Asset Management

Wie die DZ Bank ihre Betriebsrenten verändert

Pensionsverpflichtungen ausgelagert - Beitrags- statt Leistungszusage - Verzicht auf Consultant

Wie die DZ Bank ihre Betriebsrenten verändert

Von Christina Rathmann und Bernd Wittkowski, Frankfurt Es waren große neue Mandate, die das genossenschaftliche Zentralinstitut DZ Bank Anfang des Jahres vergeben hatte: Insgesamt 805 Mill. Euro an Pensionsverpflichtungen hat die Bank ausgelagert und an verschiedene Asset Manager vergeben. Sie folgt damit dem Beispiel etlicher Industrieunternehmen und Finanzdienstleister. Prominentestes Beispiel aus der Bankbranche war bislang die Deutsche Bank, die im Jahr 2002 ganze 4 Mrd. Euro in ein so genanntes Contractual Trust Arrangement (CTA) auslagerte, das seither von der eigenen Tochter Deutsche Asset Management verwaltet wird. Das Deutsche-Bank-Portfolio ist inzwischen 5,7 Mrd. Euro schwer (vgl. BZ vom 7. Februar).Während die Deutsche Bank Pensionszusagen für 62 000 aktive und ehemalige Mitarbeiter abdecken muss, hängen am CTA der DZ Bank Pensionsansprüche von weniger als 6 300 Personen. 2 500 ehemalige Beschäftigte erhalten bereits Bezüge. Ihnen stehen mehr als 2 300 Mitarbeiter gegenüber, die derzeit Beiträge einzahlen. Anspruchsberechtigt sind außerdem gut 1 400 ehemalige Beschäftigte. Transparenz über SystemeSchon seit zwei Jahren habe der Vorstand der DZ Bank darüber nachgedacht, die Pensionszusagen auszufinanzieren, berichtet Dietrich Voigtländer, der dem Gremium angehört, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Ziel war es, Transparenz über die Verpflichtungen und die verschiedenen Pensionssysteme herzustellen, die die Vorgängerinstitute der DZ Bank hinterlassen hatten”, begründet er die Motivation. Schon seit Anfang 2004 gelten für neu eintretende Mitarbeiter andere Regeln als zuvor: Die Bank sagt nicht mehr zu, ihnen im Rentenalter einen festen Betrag zu zahlen. Vielmehr werden feste Beiträge für das Betriebsrentensystem vereinbart; die späteren Auszahlungen hängen von der Wertentwicklung der Kapitalanlagen ab. “Mit Direktzusagen belastet man die Bank und den Verbund langfristig zu stark”, so Voigtländer.Für die meisten Mitarbeiter aber gelten, da sie schon länger beschäftigt sind, noch die alten Regeln. Um den heutigen Wert der künftigen Verpflichtungen zu kalkulieren, hat die DZ Bank bereits gemäß internationaler Rechnungslegung (IFRS) diskontiert. Dem Standard IFRS zufolge muss als Rechnungszins der Wert verwendet werden, der am Bilanzstichtag für laufzeitenadäquate erstklassige Industrieobligationen gilt. Entsprechend der Duration der Pensionsverpflichtungen hat die DZ Bank deren heutigen Wert mit 3,75 % abgezinst.Hätte die DZ Bank die alten Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) unterstellt, hätte sie eine jährliche Wertentwicklung von 6 % unterstellen können – der heutige Wert der künftigen Verpflichtungen wäre deutlich niedriger ausgefallen. Knapp 300 Mill. Euro weniger hätte das Institut dann bereitstellen müssen, berichtet Voigtländer. Die Differenz gehe – neben dem höheren Diskontierungszins – auch darauf zurück, dass nach HGB der Anstieg der Gehälter, nach denen sich auch die Pensionen richten werden, unberücksichtigt bleibt. Ergebnis unbelastetDie Ergebnisrechnung der DZ Bank wird durch die Auslagerung nicht belastet, so Voigtländer. Bei der Konzeption des CTA ließ sich die DZ Bank von dem Consultant Rauser Towers Perrin beraten. Auch die genossenschaftliche Compertis war mit von der Partie, in die der Versicherer R+V zusammen mit der Fondsgesellschaft Union Investment Expertise in Sachen betriebliche Altersvorsorge bündelt und Unternehmen anbietet.Darüber, wie die Assets verteilt werden, entscheidet der CTA-Vorstand, der auf die Empfehlungen des Anlageausschusses zurückgreift. Über die Verteilung der Assets macht Voigtländer keine Angaben. Der größte Teil der Anlagen dürfte aber – wie bei den Versicherern – in Rentenpapieren stecken. Die Lebensversicherer haben 85 % ihrer Assets in Festverzinsliche investiert. Schon als die DZ Bank die Gründung ihres CTA bekannt gab, war klar, dass die Mandate zur Vermögensverwaltung nicht sämtlich an die zum Genossenschaftsverbund gehörende Union-Gruppe gegangen waren (vgl. BZ vom 4. Februar). Bei den Aktienanlagen kam neben der Union Panagora die Schweizer UBS zum Zuge. Bei den Staatsanleihen wurden Union Investment und die amerikanische State Street mandatiert. Die Unternehmensanleihen, die allerdings nur einen geringen Teil des Portfolios ausmachen sollten, werden komplett von der Union verwaltet.Indem sie ihr CTA auf verschiedene Asset Manager verteilte, ging die DZ Bank einen anderen Weg als etwa die Deutsche Bank. Diese lässt ihre Pensionsvermögen komplett konzernintern verwalten. Voigtländer verteidigt die Entscheidung, verschiedene Adressen zu mandatieren: “Die Konkurrenz bringt die Anbieter unter Zugzwang. Performanceerwartung und Konditionen sind für alle gleich.” Konkurrenz zur UnionDie Mehrzahl der Mittel, die infolge der Gründung des CTA zu investieren waren, wird derzeit von Unternehmen des genossenschaftlichen Finanzverbundes verwaltet. Dass die Vergabe der dotierten Mittel an verschiedene Asset Manager ein Politikum innerhalb des Verbunds war, bestreitet Voigtländer: “Dass die Union Mandate erhalten würde, war zu Anfang schon unser Wunsch, aber sie war nicht ,gesetzt’.” Sie habe sich genauso wie die internationale Konkurrenz präsentieren müssen. “Dass auch Adressen von außerhalb des Verbunds hinzugezogen würden, war – auch der Union – von vornherein klar.” Ohne strategische AllokationEine strategische Asset Allokation, die die Bandbreiten festlegt, innerhalb derer sich die Anteile der Assetklassen bewegen dürfen, gibt es beim CTA der DZ Bank nicht. Auch auf einen Consultant, der fortlaufend berät, verzichten die Banker. Das monatliche Reporting und die Treffen von Vorstand und Anlageausschuss müssen genügen. “Wir wollen nach dem Start erst Erfahrungen sammeln und relativ zeitnah aus Erkenntnissen Konsequenzen ziehen”, sagt Voigtländer. In welchen Abständen die Mandate der verschiedenen Asset Manager überprüft und zur Disposition gestellt werden, ist nicht strikt festgelegt. “Wir wollen gemeinsam auf der Lernkurve wandern.” Auch das Anlageuniversum könne sich jederzeit ändern. Ob und wann neue Assetklassen ins Portfolio genommen werden könnten, stehe aber noch nicht fest.