Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Kirchen und Bond-Spreads

Börsen-Zeitung, 13.1.2007 Die Börse spricht über die Bond-Community und ihre Roadshows, auf denen mitunter allerhand Skurrilitäten auftauchen. Bevor eine Investmentbank einen Bond für einen Emittenten an den Markt bringt, haben Sales & Co aus dem...

Kirchen und Bond-Spreads

Die Börse spricht über die Bond-Community und ihre Roadshows, auf denen mitunter allerhand Skurrilitäten auftauchen. Bevor eine Investmentbank einen Bond für einen Emittenten an den Markt bringt, haben Sales & Co aus dem Konsortium einiges zu tun, um einen erfolgreichen Deal zu schnüren. Wichtig sind die Roadshows. Meist sind die Verantwortlichen mit mehreren Teams unterwegs und besuchen diverse Investoren. Derartige Roadshows dauern für kleinere Emissionen wenige Tage. Bei größeren Deals kann ein Emittent mit den Investmentbankern aber auch schon mal zwei Wochen auf Reisen sein. Dem interessierten Bondpublikum dargestellt werden die Solidität des Unternehmens, die Ertragsaussichten, die Rating-Stabilität und bei Covered Bonds natürlich die Qualität des Cover Pools, d. h. des Deckungsstocks an Vermögenswerten, mit denen der Bond besichert wird. Eine Adresse, die beim Bondpublikum um Kredit bittet, wird bei Investoren aller Couleur vorstellig. 100 bis 150 besuchte Investoren sind für einen einzigen Bond keine Seltenheit. Angefangen bei den üblichen Verdächtigen wie Zentralbanken, Banken, Versicherungen und Pensionskassen über Corporates bis hin zu Fonds. Aber auch Asset Manager von kirchlichen Finanzorganisationen stehen mit auf der Liste der Besuchten.Wie man aus der Community hört, sind gerade Letztere besonders interessiert, viel über den Emittenten zu erfahren. Wichtig ist den Asset Managern kirchlicher Finanzorganisationen der Aspekt der ethischen und moralischen Vertretbarkeit des Investments. Verständlich: Wie sollte dieser Asset Manager seinen Oberhäuptern auch erklären, dass er Geld der Gläubigen zur Refinanzierung von Hypotheken im Rotlichtviertel einer Stadt oder zum Bau des Gebäudes eines Rüstungskonzerns verwandt hat? Etwa zwei Stunden soll ein Präsentationsgespräch bei einer kirchlichen Finanzorganisation gedauert haben, mit dem die Investmentbanker einen Covered Bond schmackhaft machen wollten. Gerade einmal eine halbe Stunde ging es um die moralischen und ethischen Aspekte der Investition. Als diese Zweifel ausgeräumt waren, interessierten sich die Asset Manager nur noch für eines: “Sagen Sie mal, wie viel Spread wird denn auf dem Ticket stehen, sprich: was springt für mich dabei raus?” – das war das Thema für den Rest der Sitzung. Alles andere soll reines Vorgeplänkel gewesen sein.