich und werde sich noch deutlich erhöhen. In den Ölkavernen liegen Teile der gesetzlich vorgeschriebenen strategischen Reserve der Erdölbevorratungsorganisationen Deutschlands, der Niederlande und Portugals. Baurechte in pettoDer Konzern besitzt Matthey zufolge das Recht, 40 weitere Kavernen zu bauen. Derzeit liefen Gespräche mit der britischen Chemiergruppe Ineos, die in der Nähe von Wilhelmshaven und damit in der Nähe der Kavernen ihre Produktion erweitern wolle. Für einen speziellen Produktionsprozess benötige Ineos Salzwasser, das die IVG liefern könne – die leeren Kavernen inmitten von Salzstöcken sind mit Wasser gefüllt, das beim Einfüllen von Öl und Gas eigentlich in die Nordsee abgepumpt wird. Hier könne die IVG mit der Ineos gleich doppelt ins Geschäft kommen. Die Gespräche seien noch nicht beendet, Matthey zeigte sich jedoch optimistisch über ein Zustandekommen der Kooperation. Net Asset Value steigt Schon jetzt haben die Kavernen ihre Spuren auch in der Marktbewertung hinterlassen. Der Net Asset Value (NAV), also das Konzernvermögen zu Marktpreisen abzüglich der Schulden, hat sich nach Mattheys Worten seit Jahresbeginn von 15,20 Euro bis dato auf rund 16,20 Euro erhöht. Bis Jahresende sei mit einer weiteren Erhöhung zu rechnen. Die 1,9 Mrd. Euro schwere IVG notiert mit 16,30 Euro trotz des enormen Kursanstieges in diesem Jahr noch immer nur knapp 1 % über ihrem NAV. “Damit sind wir überhaupt nicht zufrieden”, sagte Matthey mit Verweis auf das Wachstum in allen Geschäftsfeldern und die Fantasie durch die erwartete Zulassung von Reits in Deutschland. Top-Performer in Europa wie die französische Unibail oder Metrovacesa aus Spanien werden 50 % über ihrem NAV gehandelt, am anderen Ende der Range gesteht die Börse aber auch Immobilienriesen wie British Land derzeit nur eine Börsenbewertung knapp ein Viertel unter dem NAV zu. “Sal. Oppenheim bleibt” Seit Sal. Oppenheim und die HSH Nordbank im Februar die IVG-Anteile der angeschlagenen WCM übernommen haben – die eigentlich ins Auge gefasste Versteigerung des Pakets war unter Protest der WCM abgesagt worden -, hat sich das Papier rasant entwickelt. Das 25,1 %-Paket, für das Sal. Oppenheim dem Vernehmen nach 270 Mill. Euro gezahlt hat, wäre heute, acht Monate später, 475 Mill. Euro wert. Allerdings haben sowohl Sal. Oppenheim als auch die HSH Nordbank den Kursverlauf genutzt und im September jeweils 5 % verkauft. Heute kontrolliert Sal. Oppenheim noch 20,1 % der Papiere, die HSH Nordbank ist mit 5,1 % dabei, der Rest des Kapitals ist gestreut. Matthey deutete an, dass sich die HSH Nordbank langfristig auch vom Rest der IVG-Anteile trennen könne, da kein strategisches Interesse bestehe. Sal. Oppenheim jedoch bleibt nach seiner Einschätzung als strategischer Investor an Bord, zumal über die gemeinsame Immobilien-KAG “richtig gute Synergiepotenziale” zu heben seien.