Immobilien

Nach langem Streit Insolvenzverfahren für Level One

Landgericht Berlin weist Beschwerde gegen Anträge zurück - 28 000 Wohnungen harren der Verwertung

Nach langem Streit Insolvenzverfahren für Level One

Von Ulli Gericke, Berlin Nun also doch. Zwar hatten die ersten Gesellschaften der Wohnungsholding Level One schon im vergangenen Herbst Insolvenz angemeldet, doch seitdem ging es hü und hott. Kaum war ein Insolvenzverwalter bestimmt, zog das Management die Anträge wieder zurück – auf dass sie nur wenige Wochen später erneut gestellt wurden. Dieses Hin und Her hat nun das Berliner Landgericht dahingehend beendet, dass es die Beschwerden der früheren Geschäftsführung in den monierten 14 Fällen zurückgewiesen hat.Damit kann das normale Insolvenzverfahren beginnen, erklärt die beauftragte Kanzlei Leonhardt Westhelle & Partner. Dabei ist bei dieser Insolvenz nichts normal. Seit 2005 hat der Österreicher mit kurdischen Wurzeln, Cevdet Caner, in großem Stil vor allem in Berlin und den neuen Bundesländern Wohnungen aufgekauft. 28 000 insgesamt, plus ca. 500 Gewerbeimmobilien. Öffnet man die Internet-Seite von “L1”, Level One, zeigen sich eine Handvoll Hochhäuser, gelbe, weiße, graue – “Arbeiterschließfächer” in bunt.Verwaltet werden die gut 200 Objektgesellschaften von einer Level One Asset Management GmbH in Berlin – weshalb auch das hauptstädtische Amtsgericht Charlottenburg über die Insolvenz zu befinden hat. Dahinter gibt es ein Backoffice im österreichischen Linz, während der Hauptsitz in London residiert. Die Holding wiederum ist im Steuerparadies Jersey beheimatet.Investiert haben dürfte Caner gut 1,5 Mrd. Euro – zum allergrößten Teil (wie das 2005 und 2006 so üblich war) mit Fremdkapital. Als größten Gläubiger nennen Finanzkreise die Credit Suisse, die angeblich noch mit 300 Mill. engagiert ist, nachdem sie gut den doppelten Betrag an andere Investoren weitergereicht hat. Von dieser Seite dürften auch die erneuten Insolvenzanträge stammen, die nach der Rücknahme durch das alte Management gestellt wurden. Chaos im GerichtFür das ordentliche Amtsgericht ist das Verfahren ein kleines Chaos. Bei über 200 Gesellschaften mit unterschiedlichsten Namen, die alle einen eigenen Insolvenzantrag stellen mussten, waren nahezu alle Richter im Haus mit dem Verfahren beschäftigt – zum ersten Mal nach dem Einreichen der Anträge, dann nach der Rücknahme und schließlich erneut nach dem zweiten Antrag. Freunde macht man sich damit nicht.Nachdem das Landgericht aber dieses Tohuwabohu geklärt hat, kann Insolvenzverwalter Rolf Rattunde Ende März die erste Gläubigerversammlung einberufen. Die Hauptaufgabe des Anwalts dürfte sein, die 200 Gesellschaften zusammenzuführen und dann überschaubare Wohnungsbestände zu möglichst guten Konditionen zu verkaufen. Ob er in Zeiten eines höchst angespannten Immobilienmarks die eingesetzten Gelder wieder erlösen kann, scheint fraglich. Zumal mit 28 000 Wohnungen ein wirkliches Schwergewicht auf den allzu leichten Markt kommt.