Asset Management

Wege aus dem Anlagenotstand

Wie Newcomer und Traditionsadressen aus tiefen Zinsen und niedrigen Aktienquoten eine Tugend machen

Wege aus dem Anlagenotstand

Von Christina Rathmann, Frankfurt Kurz nachdem die Investoren die stillen Lasten der vergangenen Baisse endlich verkraftet hatten, traf sie die Aktien-Hausse unvorbereitet. Die Versicherer etwa, deren Aktienquote im Januar gerade 8 % betrug, haben kaum davon profitiert, dass die deutschen Aktien – gemessen am Dax – seither 16 % zugelegt haben. Die Frage ist, wie sich die Anleger nun positionieren. Die Zeit, in der es nur darum ging, Aktien oder Renten überzugewichten, ist vorbei. Während die Investoren höhere Renditen brauchen, als sie Renten bieten, wollen sie zugleich weniger Risiko, als mit Aktien verbunden ist. Anlagenotstand kombiniert mit hoher Liquidität fördert Innovation. In einer nicht-repräsentativen Auswahl stellt die Börsen-Zeitung vier Konzepte vor: Sven Ulbrich, KMS AG:Angebrochen ist ganz sicher die Zeit der Strukturierer. Traditionelle Investments werden neu verpackt und mit anderem Label versehen, bisweilen kommt ein Garantie-Element hinzu – auch institutionelle Investoren schätzen die bunte Warenwelt der Zertifikate. Die gerade mal drei Jahre alte KMS Asset Management AG aus Frankfurt hat sich in dem Geschäft ihre Nische gesucht, mit Erfolg. Rund 850 Mill. Euro hat die Boutique an strukturierten Produkten platziert, berichtet Sven Ulbrich, Leiter Produktmanagement. Allein 110 Mill. sind bisher in diesem Jahr an Neugeschäft hereingekommen. KMS will Zertifikate bauen, die genau auf die Ansprüche der Kunden passen, beschreibt Ulbrich den Anspruch. Das Ergebnis könne ein Zertifikat sein, dessen Funding von einer Landesbank stammt, die darauf eingesetzten Derivate aber von einer privaten Geschäftsbank.Obwohl KMS auf die am Markt vorhandenen Standardprodukte zurückgreift, aus denen das für den Kunden passende Zertifikat gebaut wird, entstehe ein Mehrwert, sagt Ulbrich. “Wir reden anders mit den Kunden. Wenn eine Deutsche Bank zu einer Pensionskasse kommt, hat sie fertige Produkte dabei, die sie verkaufen will. Wir gehen zum Kunden und fragen, welche Probleme er hat. Ich habe nie eine fertige Produktidee, wenn ich zu einem Kunden gehe.” Das sei nicht einmal teuer – im Gegenteil. “Wir erhalten als unabhängiger Anbieter bei den Banken oft Preise, die sich die Kreditinstitute untereinander nicht gewähren. Unsere Angebote sind oft günstiger als die der Banken .” 35 Kunden zählt KMS derzeit. Im Aufbau begriffen ist seit Juli eine Verbriefungsgesellschaft in Luxemburg, mit der die KMS auch selbst als Emittent auftreten kann. Die erste Emission im Umfang von 25 Mill. Euro werde gerade platziert. Ulrike Hofferek-Genfer, Prudential M & G:Vom Boom strukturierter Produkte profitiert auch eine Tochter des britischen Versicherers Prudential plc, Prudential M & G. CDO heißt dort das Zauberwort, Collateralised Debt Obligation. Prudential M & G ist Manager der Vermögenswerte und Forderungen, die hinter dieser Verbriefungsform stehen, die von Investmentbanken begeben wird. Rund 3,2 Mrd. Euro verwaltet das Unternehmen in CDOs, davon 1 Mrd. für deutsche Investoren, berichtet Ulrike Hofferek-Genfer, die Prudential M & G in Deutschland vertritt. Allein dieses Jahr haben Investmentbanken bei Institutionellen CDOs im Umfang von 950 Mill. Euro platziert, die von Prudential M & G verwaltet werden. Eine weitere Transaktion (“Ocelot 2”) soll im November erfolgen. Die Nachfrage hierzulande sei gewaltig, so Hofferek-Genfer: “Die Platzierungen in diesem Jahr waren sämtlich überzeichnet.”Seit vergangenem Jahr ist Prudential M & G am deutschen Markt im institutionellen Geschäft aktiv. Ziel des auf Unternehmensanleihen spezialisierten Asset Managers ist es, in den nächsten Monaten auch klassische Spezialfondsmandate zu gewinnen. In drei Jahren soll das Deutschlandgeschäft profitabel arbeiten. Christof Kessler, Oppenheim KAG:Die Vermögensverwalter der Kölner Privatbank verzichten auf neumodische Verpackung. Sie wollen dafür direkt an den größten Teil des Kuchens: die Renteninvestments der Anleger. Wenn schon 50 bis 70 % der Assets eines Institutionellen in solchen Papieren stecken, dann sollen sie auch eine hohe Rendite erwirtschaften, findet Christof Kessler, Chief Investment Officer der Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft. Er gibt drei Ratschläge für mehr Rendite mit Renten. Erstens: globaler anlegen. Dafür müsse ein Investor noch nicht einmal in Schwellenländer investieren. “In einigen Ländern, die mit “AAA” bewertet sind, gibt es 5 bis 6 % Zinsen”, sagt Kessler. In Neuseeland sei das beispielsweise der Fall bei fünf bis zehnjährigen Staatsanleihen. Auch in Großbritannien und Australien dürften die Zinserhöhungszyklen abgeschlossen und die Zinsen mithin attraktiv sein. “Die Deutschen sind untrainiert auf den internationalen Rentenmärkten, weil sie daran gewöhnt waren, selbst einen der am besten performenden Rentenmärkte der Welt zu haben.” Diese Haltung aber sollten die Investoren schnellstens ablegen, denn wer in Aktien investiere, kaufe ja auch nicht nur einen Titel. Kesslers zweiter Ratschlag lautet: stabile globale Trends ausnutzen. Damit gemeint sind etwa die Erweiterungen von EU oder der Nordamerikanischen Freihandelszone. Diese Trends seien nach wie vor intakt und versprächen noch längere Zeit attraktive Renditen. “In Mexiko bieten Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating eine Rendite von 9 %.” Als Drittes empfiehlt Kessler den etwas risikofreudigeren Renten-Anlegern: “Währungsmanagement bringt zusätzliche Rendite.” Bei einem zusätzlichen Tracking Error von 2 bis 2,5 % für Währungen seien auf ein internationales Rentenportfolio 4 bis 5 % Mehrrendite möglich. Matthieu Louanges, DBI:Nach der Hausse ist vor der Baisse, lautet das Motto bei den Asset Managern der Allianz, die den Investoren darum weiterhin am liebsten Produkte mit Kapitalschutz verkaufen wollen. “Sicherheit” sei nach wie vor das wichtigste Thema für die Anleger, heißt es bei der Vermögensverwaltungstochter DBI, die darum entsprechende Produkte der amerikanischen Konzernschwester Pimco munter kopiert beziehungsweise nach Deutschland importiert.Wie so viele Anbieter derzeit setzt der deutsche Marktführer im institutionellen Asset Management auf “Alpha Porting”. Während üblicherweise durch Derivate das “Alpha”, also die Mehrrendite eines Fondsmanagers, aus Aktien in einen hauptsächlich aus Rentenpapieren bestehenden Fonds übertragen wird, stehen DBI und Pimco für eine konservativere Variante: Dort soll die Mehrrendite über Derivate aus dem Rentenmanagement kommen. Der institutionelle Publikumsfonds “Allianz Pimco Treasury Eurobond Plus”, den Matthieu Louanges verwaltet wird, verfolgt diesen Ansatz. Bisher hat er 3,5 Mrd. Euro eingesammelt.