Asset Management

Man Investments treibt Deutschland-Geschäft voran

Vertriebschef: Fokus auf Dachhedgefonds - Wachsender Risikohunger - Nachfragedelle nach Amaranth überwunden

Man Investments treibt Deutschland-Geschäft voran

Von Stefanie Schulte, Frankfurt Im Gegensatz zu etlichen deutschen Dachhedgefonds-Anbietern, die sich 2006 nach enttäuschenden Ergebnissen aus diesem Geschäft zurückgezogen haben, will die britische Man Group ihr Deutschland-Geschäft weiter ausbauen. Dabei sollten sogar gezielt Dachhedgefonds forciert werden, sagte Christoph Möller, Global Head of Sales der Asset-Management-Tochter Man Investments, der Börsen-Zeitung: “Private-Banking-Kunden und institutionelle Investoren haben in Deutschland noch weit geringere Anteile ihrer Portfolien in Hedgefonds investiert, als im Ausland üblich ist”. Zweistelliger MarktanteilÜber das für deutsche Kunden verwaltete Vermögen der in London börsennotierten Man Group wollte Möller keine Auskunft geben. Den Marktanteil seines Unternehmens am deutschen Hedgefonds-Geschäft schätzt er auf 15 % bis 18 %. Eingerechnet seien sowohl Hedgefonds nach deutschem Recht als auch Produkte, die im Mantel von Genussscheinen oder Zertifikaten angeboten werden. Das deutschlandweite Volumen von allen Hedgefonds-Produktarten schätzen Branchenbeobachter auf insgesamt gut 20 Mrd. Euro. Die Man Group sieht sich weltweit mit Assets under Management in Single- und Dachhedgefonds von über 60 Mrd. Dollar als größten unabhängigen Hedgefondsanbieter.Ende der neunziger Jahre sei Man zunächst mit Hedgefonds-Produkten im Vehikel von Genussscheinen des Partners Apano auf dem deutschen Markt gestartet. Diese machten heute rund ein Fünftel der Bestände hierzulande aus. Seit Beginn dieses Jahrtausends treibt das Unternehmen auch das Geschäft mit deutschen institutionellen Kunden voran. Darüber hinaus bestünden Partnerschaften mit der Deutschen Bank, dem Sparkassen-Fondsdienstleister DekaBank sowie “verschiedenen mittelgroßen Privatbanken”. Für das Private-Banking-Geschäft der Deutschen Bank managt die Man-Tochter RMF ein Dachhedgefonds-Zertifikat und für die Deka den “HedgeSelect”, einen gut 100 Mill. Euro schweren Dachfonds nach deutschem Recht (vgl. BZ vom 1. 6. 2006). Auch in Zukunft wolle man die “Anzahl der Partnerschaften auf einem sinnvollen Niveau halten”. Eine starke Ausweitung sei nicht geplant. Vertrieb wird ausgebautIn diesem Jahr solle das Deutschland-Vertriebsteam von Man Investments jedoch von bisher acht auf zehn Personen ausgebaut werden. Gute Absatzchancen sieht Möller unter anderem für “konzentrierte Dachhedgefonds”, die höhere Renditen versprechen als breit gestreute Produkte, in der Regel allerdings verbunden mit einem größeren Risiko. Dies werde vor allem von Privatanlegern zunehmend verlangt. Auch mit verstärkt gehebelten Fonds wolle Man diesem Bedürfnis entgegenkommen. Für aussichtsreich hält Möller darüber hinaus Spezialthemen, etwa Rohstoff-Hedgefonds. Umschichten aus AktienUm den Renditehunger der Anleger zu stillen, forcieren etliche andere Anbieter derzeit das Geschäft mit Einzel-Hedgefonds. Möller bewertet diese Produkte jedoch kritisch. Die Risiken dort würden unterschätzt. Dies habe die Pleite des 9 Mrd. Dollar schweren US-Hedgefonds Amaranth im Herbst 2006 gezeigt. Nach dem Amaranth-Zusammenbruch habe auch der Hedgefonds-Absatz in Deutschland kurzfristig geschwächelt. “Im vierten Quartal hat die Hedgefonds-Nachfrage aber wieder relativ stark angezogen.” Ein Grund sei wohl, dass viele Anleger nach den starken Aktienrenditen der vergangenen Jahre eine sich abschwächende Marktentwicklung erwarteten und Aktiengewinne in Hedgefonds umschichteten. Besonders gefragt sei bei deutschen und europäischen Anlegern die Hedgefonds-Strategie “Long/Short Equity”, bei der auf steigende und fallende Aktienkurse gewettet wird. Ein wichtiger Grund sei, dass Investoren aufgrund ihrer großen Aktienexpertise diese Produkte besonders leicht verstehen könnten. Aussichtsreich seien aber auch Hedgefonds, die auf Bewertungsverzerrungen bei Wandelanleihen wetten (“Convertible Arbitrage”). Diese seien um die Jahrtausendwende sehr erfolgreich gewesen, seien danach aber aufgrund der zu hohen Mittelzuflüsse in die Knie gegangen. Dies habe wiederum so starke Mittelabflüsse nach sich gezogen, dass aufgrund der niedrigen investierten Volumina nun wieder attraktive Renditen zu erwarten seien. Dachhedgefonds nach deutschem Recht, die seit 2004 zulässig sind, aber bisher nur geringe Anlegergelder anlocken konnten, leiden Möller zufolge unter einer “relativ restriktiven Regulierung”. Eingeschränkt seien sie in der Auswahl der Einzel-Hedgefonds, in die sie investieren dürfen. Hilfreiche Abgeltungssteuer Erleichterung könnte die Abgeltungssteuer bringen, die der Gesetzgeber 2009 einführen will, meint Möller. Da damit alle Kapitalerträge aus Zinsen, Dividenden und Kursgewinnen gleich besteuert werden sollen, müssten die Einzel-Hedgefonds voraussichtlich nicht mehr alle Ertragsarten einzeln aufschlüsseln. Dies treibe aktuell die Verwaltungskosten in die Höhe und halte viele ausländische Anbieter davon ab, ihre Single-Hedgefonds überhaupt für deutsche Dachfonds-Investments zu öffnen.In nächster Zeit würden voraussichtlich etliche kleinere Dachhedgefonds-Konkurrenten vom Markt verschwinden, prognostizierte Möller. Breit aufgestellte Anbieter von Dachhedgefonds könnten auf lange Sicht nur überleben, wenn sie mindestens 10 Mrd. Dollar Volumen oder mehr verwalteten, sagte jüngst Thomas Della Casa, Investmentstratege der Man-Tochter RMF, in Frankfurt (vgl. BZ vom 5. 12. 2006). Kleine unter DruckIn Deutschland hatten sich in den vergangenen Monaten die Anbieter Merck Finck, Cominvest, ABN Amro und Pioneer Investments von ihren Dachhedgefonds verabschiedet (vgl. BZ vom 5. Januar). In den meisten Fällen hatten die Produkte nur schwache Renditen oder gar Verluste ausgewiesen. Möller zufolge ist dies nicht unbedingt auf schlechte Leistungen der Manager, sondern vor allem auf die niedrigen Volumina zurückzuführen, die häufig nur im einstelligen Millionenbereich lagen. Durch die vergleichsweise hohen Fixkosten und Betriebsinvestitionen würden die Erträge kleiner Hedgefonds weitgehend aufgefressen. Die 16 in Deutschland aufgelegten Dach-Hedgefonds wiesen laut Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) Ende November 2006 insgesamt nur ein Volumen von knapp 1,1 Mrd. Euro aus – also ein Bruchteil des Vermögens, das laut Della Casa ein einzelner Dachhedgefonds-Anbieter benötigen würde, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Von Januar bis November warben die 16 Fonds knapp 60 Mill. Euro neu ein. Jagd auf TalenteWeltweit wolle die Man Group in Zukunft die Suche nach talentierten Jung-Hedgefondsmanagern intensivieren. Diese würden, wo nötig, auch mit Eigenkapital des Unternehmens bei der Auflegung neuer Single-Hedgefonds unterstützt, sagte Möller. So wolle man sich Investmentkapazitäten bei guten Produkten sichern, um die Dachhedgefonds inzwischen zunehmend kämpfen müssen. Verstärkt werde darüber hinaus die Analyse globaler Markttrends, um so besonders aussichtsreiche neue Hedgefonds-Strategien frühzeitig zu identifizieren und gegebenenfalls passende Produkte auflegen zu können. Ausgebaut werde aber auch der Kundenservice, betonte Möller – denn da Hedgefonds für zunehmend breitere Anlegerschichten selbstverständlich würden, stiegen die Ansprüche an derartige Dienstleistungen.