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Nach der Scheidung ist eine Strategie wichtig

Deutsche Börse steht zum Privatanlegerhandel

Nach der Scheidung ist eine Strategie wichtig

Von Armin Schmitz, Frankfurt Überraschend hatte die Schweizer Six Group in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass sie die Kooperation mit der Deutschen Börse bei der Derivateplattform Scoach aufkündigt. Zur Jahresmitte wird die gemeinsame Retail-Derivateplattform beider Börsenbetreiber aufgelöst. Damit ist zur Überraschung vieler Emittenten von Zertifikaten und Hebelprodukten eine seit 2007 bestehende Ehe zu Ende gegangen. Und das zu einer Zeit, in der Anbieter und Börsenbetreiber wegen der Konkurrenz durch außerbörsliche Handelssysteme, Selfmade-Plattformen der Emittenten und der mauen Entwicklung an den Aktienmärkten unter nachlassenden Umsätzen zu leiden haben.Nach eigenen Angaben ist Scoach mit einem Handelsvolumen von 42,6 Mrd. Euro nach Hongkong und Seoul die weltweit drittgrößte Börse für strukturierte Produkte und Hebelprodukte. Der Konkurrent in Stuttgart, die Euwax, erzielte 2012 einen Umsatz von 29,5 Mrd. Euro. Glaubt man Gerüchten, hat sich die Trennung der beiden Partner schon seit Längerem abgezeichnet. Auch die Ausführungen zur Beendigung der Scoach-Kooperation deuten an, dass es sich um keine einvernehmliche Trennung handelt. Marktgerüchten zufolge ist Six dabei gescheitert, bessere Konditionen auszuhandeln.Scoach Schweiz erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von umgerechnet 26,4 Mrd. Euro. In Frankfurt wurden 2012 16,1 Mrd. Euro umgesetzt. Ähnliche Verteilungen der Umsätze gab es auch in den Jahren zuvor. Neben dem Umsatz sind auch Einnahmen beispielsweise durch die Listinggebühren in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass wegen der Konkurrenz in Stuttgart das Handelsmodell und die Gebührenstruktur in der Schweiz hierzulande nicht durchsetzbar sind.Viele Emittenten und auch Anleger fragen sich, wie es nach der Trennung mit dem Derivatehandel in Frankfurt weitergeht. Martin Reck, der für den Kassamarkt verantwortliche Managing Director der Deutschen Börse, hat nun bestätigt, dass der Privatanlegerhandel in strukturierten Produkten für die Deutsche Börse von strategischer Bedeutung ist und am Börsenplatz Frankfurt fortgeführt wird (siehe nebenstehendes Interview). Nicht nur in Stuttgart schaut man gespannt auf die Strategie, die die Deutsche Börse im Privatanlegergeschäft mit Derivaten verfolgen wird.