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Starkes Wachstum des ETF-Marktes erwartet

Deutsche Bank prognostiziert für 2012 zweistellige Zunahme des Anlagevermögens - Steigender Anteil am Börsenumsatz

Starkes Wachstum des ETF-Marktes erwartet

Der Markt für börsengehandelte Indexfonds hat 2011 einen deutlichen Rückgang des Wachstums verzeichnet. Weniger die kontroversen Diskussionen über das Risiko der ETF als Preiseffekte wirkten sich negativ aus. Experten der Deutschen Bank erwarten, dass der ETF-Markt wegen der zunehmenden Akzeptanz des Produktes 2012 zweistellig wachsen wird.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Deutsche Bank ist ungeachtet des Dämpfers des Jahres 2011 weiterhin optimistisch für den ETF-Markt und erwartet für 2012 ein Wachstum von 15 bis 20 %. Christos Costandinides, Leiter ETF Research & Strategy der Bank, betont, dass die Entwicklung von dem generellen Marktumfeld abhängt. Das vergangene Jahr habe jedoch gezeigt, dass die Exchange Traded Funds (ETF) ungeachtet der Entwicklung an den Aktienmärkten immer mehr als unabhängige Depotbausteine dienten, so Costandinides. So hat die Entwicklung in den USA demonstriert, dass beispielsweise Rentenindexfonds die Veränderungen der Rahmenbedingungen und Risiken wiedergegeben haben – unabhängig von steigenden Aktienkursen. Passive Goldprodukte spielten eine wichtige Rolle bei der Risikoabsicherung in den USA und auch in Europa.Costandinides erwartet, dass einige der Probleme, die das Wachstum des europäischen Marktes für Indexfonds 2011 gedämpft haben, vor einer Lösung stehen. So werde die EU-Finanzaufsicht ESMA (European Securities and Markets Authority) im ersten Quartal Richtlinien für ETF veröffentlichen und damit die größten Turbulenzen um die Industrie seit ihrem Bestehen beenden.Die Diskussion über die Risiken der börsengehandelten Indexfonds und die negative Entwicklung an den Kapitalmärkten hat das Interesse der Investoren an den börsengehandelten Passivprodukten gedämpft. Das in ETF, Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) verwaltete Vermögen wuchs 2011 um 3,2 % auf 1,4 Bill. Dollar (1,1 Bill. Euro). Das zeigt eine aktuelle Analyse des ETF-Marktes durch die Deutsche Bank. Langsameres TempoAuf den ersten Blick hat sich das Wachstumstempo des Marktes für börsengehandelte Indexfonds deutlich verlangsamt. So wuchs das Vermögen in den vergangenen Jahren um durchschnittlich mehr als 30 %. Die Deutsche-Bank-Analyse zeigt allerdings, dass die 3 138 Passivprodukte trotz der Kritik Zuflüsse von Anlegergeldern in Höhe von 163,8 Mrd. Dollar (129,1 Mrd. Euro) verzeichneten und damit ein vergleichbares Volumen wie 2010 (163 Mrd. Dollar). Die ETF-Branche sah sich wegen der fehlenden Transparenz der Indexprodukte, wegen des Gegenparteirisikos von swapbasierten ETF und wegen des vermeintlichen systemischen Risikos dieser Produkte für die Kapitalmärkte durch das Financial Stability Bord, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und den Internationalen Währungsfonds erheblichen Vorwürfen ausgesetzt. Allerdings litten die ETF, ETC und ETN im gerade abgelaufenen Jahr weniger unter kräftigen Abflüssen als unter negativen Preiseffekten (siehe Grafik). Das Wachstum der Assets under Management wurde durch negative Preiseffekte von 9,3 % gemindert. Die Studie der Deutschen Bank zeigt allerdings, dass sich wegen unterschiedlicher wirtschaftlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen, Entwicklungen der Währungen und des verstärkten Wettbewerbs in der ETF-Industrie am Markt geografische Unterschiede ausgebildet haben. Während der US-Markt ein Wachstum von 5,1 % auf 1,05 Bill. Euro verzeichnete, sank das verwaltete Anlegervermögen in Europa nach Angaben der Deutschen Bank auf Dollarbasis um 4,9 % auf 297,9 Mrd. Dollar. Die 1 574 Produkte registrierten allerdings Zuflüsse von 22,1 Mrd. Dollar. Das war deutlich niedriger als in anderen Regionen. Bei einem Wachstum des Anlagevermögens von 7,8 % stand allerdings ein negativer Preiseffekt von 12,7 % zu Buche. In Euro gerechnet zeigte sich allerdings nur ein Rückgang von 1 % auf 229,5 Mrd. Euro. Mit einer Rate von 7,8 % wies das größte Wachstum weltweit jedoch die asiatische Region auf.Nach Ansicht von Christos Costandinides war 2011 einer der stärksten Jahrgänge der ETF-Industrie. So greifen die Investoren vermehrt bei der Umsetzung von Investmentideen auf die Indexfonds zurück. In den USA haben ETF bereits einen Anteil von 29,6 % der Börsenumsätze. Gegenüber Ende 2010 ist dieser Anteil um 5,6 Prozentpunkte gestiegen. In Europa nehmen die Indexfonds einen Anteil von 8,7 % am Börsenumsatz ein. Im Dezember 2010 lag er noch bei 6,9 %.Darüber hinaus ist der Anteil der Indexfonds am Gesamtvermögen, das von Fonds verwaltet wird, deutlich gestiegen. In den USA wuchs der Anteil im vergangenen Jahr von 8,4 % auf rund 9 %, in Europa von 2,7 % auf zuletzt 2,8 %. Nach Angaben der Deutschen Bank zeigen auch die Zuflüsse, dass sich das Interesse der Investoren von den Publikumsfonds auf die Passivprodukte verschoben hat. So verzeichneten die ETF in den USA 2,8-mal höhere Zuflüsse als die aktiv gemanagten Fonds. In Europa lagen die Zuflüsse trotz der Diskussionen über Transparenz und Sicherheit der Indexfonds 2,2-mal höher als bei den Publikumsfonds.