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Japan wieder im Fokus der Investoren

Analysten sehen gute Wachstumsperspektiven - Aktien deutlich unterbewertet - Nur Moody's malt düsteres Bild für Unternehmen

Japan wieder im Fokus der Investoren

Nach dem Schreckensjahr für Japan, in dem ein Erdbeben, der anschließende Tsunami und die Atomkatastrophe das Land in den Ausnahmezustand versetzten, werden die Aussichten für Aktienanlagen für 2012 von vielen Banken und Fondsgesellschaften wieder als gut erachtet. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen.la Frankfurt – Schon wenige Tage nach der Naturkatastrophe und dem Atom-GAU im März vergangenen Jahres, als das Ausmaß noch gar nicht abzuschätzen war, hatte US-Investor Warren Buffett bereits die günstige Gelegenheit für Zukäufe gepriesen und japanische Aktien empfohlen. Inzwischen zeigen sich Banken und Fondsgesellschaften auf breiter Front sehr optimistisch, wobei allerdings konkrete Kaufempfehlungen für einzelne Titel noch selten sind.Betont werden die niedrigen Bewertungen japanischer Titel im historischen Vergleich wie auch gegenüber anderen Regionen, das Wirtschaftswachstum im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau nach der Erdbeben- und Flutkatastrophe und die Exportchancen aufgrund des zurzeit schwachen Yen. Während die globale Wirtschaft Zeichen der Abkühlung zeige, präsentiere sich Japan robust, meint Shogo Maeda, Leiter japanische Aktien beim britischen Vermögensverwalter Schroders.Schon im dritten Quartal 2011 war Japans Wirtschaft wieder auf dem Wachstumspfad. Die durch die Naturkatastrophen gerissenen Lieferketten waren schnell wieder geschlossen und Produktionsanlagen wieder aufgebaut. Dass diese Dynamik sich im vierten Quartal erneut abschwächte, war vor allem auf externe Faktoren zurückzuführen. So wurden durch die Fluten in Thailand Lieferketten unterbrochen und der Export wurde durch die schwache Konjunktur wichtiger Abnehmerländer gedrückt, heißt es in einem Bericht der Commerzbank.Die Analysten der Großbank rechnen für das erste Halbjahr 2012 aber wieder mit deutlichem Wachstum der japanischen Wirtschaft. Auf das ganze Jahr wird eine Rate um 2,3 % erwartet. Die Wiederaufbauarbeiten nach der Katastrophe sollten zu einer höheren Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern führen, heißt es.So ist die japanische Industrieproduktion im Januar erneut gegenüber dem Vormonat gewachsen, und zwar um 2,0 % (s. Grafik). Die Commerzbank rechnet hier nun mit einem anhaltenden Aufwärtstrend. Die Einschränkungen bei den Produktionskapazitäten würden zusehends beseitigt. Z. B. würden hohe Gasimporte die durch den Tsunami geschrumpfte Energieversorgung ausgleichen. Außerdem wird erwartet, dass die Lieferketten zu Thailand bald wiederhergestellt sind. Auch beim Export rechnet die Commerzbank mit einer Aufwärtsbewegung. So werde dieser durch den aktuell schwachen Yen gestützt. Zudem geht die Bank von einer weltwirtschaftlichen Konjunkturerholung aus.Die Fondsgesellschaft Fidelity sieht in der durch den Wiederaufbau bedingten privaten und öffentlichen Nachfrage im ersten Halbjahr wie auch in den ersten Anzeichen für ein Anziehen der US-Konjunktur positive Impulse. Diese sollten die weiterhin gedämpfte Stimmung der Unternehmen, die auf dem – trotz der derzeitigen Schwäche des Yen – im langjährigen Vergleich immer noch sehr hohen Niveau der Währung beruht, abfedern.Kritischer äußert sich die DZ Bank. Zwar seien die Belastungen durch das Erdbeben weitgehend verkraftet, doch habe sich das weltweite Konjunkturumfeld verschlechtert. Auch von der Euro-Schuldenkrise gingen noch Störeinflüsse aus. Die Bank verweist darauf, dass die Vorteile des schwächeren Yen im Export im Gegenzug auch die Einfuhren verteuerten, was wegen der ohnehin schon hohen Ölpreise brisant sei. Denn dadurch drohe den Unternehmen ein zusätzlicher Kostenschub. Deshalb werde zunächst eine Konsolidierung am japanischen Aktienmarkt erwartet. Für die Frühjahrsmonate rechnet die DZ Bank aber wieder mit einer freundlichen Börsentendenz.Ein eher düsteres Bild für die japanischen Unternehmen malt dagegen Moody’s: Der negative Ratingtrend werde wohl auch 2012 anhalten, schreibt die Ratingagentur. Sie spricht von lahmer Binnennachfrage und schwachen Exporten, die durch die Impulse aus dem Wiederaufbau nicht abgefangen werden könnten. Zudem stellten die mit der Staatsschulden- und Finanzkrise verbundenen Unsicherheiten ebenfalls Risiken dar. Autobranche im AufwindWas einzelne Branchen angeht, erwartet z. B. Schroders, dass der Automobil- und der Energiesektor 2012 “ins Rampenlicht treten und positive Erträge erwirtschaften werden”. Auch Fidelity hält die Bewertung japanischer Automobilhersteller und -zulieferer nach einer Verkaufswelle im vergangenen Jahr für sehr interessant. 2012 dürfte nach ihrer Einschätzung ein Jahr der Erholung für diese Branche werden. Firmen im Bereich der Förderung und Weiterverarbeitung fossiler Energieträger dürften der Fondsgesellschaft zufolge in den kommenden zwei bis drei Jahren von den strukturellen Änderungen des japanischen Energiesektors profitieren. Auch die Fundamentaldaten japanischer Telekommunikationsunternehmen seien weiter positiv. Fidelity verweist zudem auf japanische Finanzwerte, die derzeit attraktiv bewertet seien und anders als viele internationale Wettbewerber nur wenig Staatsanleihen in ihren Büchern hielten.