Asset Management - Gespräch mit Charles Muller, Alfi

"Wir wollen Vorreiter bei Ucits IV sein"

Der stellvertretende Generaldirektor des Luxemburger Fondsverbandes über Chancen für seine Branche

"Wir wollen Vorreiter bei Ucits IV sein"

Von Julia Roebke, Frankfurt Richtig entstanden sei die Luxemburger Fondsindustrie mit der ersten europäischen Richtlinie für Wertpapierfonds, die EU-weit vertrieben werden dürfen, so Charles Muller, stellvertretender Generaldirektor des Luxemburger Fondsverbandes Alfi im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Luxemburg hat diese Ucits-I-Richtlinie 1988 als erstes europäisches Land umgesetzt”, berichtet Muller. In der Folge ist zunächst die Zahl der in Luxemburg beheimateten Fonds, etwas später dann auch das verwaltete Vermögen stark gestiegen – auf 1,77 Bill. Euro zum Ende September 2009. “Der Regulierungsrahmen von Ucits macht die ,success story` aus”, ist der bei Alfi für den Bereich Recht und Kommunikation zuständige Jurist überzeugt.Folgerichtig will man in Luxemburg auch die neuesten EU-Regelungen zu Investmentfonds (Ucits IV), die gerade in Brüssel noch den Feinschliff erhalten, möglichst schnell umsetzen – nicht zuletzt auch um sich einen Vorteil gegenüber konkurrierenden Standorten zu sichern. “Wir wollen Vorreiter bei der Anwendung der Ucits-IV-Richtlinie sein”, sagt Muller. Bis alle Umsetzungsbestimmungen auf EU-Ebene niedergeschrieben worden sind, wird allerdings noch ein wenig Zeit vergehen. Muller ist optimistisch und geht von Mitte 2010 aus. “Wir haben bereits jetzt so viel wie möglich vorbereitet und an die Regierung und die Aufsichtsbehörde den Wunsch geäußert, dass es bei der Umsetzung in nationales Recht möglichst schnell geht.” Das letzte Wort hätten aber natürlich die Parlamentarier. Konkurrenz positioniert sichAber auch die Konkurrenz lässt sich nicht lumpen. “Ich gehe mal davon aus, dass auch Dublin versuchen wird, möglichst schnell zu reagieren”, so Muller. Luxemburg und Irland sind die typischen Standorte für Investmentfonds, die in mehreren Ländern verkauft werden sollen. Bei Fonds, die in mindestens drei Ländern vertrieben werden, hat Luxemburg inzwischen einen Marktanteil von 75 %, Irland kommt auf 13 %. Das habe historische Gründe, fuße aber auch auf einem gewissen Know-how und technischem Wissen bezüglich des internationalen Fondsvertriebs, das man sich mit der Zeit aufgebaut habe, sagt Muller. So sei inzwischen der Ucits-Fonds weit über die Grenzen Europas bekannt, in Hongkong komme zum Beispiel jeder zweite zum Vertrieb zugelassene Fonds aus Luxemburg.Auch wenn Details zur Ausgestaltung der neuen Richtlinie noch fehlen und zum Teil steuerliche Aspekte erst später auf Länderebene festgeschrieben werden müssen, ist Muller davon überzeugt, dass der neue Rahmen, zum Beispiel über die Vereinfachungen einer grenzüberschreitenden Fondsfusion, vor allem zu einer Verringerung der Kosten für die Industrie führen werde. Das komme über sinkende Gebühren auch dem Investor zugute, prophezeit er.Die mit Ucits IV geplante Erstellung eines auf zwei Seiten begrenzten Informationsblattes zu einem Fonds (Key Investor Information), das den derzeit oft umfänglichen Vereinfachten Verkaufsprospekt ersetzen soll, bezeichnet Muller als Schritt in die richtige Richtung. “Wenn wir eines aus der Krise gelernt haben, dann dass die Investoren Informationen und vor allem Transparenz brauchen”, so der 45-Jährige. Auch bei der Vergütung des Vertriebs sei Offenheit geboten, wolle man das Vertrauen der Investoren wieder zurückgewinnen. “Die Kunden sollten wissen, wie viel der Berater an ihnen verdient.””Für uns ist lebenswichtig, was in Brüssel passiert”, kommentiert Muller zudem die aktuelle Diskussion auf EU-Ebene zur Regulierung von Managern alternativer Investmentfonds (AIFM). Es sei zwar noch unklar, wie die Richtlinie im Endeffekt aussehen werde, aber eine Chance hat Muller für den Standort Luxemburg bereits ausgemacht: Die Einführung eines EU-Passes für alternative Fonds und Manager könne dazu führen, “dass diese Fonds, die derzeit oft auf Inseln außerhalb der EU domiziliert sind, nach Luxemburg kommen”.Sein Land könne bei der Auflegung des Passes davon profitieren, dass es schon reichlich Erfahrung mit der Erstellung des Ucits-Passes sammeln konnte, der fast ausschließlich in Luxemburg und Dublin genutzt werde, so Muller. “Wir gehen davon aus, dass es in diesem Bereich großes Interesse geben wird.” Wie viele Fonds genau wohl wechseln würden, hänge aber von der Ausgestaltung der AIFM-Richtlinie ab.