Wandelanleihe bereitet Börsengang vor
Von Armin Schmitz, FrankfurtMit der Platzierung einer Wandelanleihe des biopharmazeutischen Unternehmens Biofrontera brachte die Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler in dieser Woche eine so genannte Pre-IPO-Wandelanleihe, wie sie vor allem in den neunziger Jahren zur Vorbereitung von Börsengängen beliebt war. Die in Deutschland bekannteste Pre-IPO-Wandelanleihe ist die von Energie Baden-Württemberg aus dem Jahr 2001. Auch Biofrontera ist noch nicht an der Börse gelistet. “Ein Börsengang soll innerhalb der nächsten neun Monate erfolgen”, stellt Jürgen Raabe von Close Brothers Seydler in Aussicht, der das Unternehmen bei der Platzierung des Convertibles begleitet hat. Die Wandelanleihe gilt als Brückenfinanzierung vor dem Börsengang. Attraktive KonditionenDas Unternehmen ist kein junges Start-up, sondern besteht bereits seit 1997 und prüft mehrere vielversprechende Medikamente für die Behandlung von Hauterkrankungen in klinischen Testphasen. Ein Großteil des Anleihevolumens von 20 Mill. Euro wurde von institutionellen Anlegern aus dem deutschsprachigen Ausland aufgenommen. Der Rest ist für den Market Maker bestimmt. In der nächsten Woche soll die Wandelanleihe im Freiverkehrssegment für Convertibles gelistet werden, so dass auch Privatanleger die Möglichkeit haben, sich über die Konstruktion in Biofrontera zu engagieren. Ein Investment ist sicherlich nicht uninteressant. Die Konditionen der Wandelanleihe sind attraktiv. Die Anleihe ist mit einem Kupon von 8 % ausgestattet, der Emissionspreis liegt bei 100 %. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre bis zum 26. 8. 2010. Der Wandlungspreis liegt bei 16,13 Euro, was einer Unternehmensbewertung von 40 Mill. Euro entspricht. Das lässt noch einen deutlichen Spielraum gegenüber den anderen Mitgliedern der Peer Group, zu denen Medigene oder Paion gehören, die eine Marktkapitalisierung von 150 und 120 Mill. Euro besitzen. Sollte es wider Erwarten nicht zu einem Börsengang kommen, wird die Anleihe zu 120 % zurückgezahlt.Nach der Krise der deutschen Biotechnologiebranche hat sich die Leverkusener Biofrontera von einer Biotech-Firma zu einem biopharmazeutischen Unternehmen gewandelt. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt auf der Entwicklung entzündungshemmender Medikamente zur Behandlung dermatologischer Erkrankungen. Keine GrundlagenforschungBiofrontera hat sich entschlossen, weniger kostenintensive und zeitraubende Grundlagenforschung zu betreiben. Grund sind die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten. So beträgt der Aufwand für ein neues Medikament durchschnittlich 800 Mill. Dollar bei einer Entwicklungszeit von 14 Jahren. Nur jedes zehnte Medikament kommt dann auch auf den Markt. Stattdessen haben die Leverkusener gezielt aussichtsreiche Neuentwicklungen aus dem Bereich dermatologischer Medikamente samt Patentrechten gekauft und sich zum Ziel gesetzt, diese durch die klinischen Testphasen zu bringen. Die Leverkusener haben bereits zwei Medikamente (5-Aminolävolinsäure – ALA und Alpha-FMH) in die klinische Testphase II eingeschleust. Die Wirksamkeit der Medikamente und deren Sicherheit wurden bereits in anderen Test nachgewiesen, was eine große Aussicht auf einen positiven Verlauf der klinischen Überprüfungen bringt. Sollten die Testphasen erfolgreich beendet werden, ist für das Jahr 2007 mit der Markteinführung von ALA zu rechnen, 2008 mit dem Markteintritt von Alpha-FMH. Beiden Therapeutika wird ein Umsatzpotenzial von jeweils 180 bis 200 Mill. Euro zugetraut. Durch die 5-Aminolävolinsäure dürfte Biofrontera den ersten positiven Cash-flow generieren. Das Unternehmen möchte diese Medikamente nicht lizenzieren, sondern unter ihrem eigenen Namen vertreiben. Sensibel gegenüber LichtALA ist ein Medikament, das eine effektivere Behandlung von bösartigen Hauterkrankungen wie das Basalzell-Karzinom oder Krebsvorstufen wie Aktinische Keratosen oder Genitalwarzen durch eine Lichttherapie zulässt. Mit dem Alpha-FMH kann die chronische Nesselsucht (Urtikaria) behandelt werden. Im Unterschied zu vielen anderen Biotech-IPO hat Biofrontera noch weitere Medikamente in der Entwicklung. So soll Riluzol wirksam sein gegenüber der atopischen Dermatitis, auch Neurodermitis genannt. Außerdem hat Biofrontera einen 5-HT2b-Rezeptorhemmstoff zur Migräne-Prophylaxe in der Pipeline. Eine strategische Allianz ist Biofrontera mit dem US-Unternehmen DNAPrint Genomics eingegangen. Die Amerikaner erforschen einen neuartigen Ansatz zur Entwicklung von Diagnostika, die auf Analysen von genetischen Unterschieden von unterschiedlichen Populationen beruhen. Als Kernkompetenz gilt für die Leverkusener in erster Linie die Dermatologie. Wachstum sichern durch IPODurch die fehlende kostenintensive Grundlagenforschung und die Konzentration auf Erfolg versprechende Medikamente gilt die biopharmazeutische Firma als schuldenfrei. Nach der Ausgabe der Wandelanleihe bestehen Barreserven von 13,5 Mill. Euro. Der Börsengang wird allerdings für ein weiteres organisches Wachstum benötigt. In welchem Börsensegment das Unternehmen gelistet werden soll, ist noch nicht klar. Von der Struktur wäre Biofrontera ein Kandidat für das in Planung befindliche Mittelstandssegment der Deutschen Börse. Verläuft der IPO erfolgreich, könnte es zu einem Aufschwung bei den Pre-IPO-Wandelanleihen kommen. “Wandelanleihen sind ein ideales Instrument zur Bridge-Finanzierung von IPOs. Deswegen könnte Biofrontera der Start für ähnliche Transaktionen im Biotech-Bereich sein”, erklärt Jürgen Raabe von Close Brothers Seydler.