Kapitalanlage

Kurse bei Uranminen sind heiß gelaufen

Analysten warnen vor Spekulationsblase - Nur gut informierte Anleger sollten Investments eingehen

Kurse bei Uranminen sind heiß gelaufen

Von Markus Gärtner, Vancouver Das Uranfieber an den Börsen hat einen Siedepunkt erreicht. Nachdem sich die Preise für das radioaktive Metall allein 2006 verdoppelt haben und der massive Ausbau der Kernkraft in Ländern wie Indien und China die Fantasie weiter beflügelt, legte ein Korb mit den Aktien der 35 größten Uranminen in den vergangenen zwölf Monaten um rund 90 % zu, meldet das Brokerhaus Sprott Securities in Toronto. Kanada gilt als der weltweit führende Produzent von Uranerz. Die Hitliste der zehn Papiere mit den größten Kurszuwächsen von Sprott Securities führt das Explorationsunternehmen Strateco Resources aus Quebec mit einem Plus von 777 % an, gefolgt von Forsys Metals mit immer noch satten 596 % und JNR Resources mit 344 %. Hunderte junger Minengesellschaften oder Explorationsfirmen haben sich in diesem Umfeld in jüngster Zeit an die Börsen getraut und dabei allein im vergangenen Jahr 2 Mrd. Dollar Kapital eingesammelt. Überhitzung”Ich habe den Uranmarkt seit 20 Jahren nicht so aufgebläht gesehen wie jetzt”, warnt der Rohstoffanalyst Victor Lazarovici beim Investmentberater BMO Nesbitt Burns in Toronto. Selbst Managern der unter Strom stehenden Industrie, die von den massiven Kurszuwächsen profitieren, wird es langsam etwas mulmig. “Viele der Neulinge brauchen noch Jahre, bis sie in die Produktion gehen können”, sagt Neal Froneman, der CEO von SXR Uranium One, der an den Börsen von Toronto und Johannesburg notierten Gesellschaft, die in den vergangenen Wochen für 3,1 Mrd. Dollar die Übernahme der kanadischen UrAsia abschloss. Die Transaktion formte die weltweit zweitgrößte Urangesellschaft und die einzige, die in jedem der fünf führenden Herstellerländer produziert: Kasachstan, Südafrika, Australien, USA und Kanada. “Viel von dem Kapital, das heute eingesammelt wird, setzt auf Schrott”, wettert Froneman, der vorhersagt, “wenn diese Rally endet, wird es allen wehtun”. Seine Warnung wird von einigen Beobachtern geteilt.Doch die Verdoppelung der Aktienpreise für Gesellschaften wie SXR Uranium, Forsys Metals und Denison Mines allein seit Oktober lässt so manchen Analysten doch noch auf eine Fortsetzung der Rally hoffen. “Wenn die Nachfrage stark bleibt”, sagt Adam Schatzker bei der Investmentbank RBC Capital Markets in Toronto vorher, “erwarten wir, dass die Notierungen ein viel höheres Niveau erreichen können.” Doch selbst die Optimisten versehen ihre Prognosen inzwischen mit Einschränkungen. “Es ist noch nicht zu spät zum Einsteigen”, erklärt Bart Jaworski, Analyst beim Vermögensberater Raymond James in St. Petersburg, Florida, “doch Sie sollten Papiere von Firmen kaufen, die starke Wachstumsperspektiven, solide Finanzen und ein erfahrenes Führungsteam haben.”Für Jaworski gehören dazu Titel wie die des weltweit größten Uranproduzenten, der kanadischen Cameco, deren Kurs seit dem Herbst um über ein Viertel zulegen konnte. Cameco hatte am 23. Oktober berichtet, dass seine Cigar Lake-Mine im Nordwesten Kanadas nach einem Unfall von Grundwasser aufgefüllt wurde und sich die Produktion verzögern wird. Anfang 2006 hatte Cameco noch angekündigt, mit der Produktion in diesem Jahr zu beginnen und sie bis 2010 auf 18 Mill. Pfund pro Jahr hochzufahren, über 10 % der weltweiten Nachfrage. Doch am 19. März musste das Unternehmen einräumen, dass die Förderung nicht vor 2010 beginnen wird.Die Probleme mit der Cigar Lake-Mine verdeutlichen, wie angespannt und anfällig die Wertschöpfungskette im Uranmarkt ist. 2006 ging die weltweite Minen-Produktion um 4,6 % auf 103 Mill. Pfund zurück. Die 435 existierenden Kernkraftwerke auf der Welt benötigen laut der World Nuclear Association in London 173 Mill. Pfund. Das heißt, nur 60 % des Urans, das in den Reaktoren benötigt wird, kommen aus Bergwerken. Der Rest stammt aus abgerüsteten Atomwaffen sowie Vorräten, die in den vergangenen 20 Jahren angelegt wurden, als Kernkraft auf dem Rückzug war. Doch weltweit werden bis 2020 168 neue Kraftwerke gebaut. Allein deren Bedarf würde schnell das gesamte Vorkommen von Cigar Lake erschöpfen. Selbst diese prächtigen Langfristperspektiven können nicht die Sorgen vor einer anstehenden Korrektur zerstreuen. “In diesem Markt ist viel mehr Spekulation als noch vor einem Jahr”, sagt Lazarovici. Die Korrektur, sagen jene, die sie erwarten, werde auch die großen Titel nicht verschonen. “Cameco ist eine sehr gute Firma”, erklärt Stephen Jarislowsky, Chef des Fondsverwalters Jarislowsky Fraser in Montreal, “aber der Kurs ist einfach sehr hoch gestiegen, er ist überhitzt.”Statt auf Aktien können Anleger über mehrere Zertifikate auf Aktienbaskets oder Indizes von Uranproduzenten setzen. Es wird ein Uran-Basket-Zertifikat von der UBS oder ein Produkt auf den Urax, den World Uranium Index der Société Générale angeboten. Diese Produkte nehmen die Auswahl der richtigen Aktien ab und erlauben ein diversifiziertes Investment in den Markt. Für Anleger, die Verluste nicht in Kauf nehmen wollen, bietet Lehman Brothers die Uranium-Garant-I-Anleihe mit einer Kapitalgarantie an.