Über die Rohrkrepierer wird nicht gesprochen
Die Börse spricht über Kapitalmaßnahmen. Und zwar mit negativem Tenor. Neuemissionen seien gefährlich, ist im Fondsmanagement und im Handel zu hören. Den Novizen fehle es oft an verlässlichen Vergangenheitsdaten, Altaktionäre würden Kasse machen, Geschäftsmodelle und deren Zahlenannahmen seien nicht tragbar. Kritische Argumente wie diese waren bislang bei Neuemissionen am Aktienmarkt eher selten zu hören. Es wurde gekauft, was die Banken anboten. Brokern wie Equinet, CB Seydler und VEM Aktienbank wurden die Stücke aus der Hand gerissen. Doch seit Pfingsten ist alles vorbei. Risiken werden nun stark betont, Chancen hingegen miniaturisiert. Pech für Broker und Banken. Eine ganze Reihe von Kapitalmaßnahmen wurde abgeblasen, sagen Investmentbanker. Offen gesprochen wird über die Rohrkrepierer nicht. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass gar Platzierungen wie etwa die der heiß gehandelten SAB Projekt AG nicht wie erhofft laufen sollen. Investmentbanker berichten von einer schleppenden Nachfrage für die neu gegründete Bank, die später unter dem Namen Süddeutsche Aktienbank firmieren wird und im Geschäft mit Platzierungen im Nebenwerte-Sektor ihr Geld verdienen soll. Hinter dem Vehikel steckt kein Geringerer als Kurt Ochner und seine Beteiligungsgesellschaft KST.Wenn die erhöhte Risikowahrnehmung der Investoren als gesundes Element einer Korrektur gesehen wird, wäre das gut für den Markt und könnte im 4. Quartal zu einer Belebung des selbigen führen. Darauf hoffen selbst die Nörgler.Die Börse spricht über den Börsenhandel der Publikumsfonds. Nachdem 2002 die Hamburger Börse Mut bewies und ein neues Marktsegment aufmachte, hat sie viele Nachahmer gefunden. Zuletzt ist auch die Deutsche Börse in Frankfurt nachgezogen. Man hört, dass man sich bereits mit den Umsatzzahlen für Juni, den ersten vollen Handelsmonat, groß feierte. Der durchschnittliche Marktanteil der Börse Frankfurt soll rund 22 % erreicht haben, in der Spitze auf Tagesbasis sogar 33 %. Die Zahlen sind in der Frankfurter Händler-Szene jedoch auf Heiterkeit gestoßen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ein großer Teil – Insider sprechen von 50 % – des Umsatzes auf den Arbitragehandel der Profis zurückzuführen ist. Umsatz ist zwar Umsatz, mag man in Hausen sagen. Langfristig muss sich die Deutsche Börse aber auch um den Privatanleger bemühen.