Assetmanagement bleibt eine Wachstumsbranche

Genügend Potenziale und Anknüpfungspunkte für weitere Expansion gegeben - Den Menschen Brücken in chancenorientiertere Anlageformen bauen

Assetmanagement bleibt eine Wachstumsbranche

“Rekorde, Rekorde, Rekorde” – so titelte jüngst eine große überregionale Tageszeitung, als der deutsche Fondsverband BVI die Ergebnisse der Fondsbranche in Deutschland kundtat. Offensichtlich scheint die Zukunft der Branche rosarot zu sein, so dass sich der geneigte Beobachter unwillkürlich die Frage stellt, ob es ewig so weitergehen kann. Hat die Assetmanagement-Branche das Perpetuum mobile gefunden? Wird das Wachstum ein Selbstläufer sein? Weshalb sollten Assetmanager irgendetwas an ihrer Strategie und Ausrichtung ändern? Nun, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Jede Branche steht vor Herausforderungen, auch das Assetmanagement. Wir haben an dieser Stelle kein Erkenntnisproblem, denn die großen Baustellen liegen auf der Hand: eine belastende Regulierung, die Volatilität der Kapitalmärkte, die weiterhin vorhandene Monokultur beim Sparen, betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten und anderes mehr. Breite Allokation der GelderWir sind jedoch überzeugt, dass Assetmanager den Sparern in Deutschland gerade im aktuellen Umfeld einen langfristigen Mehrwert bieten und unsere Branche einen wichtigen Beitrag leisten wird, um den Wohlstand der Menschen in Deutschland zu sichern und auszubauen. Die Fondsanlage steht wie keine andere Anlageform für eine breite Allokation der Gelder. Um die enorme Wirkung dieses Vorteils einmal deutlich zu machen, haben wir uns die Entwicklung des Geldvermögens privater Haushalte genauer angeschaut. Die von der Bundesbank seit 1999 geführte Statistik belegt, dass die Sparer hierzulande vorwiegend auf Bargeld (40 % des Geldvermögens) und festverzinsliche Versicherungsansprüche (38 %) setzen. Bei einem Geldvermögensberg von inzwischen 5,74 Bill. Euro sind das knapp 4,5 Bill. Euro in verzinslichen Anlagen.Daher hat uns interessiert, wie sich das Geldvermögen in einer ausgewogeneren Struktur entwickelt hätte. Zum Vergleich haben wir eine Bargeldquote von 20 % unterstellt und für die restlichen 80 % die einfache Aktien-Renten-Allokation unseres Fonds UniRak hinterlegt. Dieser Mischfonds bildet eine Aufteilung von rund zwei Drittel Aktien und einem Drittel Renten ab. Der Vermögenseffekt über die Jahre ist enorm. Im Ergebnis wäre mit der einfachen Allokation trotz zweier Krisen an den Aktienmärkten über unseren Mischfonds das Geldvermögen seit 1999 um ganze 50 % stärker gewachsen. Die Deutschen hätten heute insgesamt über 2,93 Bill. Euro Vermögen mehr auf der hohen Kante.Doch kein Sparer profitiert von einer Modellrechnung. Unsere Verantwortung als Teil der genossenschaftlichen Gruppe ist es daher, gemeinsam mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken den Menschen diese Chance aufzuzeigen. Darin liegt für unsere Kunden ein großer Nutzen und für uns als Assetmanager eine enorme Chance. Wenn es uns gelingt, diesen Vorteil in Potenziale zu übersetzen, werden wir auch in den vor uns liegenden Jahren weiter deutlich wachsen. Dabei helfen uns fünf große Trends und Themen, die insbesondere in der Geldanlage eine Rolle spielen. Diese sind im Einzelnen: der Niedrigzins, der demografische Wandel, die Digitalisierung, die Suche nach Sach- und Substanzwerten und das immer wichtiger werdende Thema der Nachhaltigkeit.Der langanhaltende Niedrigzins führt dazu, dass es uns besser denn je gelingt, die Evolution des Sparens bei unseren Kunden zu adressieren. Die Menschen spüren, dass sie allein mit traditionellen zinsbasierten Anlageformen ihre Sparziele nicht mehr erreichen können. Hier tut sich die Möglichkeit auf, ihnen Brücken in chancenorientiertere Anlageformen zu bauen, sei es durch Multi-Asset-Lösungen oder Fondssparpläne.Der demografische Wandel ist unaufhaltsam und vergrößert den Druck, die sozialen Sicherungssysteme wie die Altersvorsorge stabil zu halten. Die Rolle des Assetmanagements in der Altersvorsorge ist fundamental – was aber viele gar nicht wissen: Der Investmentfonds im Allgemeinen und das fondsbasierte Riester-Sparen im Besonderen sind bewährte Instrumente in der privaten Altersvorsorge und erfahren einen großen Zuspruch und eine hohe Akzeptanz. Durch den Wegfall der Kapitalgarantien eröffnen sich in der betrieblichen Altersversorgung neue Möglichkeiten, fondsbasierte Vehikel einzusetzen. Und auch indirekt werden Fonds vielfach als Altersvorsorgeinstrument genutzt. So haben Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen inzwischen über 1 Bill. Euro in Spezialfondsvermögen angelegt. Damit sind 63 % der branchenweit in Spezialfonds investierten Gelder der Altersvorsorge zuzuordnen.Der Megatrend Digitalisierung wird oft als Chance, aber auch Bedrohung für bestehende Geschäftsmodelle beschrieben. Das ist verständlich, weil die Digitalisierung eine gewisse Transformationsfähigkeit erfordert und nicht alle Anbieter von diesem Trend profitieren werden. Digitale Möglichkeiten und neue Technologien nehmen Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette. Für Assetmanager ist es jedoch entscheidend, was an der Kunden-schnittstelle passiert. Sowohl-als-auch realistischWie bewegt sich die Mehrheit der Menschen in einer modularen, komplexen Digitalwelt? Die wenigen Selbstentscheider werden sich zunehmend Plattformen und damit Robo-Advisor-Lösungen zuwenden. Doch wir sind überzeugt, dass es für den Großteil der Sparer keine Entweder-oder-Entscheidung geben wird. Denn es gibt wenig Menschen, die nur analog oder nur digital agieren. In der Realität wird es ein Sowohl-als-auch geben. Deshalb glauben wir, dass zukünftig die Omnikanalberatung an Bedeutung gewinnen wird, denn mit den neuen Informations- und Vertriebskanälen werden auch neue Kundengruppen ansprechbar sein. So werden Fondsanbieter profitieren, wenn sie auch in der digitalen Welt nah genug am Denken und Handeln der Kunden bleiben.Auf der Suche nach Sach- und Substanzwerten rücken Immobilien und Wohneigentum immer stärker in den Fokus vieler Bürger. Die Beliebtheit der Immobilienanlage überträgt sich aber auch auf unser Geschäftsfeld. Denn trotz Niedrigzinsumfeld und reifer Immobilienmärkte hat sich der offene Immobilienfonds als Stabilisator und verlässlicher Renditeanker in jedem Portfolio bewährt. Er bildet die Vielfalt und das breite Anlagespektrum der Immobilienmärkte ab und lässt so auch Sparer, die kein Wohneigentum anstreben, an der Entwicklung dieses Anlagesegments partizipieren. Zudem bietet er die Möglichkeit, auch mit kleinen Beträgen die Immobilienwelt in seine Anlagen einzubinden. Nachhaltiges InvestierenDas steigende Kundeninteresse insbesondere auf der institutionellen Seite zeigt die Relevanz, die nachhaltiges Investieren inzwischen einnimmt. Die Erkenntnis, dass Unternehmen, die ihr Geschäft nachhaltig, also vorausschauend und langfristig ausrichten, deutlich weniger ökonomischen Risiken unterliegen, findet zunehmend Eingang in die Kapitalanlage. Die jüngsten Entwicklungen wie die Vereinbarungen zu den Pariser Klimazielen, der Dieselskandal oder regulatorische Vorgaben haben die Aufmerksamkeit vieler Investoren auf diese Thematik gelenkt. Wir haben als Assetmanager in diesem Feld schon früh Antworten geboten und sind neben den ökonomischen Aspekten auch zu ethischen, sozialen und ökologischen Fragen in den direkten Austausch mit Unternehmen gegangen, um eine gute Corporate Governance zu erwirken. Die Vielfalt nachhaltigen Wirkens von Assetmanagern kommt nicht von ungefähr. Es gibt zahlreiche Anknüpfungspunkte. Schon allein die Ausrichtung eines Fonds auf langfristige Zeiträume legt eine Nachhaltigkeitsorientierung nahe und schließt dabei neben der fondsbasierten Kapitalanlage die Immobilienlösung mit ein. Im Fall von Union Investment passt Nachhaltigkeit außerdem sehr gut zum genossenschaftlichen Selbstverständnis.Schlussendlich sehen wir für unsere Branche genügend Potenziale und Anknüpfungspunkte, um weiter zu wachsen. Denn der Nutzen einer breiten Allokation liegt auf der Hand, und die Handlungsfelder für private und institutionelle Anleger bleiben. Mit Blick auf die großen Trends, die für die Geldanlage relevant sind, werden Assetmanagement-Lösungen auch morgen prägender Teil der Antwort sein und einen Mehrwert stiften. Unsere Zukunftsperspektive ist kein Selbstläufer. Sie bietet jedoch Anlass genug, optimistisch und motiviert nach vorne zu schauen. Denn das Assetmanagement wird eine Wachstumsbranche bleiben.—-Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment