ANLAGEPRODUKTE

Tägliche Anpassung bremst Verluste

Volatilitätsprodukte enttäuschen häufig - Adjustiertes Investment in Indizes verbessert Langzeitergebnisse

Tägliche Anpassung bremst Verluste

Die Furcht vor einer Eskalation der Schuldenkrise hat die Aktienmärkte wieder durchgeschüttelt. Die zunehmenden Schwankungen lenken das Anlegerinteresse auf Volatilitätsprodukte. Investoren suchen nach schlüssigen Produktkonzepten, mit denen sie eine Absicherung des Portfolios vornehmen können. Bislang eigneten sich die ETF oder ETN lediglich zum Traden von Volatilitätsspitzen. Neue Konstruktionen von Source machen Hoffnung auf bessere Ergebnisse. Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Angst vor der Staatsschuldenkrise in Europa ist wieder zurück. Die Wirkung der eine Billion Euro schweren Dreijahrestender scheint nachzulassen. Der Dax hat den Rückwärtsgang eingelegt. Seit dem Jahreshoch von knapp 7 194 Punkten hat der Index bereits wieder rund 600 Punkte abgeben. Spiegelbildlich ist der VDax kräftig von knapp 18 % auf über 26 % gestiegen, was die Unsicherheit der Anleger zeigt.Der Volatilitätsindex des Dax, der als Angstbarometer des deutschen Aktienmarkts gilt, errechnet sich aus den Optionen auf den Dax und gibt die implizite Volatilität, also die vom Markt erwartete Volatilität wider. Die Volatilität entwickelt sich invers zu den Aktienkursen. Steigt die Notierung des deutschen Leitindex, fällt die Volatilität. Kommt es zum Kursrutsch, steigt die Volatilität stark an. Daher sind viele institutionelle Anleger auf der Suche nach Volatilitätsprodukten, über die sie eine Depotabsicherung vornehmen können. Es zeigt sich allerdings, dass es das ideale Produkt nicht gibt. Schlüssige Produktkonzepte, mit denen Volatilität abgebildet werden kann, sind selten. Exchange Traded Funds (ETF) oder die Exchange Traded Notes (ETN) haben in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen die in sie gestellten Erwartungen nicht erfüllt. Eine Ursache ist die auch vom Rohstoffmarkt bekannte Fristenstrukturkurve. Befinden sich die Terminkurven in einer Contango-Phase, leiden die Produkte beim Wechsel der unterlegten Kontrakte in längere Laufzeiten unter Rollverlusten. Seit mehreren Jahren erfreuen sich in den USA Volatilitätsprodukte auf den Vix, den Volatilitätsindex des S & P 500, einer hohen Nachfrage. So verwaltet der S & P 500 Vix Short-Term Futures ETN der Barclays-Capital-Tochter iPath aktuell ein Volumen von 1,8 Mrd. Dollar. Von iPath und anderen Anbietern werden sowohl Long- als auch Short-Produkte auf den Vix angeboten. Seit einigen Wochen stehen Volatilitätsprodukte auch im Fokus heftiger Diskussionen. Die US-Finanzmarktaufsicht Financial Industry Regulatory Authority (Finra) leitete Ermittlungen ein, nachdem Kurskapriolen des Velocity Shares Daily 2 x Long Vix Short-Term-ETN der Credit Suisse (siehe Börsen-Zeitung vom 31. März) für Aufsehen gesorgt hatten.Neue Konstruktionen sollen die alten Probleme umgehen. Von Source und Nomura wird der NomuraVoltage Mid-Term Source ETF (IE00B3LK4075) angeboten, der den sogenannten Nomura Voltage Strategy Mid-Term 30-Day Index (Voltage) in Dollar abbildet, der sich an der Entwicklung des S & P 500 Vix Mid-Term Futures Index orientiert. Die Konstruktion soll die Nachteile einer reinen Long-Position in Volatilität über die Vix-Futures minimieren. Der Voltage investiert in den Vix-Index und wechselweise in US-Schatzanweisungen mit dreimonatiger Laufzeit. Die Gewichtung des Index kann in Abhängigkeit von seiner eigenen 30-Tages-Volatilität zwischen null und 100 % pendeln. Je höher die Volatilität im Vergleich zu Volatilität 30 Tage zuvor notiert, desto größer ist der Anteil des Index. Die Gewichtung wird täglich angepasst. Der ETF musste wegen des starken Rückgangs der Volatilität im laufenden Jahr einen Verlust von 14,7 % hinnehmen. Im vergangenen Jahr sah das noch sehr viel besser aus. Nach einem Gewinn von mehr als 35 % im dritten Quartal kam der Fonds auf ein Plus von fast 6 % im letzten Quartal 2011. Die Entwicklung sollte sich in den kommenden Wochen wegen des Anstiegs der Volatilität verbessern. Der Volatilitäts-ETF kann taktisch eingesetzt werden. Anleger können mit ihm länger andauernde Phasen von Volatilitätsanstiegen nutzen. Die Rollverluste einer dauerhaften Long-Position in Volatilität können minimiert werden. Die Konstruktion kann aber keine Verluste verhindern. Der Wechsel in die Schatzanweisungen schwächt den langfristigen Volatilitätsabbau bei der Beruhigung des Marktes allerdings ab. Dass dieses Konzept auf Interesse stößt, zeigen die Zuflüsse von Anlegerkapital. So verwaltet der ETF ein Anlegervermögen von mehr als 550 Mill. Dollar.Die Ergebnisse des von Source angebotenen S & P 500 Vix Short-Term Futures ETF (IE00B46HPB89) laden nicht zu einem Langfristinvestment ein. Spiegelbildlich zu den steigenden Kursen des S & P 500 und der Talfahrt des Volatilitätsindex Vix weist er innerhalb der vergangenen sechs Monaten einen Verlust von 44,5 % aus. Erst in den vergangenen fünf Handelstagen kam das Produkt auf einen Gewinn von 17,5 %Eine direkte Partizipation an den Volatilitäts-Futures ermöglichen der S & P 500 Vix Short-Term Futures Index ETN (DE000BC1C7Q6) und der S & P 500 Vix Mid-Term Futures Index ETN (DE000BC1C7R4). Allerdings sind die Resultate wenig erfreulich, da sich die Volatilität in den vergangenen Monaten deutlich zurückgebildet hat. Der S & P 500 Vix Short-Term Futures Index ETN verlor allein im laufenden Jahr rund 42 %, über ein Jahr liegt der Verlust bei 21 %. Etwas besser sah es beim S & P 500 Vix Mid-Term Futures Index ETN aus, der seit Jahresbeginn ein Minus rund 20 % erlitt, über ein Jahr betrugen die Einbußen lediglich 3 %. Gewinne erzielten beide ETN erst in den vergangenen Tagen.Insgesamt eignen sich viele Produkte nur zum Traden von Volatilitätsspitzen. Neuen Konzepte, wie sie Nomura und Source anbieten, eignen sich möglicherweise auch für längere Engagements. Das kann aber erst eine längere Produkthistorie belegen.