Unabhängige Vermögensverwalter toppen die Banken
Von Eberhard Abelein Wir alle müssen arbeiten. Manche mehr, andere weniger. Auch Geld muss arbeiten, denn liegt es ohne Rendite nur herum, wird es von der Inflation von zurzeit rund 2 % aufgefressen. Die Zeiten, in denen man sein Depot wie sein gesamtes Vermögen ohne große Mühe verwalten konnte, sind vorbei. Für die erfolgreiche Geldanlage, wie es Stefan Mayerhofer, Vorstand der Münchner PEH Wertpapier AG, nennt, “muss man sich Zeit nehmen und seine Anlagestrategien den Veränderungen der Märkte permanent anpassen”.Für den einzelnen Anleger ist es kaum möglich, Mayerhofers Anforderungen zu erfüllen. Daher nutzen viele Sparer das Know-how von Profis – in aller Regel das von Beratern der Banken und Sparkassen. Doch nicht immer sind Sparer mit deren Arbeit zufrieden. Im vergangenen Jahr untersuchte die Zeitschrift Finanztest die Beratungsqualität der großen Privatbanken sowie ausgewählter Volksbanken und Sparkassen. Das ernüchternde Ergebnis: Eine Beraterbank war unter den Besten nicht dabei, titelte das unabhängige Verbrauchermagazin. Folgeberatung fehlt oftWarum das so ist, dafür hat Stefan Mayerhofer eine Erklärung: “Banken und Sparkassen bieten meist nur Fonds aus der eigenen Investmentgruppe an. Auch wenn inzwischen immer mehr Banken damit werben, dass sie ihren Kunden Fonds von Häusern anbieten, die nicht zum eigenen Konzern gehören. Die Bestände werden nach dem Verkauf nicht mehr weiter betreut. Die Folgen sind bunt durcheinander gewürfelte Depots ohne Strukturierung und Risikobetreuung.”Der jährlich erscheinende Elite Report hat von insgesamt 311 erfassten Banken und Vermögensverwaltern 268 Anbieter näher unter die Lupe genommen. Die anonymen Tester und die mit Experten besetzte Jury filterten insgesamt 53 Vermögensverwalter als “empfehlenswert” heraus. Bezogen auf die 268 Kandidaten sind dies knapp 20 %. Damit erscheint den Testergebnissen zufolge nur etwa jedes fünfte Haus tatsächlich auch als für die Vermögensverwaltung geeignet. Dabei konnten besonders kleinere Häuser, wie Bremer Landesbank, BHF-Bank, Berenberg Bank, Hamburger Sparkasse oder Weber Bank überzeugen. Unter die empfehlenswerten Großbanken schafften es nur die beiden Finanzinstitute Credit Suisse und UBS aus der Schweiz. Standardisiert Die professionelle Vermögensverwaltung ist für Anleger gedacht, die sich selbst nicht mit dem Thema Geldanlage beschäftigen möchten oder können. Der Kleinanleger mit Beträgen bis 100 000 Euro kann keine individuellen Vorgaben für die Anlagestruktur machen. Dieses Privileg bleibt Besitzern größerer Vermögen vorbehalten. Aber Erstgenannter hat die Wahl zwischen verschiedenen standardisierten Verwaltungsmandaten. Dabei ordnen die Vermögensverwalter den Kunden in ein Risikoprofil ein. Meist bieten Vermögensverwalter drei bis sechs unterschiedliche Chancen/Risiken-Kombinationen an, die sich in der Hauptsache in der Aktienquote unterscheiden.Die Dresdner VermögensManagement erwartet für ihre vier Varianten der standardisierten Vermögensverwaltung von “konservativ” bis “chancenorientiert” ein Kapital von 10 000 Euro. Und bei der Deutschen Bank können Sparer schon ab 2 500 Euro oder 50 Euro monatlich mit “db Privat Mandat Invest” zwischen sechs verschiedenen Investmentfonds wählen. Die Renditen überzeugen aber nicht. Der weltweit anlegende Aktienfonds “db PrivatMandat Inv Dynamik” hat in den vergangenen zwölf Monaten einen Wertzuwachs von 2,1 % erzielt, und der Rentenfonds “db PrivatMandat Inv Substanz” für den konservativen Anleger verlor seit März 2006 sogar 1 % an Wert. Amerikaner erfolgreicherDa verwundert es nicht, dass Amerikaner laut Businessnews vom 15. 12. 2006 deutlich erfolgreicher sind als Deutsche. 60 Mrd. Euro mehr an Rendite könnten die Deutschen jedes Jahr zusätzlich erzielen, würden sie ihr Geldvermögen von rund 4 Bill. Euro so rentabel anlegen wie die Amerikaner. Denn während private Geldvermögen in den USA in den vergangenen 14 Jahren jährlich real 3,6 % abwarfen, waren es hierzulande nur 2,1 %. Eine Ursache dürfte sein, dass die Mehrheit der Deutschen sich bei der Geldanlage auf ihr glückliches Händchen oder auf den Berater der Hausbank verlässt, während die Amerikaner auch mit kleineren Summen häufig zu unabhängigen Vermögensverwaltern gehen. Unabhängige Verwalter können alle Produkte, gleich welche Herkunft oder Popularität sie besitzen, für eine erfolgreiche Geldanlage heranziehen. Einzig Rendite und Sicherheit sind von Interesse. Doch Vorsicht: Vermögensberater kann sich im Prinzip jeder nennen. Anders ist das bei den mehr als 500 Vermögensverwaltern in Deutschland. Diese unterliegen seit 1998 der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und damit einem strengen Regel- und Gesetzeswerk.Vermögensverwalter legen auch eigene Investmentfonds auf. Ein besonders erfolgreicher Vermögensverwalter-Fonds für das breite Publikum ist der Albrech & Cie Optiselect. Der Investmentfonds legt weltweit in günstig bewerteten Aktien erstklassig geführter Unternehmen an – und das mit großem Erfolg. Der Optiselect gewann in den zurückliegenden zwölf Monaten 3,6 % an Wert und damit deutlich mehr als der MSCI Welt Index mit 1,2 %. Standard & Poor’s kürte diesen Fonds zum Sieger bei den Fund Awards 2006. Noch besser machte es der Dachfonds Ampega NV Strategie Quattro Plus AMI der Neue Vermögen AG. Das Fondsvermögen steigerte sich in den vergangenen zwölf Monaten um 10,4 %.Hervorragende Wertentwicklungen erreichte auch der Lingohr-Systematic-LBB-Invest. 7,8 % erwirtschaftete der international anlegende Aktienfonds seit März 2006 und der FMM-Fonds von Frankfurt Trust war mit 5,7 % nur unwesentlich schlechter. Bei der Meridio Vermögensverwaltung haben Sparer sogar die Möglichkeit, mit dem Fonds Adviser I-Meridio GreenBalance in internationale Aktien von Unternehmen zu investieren, die ausgezeichnete umweltorientierte Technologien und Lösungen bieten. Der Fonds verzeichnete seit März 2006 einen Wertzuwachs von 2,3 %. Im Dreijahreszeitraum erwirtschaftete der Fonds annähernd 60 %. Bei der individuellen Vermögensverwaltung können die erzielten Renditen kaum verglichen werden, denn persönliche Lebensverhältnisse, Alter und Risikoneigung bestimmen die Anlagestrategie. Viele Bankhäuser bieten ihre Serviceleistungen der Vermögensverwaltung unter dem Oberbegriff “Wealth Management” an. Das Mindestanlagekapital beginnt in aller Regel bei 250 000 Euro, wie im Falle der HypoVereinsbank mit ihrer First-Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank verlangt mit “db PrivatMandat Premium” ein Mindestanlagekapital von 500 000 Euro. Bei der Credit Suisse geht es bei 500 000 sfr mit der Vermögensverwaltung “Mandat Classic” erst los. Das “Mandat Premium” können sich nur wirklich reiche Anleger leisten, die mindestens 5 Mill. sfr mitbringen. Intensive BetreuungKunden, die lieber selbst entscheiden, wie ihr Geld angelegt wird, können Wertpapierberatung mit selbständiger Depotbeobachtung und eigenen Anlageentscheidungen kombinieren. Beim “db PrivatMandat Aktiv” der größten deutschen Geschäftsbank arbeitet beispielsweise ein Wertpapierspezialist sowie der persönliche Berater eng mit den Kunden zusammen. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Vermögensverwaltung im herkömmlichen Sinn. Vielmehr zahlt der Kunde der Bank eine Provision, um intensiv betreut und ständig mit wichtigen Marktinformationen versorgt zu werden.Unabhängige Verwalter bieten dagegen die individuelle Verwaltung meist schon ab 100 000 Euro an. Die Vergütung des Vermögensverwalters berechnet sich nach dem verwalteten Depotvolumen – üblich sind zwischen 0,8 und 1,5 % des Vermögens – sowie dem Erfolg der Geldanlage. Dass die individuelle Vermögensverwaltung deutlich erfolgreicher ist als standardisierte Anlageformen, zeigt der Depot Contest in Zusammenarbeit mit der DAB Bank aus dem vergangenen Jahr. Der Vermögensverwalter Driver & Bengsch AG erzielte in der “Chancenorientierten Liga” als bester Teilnehmer binnen eines Jahres 45,96 % an Wertzuwachs (Dax: 22 %). Und in der konservativen Liga schaffte die Partners VermögensManagement AG im Jahr 2006 eine Rendite von 20,94 %.