Asset Management

Nur die Rendite lockt

Uni Köln: Investoren strafen schlechte Fonds kaum

Nur die Rendite lockt

ssc Frankfurt – Es ist aus Anlegersicht zwar gefährlich, aber verständlich, wenn Fondsmanager eher auf kurzfristige Erfolge schielen als auf Verlustvermeidung. Denn während hohe Renditen viele neue Kunden in einen Fonds locken, führen schwache Jahre kaum zu Mittelabflüssen, wie aus einer Studie der Uni Köln hervorgeht. Und Fondsgesellschaften, die mit ihrem Neugeschäft unzufrieden sind, sollten ihre Produktpolitik prüfen: Zu viele ähnlich ausgerichtete Fonds sorgten dafür, dass die einzelnen Produkte deutlich weniger Mittel anziehen. Die Kunden verdrängten anscheinend “eine schlechte vergangene Performance der von ihnen gehaltenen Fonds, da sie sich ansonsten eingestehen müssten, eine falsche Anlageentscheidung getroffen zu haben”, schreiben die Wissenschaftler des Centre for Financial Research der Universität Köln. Aber auch der Ausgabeaufschlag, der beim Wechsel in andere Fonds fällig wird, könne Anleger davon abhalten, schwächelnde Produkte aus dem Depot zu werfen. Alles-oder-nichts-Strategie Aus Sicht der Fondsmanager lohne es sich damit, alles auf eine Karte zu setzen, wenn ihr Fonds in der ersten Jahreshälfte nur mittelmäßig performt habe, erläutert Stefan Ruenzi, einer der Autoren der Studie. Dies hätten Untersuchungen in den USA gezeigt. Mit riskanten Wetten erhöhe der Manager seine Chancen, doch noch in der Spitzengruppe zu landen und damit im kommenden Jahr mehr Mittel einzuwerben. Schlügen die Investments fehl, rutsche zwar die Rendite in den Keller, “doch ob die Performance mittelmäßig oder schlecht ist, spielt für das Neugeschäft kaum eine Rolle”. Volatilität ausgeblendet Beim Fondskauf achteten Anleger zwar stark auf die Vergangenheitsrenditen. Sie berücksichtigten aber kaum, welche Risiken dafür eingegangen worden seien. Die unterschiedlichen Wertschwankungen würden lediglich bei der Wahl zwischen unterschiedlichen Produktkategorien, etwa Renten- und Aktien- oder Standard- und Nebenwertefonds, als Kriterium herangezogen, nicht aber innerhalb eines einzelnen Segments. “Dabei gibt es beispielsweise sowohl riskante als auch wenig riskante Standardwerte-Fonds”, betont Ruenzi. Die Forscher analysierten bei ihrer Studie Mittelzuflüsse und Wertentwicklung von gut 900 beim Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) registrierten Aktienfonds in den Jahren 1990 bis 2003. Gehätschelte StarsAus Sicht der Fondsgesellschaften kann es der Studie zufolge lohnend sein, ihre renditestärksten Fonds besonders zu fördern, um ihre Zuflüsse zu steigern. Älteren Studien zufolge neigten sie deswegen beispielsweise dazu, ihren Spitzenfonds aussichtsreiche Erstemissionen bevorzugt zuzuschustern, berichtet Ruenzi. KannibalisierungseffekteDurch eine zu große Fondspalette bremsten sich die Gesellschaften oft selbst aus, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Je mehr Fonds sie innerhalb eines bestimmten Segments anböten, desto weniger neue Mittel zögen die einzelnen Produkte an. Damit fällt es zunehmend schwerer, deren Kosten zu decken. “Dieser Kannibalisierungseffekt sollte von Fondsgesellschaften berücksichtigt werden, wenn sie über die Auflage neuer Fonds in Marktsegmenten entscheiden, in denen sie bereits Fonds anbieten”, resümieren die Forscher. Wohl überlegt sein müsse dagegen die Schließung von bestehenden Produkten, meint Ruenzi. Verschlechtere sich die Performance eines Fonds, flüchteten die meisten Anleger erfahrungsgemäß bereits nach dem ersten Jahr. Wer dann noch übrig bleibe, halte dem Produkt oft noch jahrelang die Treue und beschere den Gesellschaften damit verlässliche Gebühreneinnahmen.