Kapitalanlage - Interview mit Stephan Kunze

"Zertifikate machen uns wettbewerbsfähiger"

DWS möchte das Potenzial des Fondsmanagements mit Vorteilen der Zertifikate kombinieren

"Zertifikate machen uns wettbewerbsfähiger"

– Herr Kunze, nach einer längeren Anlaufzeit bringen Sie indirekt über DWS GO erstmals Zertifikate. Wieso verlassen Sie angestammtes Terrain?Zertifikate erlebten in den letzten Jahren einen großen Zuspruch. Fonds haben in der Summe eher mit Mittelabflüssen zu kämpfen. Allein in diesem Jahr sind fast 4 Mrd. Euro aus Aktienfonds abgeflossen. Die DWS konnte in diesem widrigen Umfeld dennoch mehr Kundengelder einsammeln, da sie mit innovativen und performancestarken Produkten in den Markt kam. Das Potenzial unseres Fondsmanagements wollen wir nun besser nutzen, unabhängig von der Verpackung. Wir haben viele Ideen, die wir in den Fonds aus verschiedenen Gründen nicht direkt abbilden können. Mit Zertifikaten runden wir unser Produktportfolio ab. Zertifikate können sehr viel schneller auf aktuelle Trends an den Märkten reagieren als Fonds. Die Zulassung eines Zertifikats dauert lediglich ein paar Tage, die der Fonds dagegen Monate. Zertifikate machen uns gegenüber der Zertifikatebranche auch wettbewerbsfähiger. – Glauben Sie, dass die Investoren die erhöhte Ausfallsicherheit Ihrer Produkte honorieren werden? Tatsächlich war die Bonität des Emittenten für die meisten Anleger noch kein Thema. Angesichts der zunehmenden Größe des Marktes und des Gewichts der Zertifikate in den Depots vieler Anleger bieten wir den Anlegern mit den DWS-GO-Zertifikaten eine Alternative, die ihnen eine erhöhte Sicherheit für ihre Ersparnisse gibt, so wie sie es schon bei den Sondervermögen des Fonds gewohnt sind. Ich bin mir sicher, dass es die Anleger honorieren werden. – Wieso hat die DWS mit der Compartment-Konstruktion von DWS GO einen so großen Aufwand betrieben? Uns als Fondsgesellschaft ist es nicht erlaubt, eigene Handelsbestände zu führen und somit Risiken auf das eigene Buch zu nehmen. Wir besitzen nicht die für eine Emissionstätigkeit benötigte Lizenz. Deswegen tritt die DWS auch nicht als Emittent auf. Stattdessen begibt die vollkommen eigenständige DWS GO die Zertifikate. Wir beraten lediglich. Als DWS wollten wir auch nicht als 36. Emittent auf den Markt kommen. Wir wollen mehr: Mit der Kreation einer Art Sondervermögen haben wir eine echte Innovation in den Markt für verbriefte Derivate gebracht, die auch einen deutlichen Mehrwert für den Anleger bringt. – Welche Formen von Zertifikaten wollen Sie bringen? Sie können sich vorstellen, dass wir nicht das zehnte Indexprodukt auf den Dax bringen wollen. Die DWS hat nachweisliche Stärken beim aktiven Portfoliomanagement. Das zeigen die langfristigen Ergebnisse unserer Fonds. Wir möchten in einem ersten Schritt also unsere Fähigkeiten mit den Vorteilen der Zertifikate kombinieren. Zusätzlich bieten wir mit dem reduzierten Emittentenrisiko noch einen echten Mehrwert in einem Markt, der häufig nur durch die Emission immer exotischerer Strukturen Aufmerksamkeit erregt. Neben mehr Sicherheit bringen wir auch eine größere Transparenz in die Kostenstruktur von Zertifikaten als bisher. – Warum bringen Sie als Erstes ein Hedgefonds-Zertifikat? Wenn Sie sich den DWS-Währungshedgefonds anschauen, werden Sie an den Kennzahlen sehen, dass dieser Fonds mit der Managementleistung besticht. Die meisten unserer Kunden, die Kleinanleger, haben allerdings nichts davon: Single-Hedgefonds sind bekanntlich nur im Rahmen eines Private Placement zu vertreiben und nicht zum allgemeinen Vertrieb zugelassen. Mit dem Zertifikat können nun auch Kleinanleger an der Wertentwicklung des Fonds partizipieren. – Glauben Sie nicht, dass Sie dabei Schwierigkeiten mit den Aufsichtsbehörden bekommen? Wieso? Mit dem Zertifikat erwirbt der Anleger ja nicht den Fonds. Der Zahlungsanspruch aus dem Zertifikat orientiert sich lediglich an der Wertentwicklung des Fonds und begründet keinerlei rechtliche oder tatsächliche Verbindung zwischen dem Zertifikat und dem Fonds. Auch das Compartment erwirbt nicht den Fonds. Auf dem Markt gibt es bereits seit mehreren Jahren Zertifikate auf alle möglichen Formen von Hedgefonds, auch Single-Hedgefonds. Probleme hat es nicht gegeben. Darüber hinaus haben wir nicht irgendeinen obskuren Hedgefonds mit Sitz auf den Cayman Islands verbrieft, sondern einen hier in Deutschland beheimateten Fonds. – Kann die Compartment-Konstruktion ein Haftungsdach ersetzen? Nein, so weit geht es nicht. Trotz des stark reduzierten Emittentenrisikos dürfen die freien Finanzdienstleister das Produkt nicht vermitteln. Wir werden die bekannten Vertriebswege über die Börse oder im Filialbetrieb der Banken nutzen. – Machen Sie dem XMarkets-Team im eigenen Hause Konkurrenz? Nein, sicherlich nicht. Wie bereits vorher erwähnt wollen wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Fondsgesellschaften (Verbriefungsgesetz Luxemburg) nutzen, unsere Stärken, das heißt unsere Managementleistungen, auch in Zertifikaten zu verbriefen. Bereits in der Vergangenheit hat XMarkets auch strukturierte Fonds begeben, ohne dass es eine Konkurrenz für uns war. Bei anderen Produkten arbeiten wir sogar zusammen. – Wie viele Produkte wollen Sie pro Jahr auf den Markt bringen? Sie wissen besser als ich, dass täglich mehrere 100 Zertifikate an der Börse gelistet werden. Manche Emittenten haben 8 000 Produkte in ihrem Angebot. Dem wollen wir nicht nacheifern. Wir werden in den nächsten Monaten sicherlich ein größeres Produktportfolio aufbauen. Qualität steht dabei eindeutig vor Quantität. Das Interview führte Armin Schmitz.