Die deutsche Publikumsfondsbranche darf aufatmen. Der Finanzausschuss des Bundestages hat zwar Steuerprivilegien für Spezialfonds im Zusammenhang mit der Abgeltungssteuer gekippt, aber bekräftigt, dass Publikumsfonds für Kleinanleger verschont bleiben sollen (vgl. BZ vom 8. November). Auch künftig soll damit Anlegern die Abgeltungssteuer erspart bleiben, die ihr Vermögen vor ihrem Inkrafttreten am 1. Januar 2009 in einen Fonds investieren. Für sie sollen bis auf weiteres die alten Regeln gelten. Vorteilhaft ist dies beispielsweise bei Kursgewinnen, die bislang nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei sind, während sie ab 2009 pauschal mit 25 % besteuert werden sollen. Für die Fondsbranche ist damit wohl der Startschuss für den Steuerschlussverkauf 2008 gefallen. Anlageberater werden viele Kunden dazu drängen, noch schnell einen Fonds zu kaufen. Doch was ist, wenn der 2008 gekaufte Fonds enttäuschende Renditen abwirft? Anleger werden sich kaum dazu durchringen können, schwache Fondsmanager mit Mittelabzug zu bestrafen, weil sie bei jeder Umschichtung ihre Steuervorteile preisgeben. Dadurch sinkt der Anreiz für die Fondsmanager, um hohe Renditen zu kämpfen. Auch die Nachfrage nach neuen Fondsanteilen dürfte von 2009 an ins Stocken geraten, sodass es den Vertrieben schwerer fallen wird, Provisionen zu generieren. Der Gesetzgeber hat also nicht nur Chancen, sondern möglicherweise auch Risiken geschaffen. ssc