Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Stockpromoter sind ein böses Omen

Börsen-Zeitung, 25.2.2006 Die Börse spricht über "Super-Return 2006", die in den vergangenen Tagen in Frankfurt sehr diskret stattfand. Sie war weder plakatiert noch ausgeschildert. Dabei gilt sie als weltweit wichtigste Konferenz der...

Stockpromoter sind ein böses Omen

Die Börse spricht über “Super-Return 2006”, die in den vergangenen Tagen in Frankfurt sehr diskret stattfand. Sie war weder plakatiert noch ausgeschildert. Dabei gilt sie als weltweit wichtigste Konferenz der Private-Equity-Szene. Trotzdem fanden mehr als 1 000 Rechtsanwälte, Analysten und Private-Equity-Spezialisten den Weg in das Kongresszentrum. Wie man hört, war die Stimmung gut. Nur wenigen fielen unter den Besuchern etwa 20 bis 30 diskrete Männer auf, die von den einen als Stockbroker, von den anderen als Stockpromoter bezeichnet werden. Sie waren zu den Hochzeiten des Neuen Markts Ende der neunziger Jahre sehr viel häufiger zu sehen. Ihre Aufgabe ist es in erster Linie, Analysten, Fondsmanager oder Börsenbriefschreiber auf kleinkapitalisierte Werte mit mehr als guten Worten aufmerksam zu machen, deren Heimatbörsen im Ausland zu suchen sind. Gut informierte Frankfurter Banker wissen von Anrufen zu berichten, in denen ihnen diese Werte mit genauen Performancezielen empfohlen wurden. Tatsächlich fallen in manchen Wochen unter anderem Minenaktien auf, deren Kurse in Frankfurt, Berlin oder Stuttgart parallel mit Empfehlungen in einschlägigen Internetforen und Börsenbriefen steigen. An der Heimatbörse tritt der Kurs dagegen auf der Stelle oder fällt gar. Altes Spiel, neue Opfer. Neben der steigenden Zahl von Unternehmen, die mit zweifelhaften Strategien und ambitionierten Bewertungen neu an die Börse kommen, ein böses Omen à la 2000 für den Markt.Die Börse spricht auch über den Boom in der Zertifikate-Industrie. Rekordumsätze und Wachstumsraten von mehr als 40 % locken nun vor allem ausländische Banken auf den deutschen Markt. Nachdem die französische Calyon die Emission eines Zertifikats angekündigt hat, berichten gut informierte Kreise über drei weitere Banken, die über Headhunter händeringend nach Personal für den Aufbau einer Abteilung für strukturierte Produkte suchen. So soll nach der Bank of America und der Royal Bank of Scotland jetzt auch Bear Stearns nach Spezialisten suchen. Sie konkurrieren da mit mehreren Fondsgesellschaften, die ebenfalls in das Geschäft einsteigen wollen. Sicherlich ein gutes Zeichen für den Finanzplatz Deutschland, der bei strukturierten Produkten weltweit führend ist, so ein älterer Banker. Doch die gebotenen Gehälter seien schon wieder weit weg von jeder Realität.