Wella-Vorzugsaktionäre grüßen ProSiebenSat.1
Die Börse spricht viel über den bevorstehenden Eigentümerwechsel bei der Sendergruppe ProSiebenSat.1. So soll die Axel Springer AG ihr Printimperium mittels Übernahme der Fernsehgruppe ausweiten wollen. Das Massenblatt “Bild” wird multimedial? Schwarze Riesenlettern auf dem Bildschirm? Abwarten. Dass Springer erhebliches Interesse an der Sendergruppe hat, ist bekannt. Wirtschaftlich würde dem schwächelnden Großverlag aus Berlin frisches Blut gut tun. Doch bei allen guten Argumenten für und wider eine solche Transaktion, über die fast im Wochentakt etwas in irgendwelchen Medien exklusiv vorab berichtet wird, scheint den Börsianern der Blick fürs Wesentliche zu fehlen. Stichwort Vorzüge. Da ProSiebenSat.1 an der Börse lediglich die stimmrechtslosen Vorzugsaktien gelistet hat, könnte dem Streubesitz Ähnliches drohen wie weiland den Wella-Vorzugsaktionären. Die wurden bekanntlich vom Aufkäufer Procter & Gamble übervorteilt. Angesichts des laut BaFin-Datenbank bei 13,79 Euro liegenden Durchschnittskurses, der im Falle einer Übernahme als Richtpunkt für ein Pflichtangebot an alle Aktionäre gilt, erscheint das Aufwärtspotenzial der ProSiebenSat.1-Aktie stark eingeschränkt. Zudem ist aus Münchener Medienkreisen zu hören, dass Haim Saban und seine Co-Investoren aus der VC-Ecke alles andere als frenetisch die Interessen des Streubesitzes vertreten sollen. Wie zu hören ist, ist man in Unterföhring offensichtlich sogar an tieferen Kursen der ProSiebenSat.1-Aktie interessiert. Ein gutes Omen für die bevorstehenden Quartalszahlen? Das bezweifeln nicht nur die Börsianer in Frankfurt.Der Emissionsmarkt pulsiert. Fast im Wochentakt sammeln Emittenten aus der zweiten und dritten Reihe Eigen- und Fremdkapital durch die Ausgabe von Wandelanleihen und jungen Aktien ein. Die Börse als Kapitaltransferstelle funktioniert wieder. Wieder? Die Emissionshausse läuft bereits seit mehr als einem Jahr, der Öffentlichkeit wurde erst nach den erfolgreichen IPOs von MTU und Co. klar, dass der Zug unter Dampf ist. Ob der Zug direkt ins Depot zurückfährt, um dort eingemottet zu werden, oder eine Reise in Richtung Aktienhausse-Land antritt, ist noch nicht klar. Die Stimmung der Anlegermasse hellt sich täglich auf, was an sich positiv ist. Kapitalsuchende Emittenten werden dies zu nutzen wissen.