Asset Management

"Spezialfonds sind zu einem Unwesen geworden"

Warum sich der erste Manager eines deutschen Hedgefonds selbständig macht - Erstes Produkt kommt im Mai

"Spezialfonds sind zu einem Unwesen geworden"

Von Christina Rathmann, Frankfurt Zugegeben, er habe eine ganze Weile im Latein-Wörterbuch geblättert, bis er den Namen gehabt habe. Doch dann stand es fest: Seine Firma sollte “Antecedo” heißen, was so viel heißt wie “überlegen sein” oder “vorangehen”. Vorangegangen ist Kay-Peter Tönnes in seiner Karriere vorher schon. Vor drei Jahren war er der Fondsmanager, der den ersten in Deutschland aufgelegten Einzel-Hedgefonds verwaltete. Das Geschäft mit alternativen Assetklassen bei seinem damaligen Arbeitgeber, der Fondsgesellschaft Lupus Alpha, ist seither beständig gewachsen: Als Tönnes das Unternehmen im Sommer vergangenen Jahres verließ, verwaltete die Sparte Lupus Alpha Alternative Solutions 3 Mrd. Euro. Im Mai nun startet mit dem “Antecedo Universal Bond Profile Plus” der erste Publikumsfonds von Tönnes’ neuem Unternehmen (siehe Artikel auf dieser Seite). Ein weiterer Fonds soll noch dieses Jahr folgen. Beide Produkte mischen Rentenanlagen mit Aktienoptionsstrategien. Einen eigenen Hedgefonds will Tönnes im kommenden Jahr auflegen. Zahl der Mandate begrenztWarum er Lupus Alpha nach drei Jahren verließ, um seine eigene Gesellschaft aufzubauen, begründet der 44-Jährige so: “Es ist für jeden Fondsmanager ein Traum, genau das umzusetzen, was man machen möchte.” Für Tönnes gehört dazu, dass die Zahl der Einzelmandate, die ein Fondsmanager zu betreuen hat, begrenzt ist. So soll Antecedo neben den geplanten Publikumsfonds bis auf weiteres nicht mehr als acht individuelle Mandate annehmen. Als weiteren Grund für seinen Schritt in die Selbständigkeit nennt Tönnes, dass ihm die Sparte bei Lupus Alpha zwischenzeitlich zu groß geworden sei. “Es ist einfach nicht meine Sache, ein Leiter großer Teams zu sein.” Die Personalplanung bei Antecedo ist bisher auf acht Mitarbeiter ausgelegt, eine Personalstärke, die im dritten Quartal erreicht sein soll. Die ersten Einstellungen stünden unmittelbar bevor.Neben Tönnes führen zwei Partner die in Bad Homburg bei Frankfurt ansässige Antecedo Asset Management: Tönnes’ Ehefrau Kathrin (30), zuvor ebenfalls bei Lupus Alpha, wird sich mit um das Portfoliomanagement kümmern. Der Maschinenbauingenieur Dirk Bongers (43), der zuletzt den Vertrieb des US-Industrieunternehmens Markem in Deutschland geleitet hat, verantwortet den Vertrieb. “Wir wollten, dass jemand, der vor allem mathematisches Verständnis hat, unsere komplexen Produkte vertritt”, begründet Tönnes die ungewöhnliche Kombination von Portfoliomanagern und einem Maschinenbauer.Der Schwerpunkt des Geschäfts von Antecedo Asset Management soll auf Publikumsfonds liegen. “Ich bin der Meinung, dass die Spezialfonds in Deutschland inzwischen zu einem Unwesen geworden sind”, sagt Tönnes. “Die Anbieter werben mit Individualität – doch tatsächlich bedeuten die vielen kleinteiligen Spezialfonds nur einen enormen organisatorischen Aufwand.” In der Hedgefonds-Industrie in den USA sei es umgekehrt, dort verwalteten ein bis drei Fondsmanager einen Fonds, in den Institutionelle investieren könnten. “Wenn einem Großanleger mein Konzept nicht gefällt, warum soll ich mich dann verbiegen und einen Spezialfonds auflegen, von dem ich nicht überzeugt bin?” Diese Haltung, darüber ist sich Tönnes im Klaren, sei in einem Großunternehmen so nicht aufrechtzuerhalten. In seiner eigenen, kleineren Firma hofft er, die Linie durchhalten zu können.Erste Investitionszusagen für den im Mai startenden Publikumsfonds lägen bereits vor, sagt Tönnes. Bis Ende nächsten Jahres solle der “Antecedo Universal Bond Profile Plus” 100 Mill. Euro einsammeln. Diesen Betrag soll auch der zweite geplante Publikumsfonds binnen anderthalb Jahren aufweisen. Hinzu kommen bis zu acht individuelle Mandate, die Tönnes und seine Mitarbeiter bei einer Mandatsgröße von mindestens jeweils 50 Mill. Euro auflegen wollen. “Nach vorsichtiger Planung wollen wir Ende nächsten Jahres insgesamt rund 500 Mill. Euro verwalten.” Bisher wurden Antecedo zwei individuelle Mandate mit insgesamt 100 Mill. Euro erteilt. Die entsprechenden Spezialfonds sollen in den nächsten Wochen aufgelegt werden.Als Konkurrenten betrachtet Tönnes jeden, der Rentenfonds anbietet. Als direkten Wettbewerber zu seinem alten Arbeitgeber Lupus Alpha sieht er sich nicht. Schließlich habe er dort vor allem aktienmarktsensitive Optionsstrategien umgesetzt, während er nun mit einem Fonds starte, der vor allem auf Renten setze. Und der Antecedo-Hedgefonds komme ja auch erst nächstes Jahr.