Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Von brennenden Hütten und Zinsillusionen

Börsen-Zeitung, 15.12.2007 Die Börse spricht über das Enttäuschungspotenzial am Aktienmarkt. Dieser hat trotz Rezessionsgefahren und Subprime-Krise Anfang Dezember zu so etwas wie einer Jahresendrally angesetzt. Der Dax ist von knapp über 7 500...

Von brennenden Hütten und Zinsillusionen

Die Börse spricht über das Enttäuschungspotenzial am Aktienmarkt. Dieser hat trotz Rezessionsgefahren und Subprime-Krise Anfang Dezember zu so etwas wie einer Jahresendrally angesetzt. Der Dax ist von knapp über 7 500 Punkten wieder auf in der Spitze fast 8 100 Zähler geklettert. Selbst der jüngst angekündigte konzertierte Eingriff der fünf Notenbanken in den Geldmarkt wurde zunächst positiv interpretiert. Erst an dem auf die Ankündigung folgenden Tag setzte sich die Erkenntnis durch, dass es sich wohl eher um ein Eingeständnis handelt, dass die Hütte brennt.Neben den bislang unterschätzten US-Rezessionsgefahren und den immer neuen Eingeständnissen von Banken im Rahmen der Krise gibt es einen weiteren Faktor, der in den kommenden Monaten für Ungemach sorgen dürfte. An den Aktienmärkten wird derzeit viel zu stark auf weitere Zinssenkungen gehofft. Gemessen an den entsprechenden Futures-Kontrakten in den USA wird mit drei weiteren Zinsschritten der Fed um 25 Basispunkte bis zum Herbst gerechnet. Eine derart forcierte Senkung des Leitzinsniveaus und die damit verbundene Stimulierung der Kursniveaus ist im gegenwärtigen, durch hohe Überschussliquidität und Inflationsgefahren gekennzeichneten Umfeld jedoch unwahrscheinlich. Und sollte es doch dazu kommen, gäbe es nur einen Grund: Eine heftige Rezession, die dem Aktienmarkt richtig wehtun würde.Die Börse spricht auch über die Deutsche Börse. Deren Aktie erreichte kürzlich einen fantastischen Rekord von 136 Euro. Die Gründe für den Höhenflug sind bekannt: die Börsenkonsolidierung sowie eine sehr gute Geschäftsentwicklung. Aber auch die Gerüchteküche mischt kräftig mit. Zu dem Rekord trugen auch neuerliche Gerüchte bei, wonach die aus der Fusion der Chicagoer Futures-Börsen hervorgegangene CME Group ein Interesse an den Frankfurtern habe. Ein durchsichtiger, vorübergehend erfolgreicher Versuch, den Kurs hochzutreiben. Die CME Group, die als einzige nach finanzieller Muskelkraft mit der Deutschen Börse mithalten kann, hat mit der Integration beider Futures-Börsen alle Hände voll zu tun. Ähnlich sind die immer wieder auftauchenden Gerüchte über eine Abspaltung und Veräußerung der Clearstream mit anschließendem Goldregen für die Aktionäre einzuordnen. Auch dies ist Kursmanipulation von interessierter, d. h. investierter Seite.