Investmentfonds

Polen will vom Fußball profitieren

Die Aktienmärkte Osteuropas bergen Potenzial - IWF erwartet Wachstum - Risiken im Blick behalten

Polen will vom Fußball profitieren

Von Martin Hampel, Frankfurt Großvolumige Investitionsprogramme, Scharen von Besuchern aus ganz Europa, die haufenweise ihr Geld mitbringen, und nationale Feierlaune sollen die Krise vergessen machen. So wie die in der kommenden Woche in Südafrika beginnende Fußball-Weltmeisterschaft, so soll auch die Europameisterschaft, die 2012 in Polen und in der Ukraine stattfindet, die Region in einen Freudentaumel stürzen und die Anleger mit nach oben ziehen.Das Potenzial ist da: Trotz der jüngsten Rückschläge haben die Aktienmärkte in der Region auf Jahressicht gut abgeschnitten. Glaubt man den Statistikern des Internationalen Währungsfonds (IWF), so steht der Region ein im europäischen Vergleich kräftiges Wachstum bevor. Der IWF erwartet für Russland und die Ukraine jeweils 4 % im laufenden Jahr, im kommenden Jahr werden es etwas weniger. Für Polen erwartet der IWF für 2010 2,7 % und für 2011 3,2 %. Experten zufolge dürfte sich die Lage im Baltikum langsamer entwickeln, die Länder dürften frühestens 2011 aus der Rezession kommen, heißt es in einer Studie der Bawag. Starke PerformanceDas Vertrauen der Anleger in die Märkte im Osten Europas zeigt sich auch in der Performance der Aktienmärkte, die verglichen mit den Märkten der Eurozone besser abgeschnitten haben (siehe Grafik). Das kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Anleger, die schon vor der Krise in Aktien osteuropäischer Unternehmen investiert waren, nach wie vor in den roten Zahlen stecken. Allerdings sehen zahlreiche Analysten kräftiges Potenzial. Auf breiter Front empfiehlt derzeit die Raiffeisen Zentralbank Titel aus Osteuropa: So stehen bei den Analysten die Märkte Polen, Tschechien, Russland und Ungarn auf “Kaufen”. Für den polnischen Markt sehen die Experten noch ein Potenzial von rund 15 % allein bis Ende des Jahres – auch weil viele Unternehmen der Region im Vergleich zur Eurozone als unterbewertet gelten. Für Anleger bietet sich die Chance, über ein Investment in Fonds von diesen Gewinnmöglichkeiten zu profitieren.Die Analysten des Vermögensverwalters Barings sehen vor allem in Russland Chancen: Immer noch sehr gute volkswirtschaftliche Daten stützten den Markt nach, heißt es. Obwohl die Konsumnachfrage weiter recht verhalten sei, bleibe abzuwarten, inwieweit die Bankenbranche die derzeit außerordentlich hohe Liquidität auf Bilanzebene an die Kreditmärkte schleusen wird. Zudem erwarten die Analysten, dass das Emissionsvolumen bei Aktien hoch bleiben wird. Die Auswirkungen auf den Markt dürften aber gering sein, weil Anleger am Primärmarkt zurückhaltend agieren.Neben den Chancen sollten die Anleger die Risiken von Osteuropa-Engagements nicht aus den Augen verlieren. Obgleich es zuletzt ermutigende Signale gegeben hat, kommen auch aus Ländern wie Polen immer wieder Daten, die skeptisch stimmen. So wurden in Polen enttäuschende Einzelhandelsumsätze berichtet, die im April im Monatsvergleich um 5,6 % und im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % sanken.Als schwierig in der Region gilt weiter der Finanzsektor, der durch die Krise in Griechenland, die eventuell aufflammende Risikoaversion sowie die Tatsache, dass die Zahl der faulen Kredite in Osteuropa nach wie vor hoch sein dürfte, als eher labil eingeschätzt wird. Als lukrativ beurteilen vielen Fondsmanager Anlagen im Bereich Telekommunikation sowie in nichtzyklischen Konsumgütern. Darüber hinaus könnten gerade in Polen und der Ukraine die Sektoren an Fahrt gewinnen, die von der Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft profitieren, also vor allem Infrastrukturtitel, aber auch Hotel- und Gastronomieunternehmen.—– Gespräch Seite 17