Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Von rotierenden Börsen und nervösen Hedgefonds

Börsen-Zeitung, 13.5.2006 Die Börse spricht über die Börsen. Das Konsolidierungskarussell scheint mit immer höheren Drehzahlen zu rotieren. Kaum hatte die Nasdaq ihren Anteil an der London Stock Exchange auf ein knappes Viertel hochgeschraubt, wurde...

Von rotierenden Börsen und nervösen Hedgefonds

Die Börse spricht über die Börsen. Das Konsolidierungskarussell scheint mit immer höheren Drehzahlen zu rotieren. Kaum hatte die Nasdaq ihren Anteil an der London Stock Exchange auf ein knappes Viertel hochgeschraubt, wurde schon gemeldet, dass die Fusion von Deutscher Börse und Euronext so gut wie perfekt ist. Zwar erklärt Euronext immer noch, alle Optionen prüfen zu wollen (Auf Deutsch: “Wir wollen auf keinen Fall geschluckt werden!”). Dennoch erfahren wir in den Medien, dass Euronext von den Frankfurtern ein Angebot bekommen hat, das es einfach nicht ablehnen kann. Hinter vorgehaltener Hand ist in Finanzkreisen zu hören, dass die Deutsche Börse kurz vor der Euronext-Hauptversammlung Druck macht. Dem Vernehmen nach hat sich der Aufsichtsratsvorsitzende, Kurt Viermetz, Anfang der abgelaufenen Woche beim Euronext-CEO, Jean-François Théodore, angekündigt, um die Fusion voranzutreiben. Der diplomatische Franzose zögerte nicht, Viermetz zu empfangen. Allerdings gab er unmissverständlich zu verstehen, dass alles gesagt sei, es nicht Neues zu sagen gebe und Euronext nun einmal einfach nach wie vor und unverändert immer noch alle Optionen prüfen will. Das gefiel einigen Hedgefonds nicht, die sich entschlossen, über die gewohnte lachsfarbene Medien-Connection eine Drohkulisse aufzubauen und vermeintliche Zugeständnisse der Deutschen Börse an Euronext publik zu machen.Dass einige Hedgefonds etwas nervös werden, ist nachvollziehbar. Schließlich sind sie teilweise bis zur Halskrause in der Deutschen Börse investiert. Deren Aktie bewegt sich in luftigen Höhen und preist die Gewinne, die eine Fusion mit Euronext bringen würde, voll ein. Kommt es nicht zur Fusion, könnte sich ein Teil der üppigen Buchgewinne der Hedgefonds in Rauch auflösen. Betroffen wäre vor allem der größte Aktionär der Deutschen Börse, der Hedgefonds TCI, der nun 10,06 % hält, weil die Deutsche Börse dummerweise ein paar Aktien zu viel eingezogen hat. Geringfügige Verkäufe genügen, und schon müsste TCI bei Unterschreiten der 10 %-Schwelle eine Pflichtmeldung machen, was einen Kurseinbruch auslösen könnte. Nicht von ungefähr kursiert das Gerücht, dass jene Winchfield, die für die Hauptversammlung der Euronext am 23. Mai eine Abstimmung beantragt hat, mit der sich die Aktionäre für die Fusion mit der Deutschen aussprechen sollen, ein “Briefkasten” von TCI ist.