Katastrophen kosten fünf Quartalsgewinne

Rückversicherer 2017 operativ tief in roten Zahlen - A.M. Best: Versicherte Schäden rund 90 Mrd. Dollar

Katastrophen kosten fünf Quartalsgewinne

ak Düsseldorf – Die Naturkatastrophen im dritten Quartal kosten die Rückversicherungsbranche nach Schätzung der Ratingagentur A.M. Best rund fünf Quartalsgewinne. Die Hurrikans “Harvey”, “Irma”, “Maria” und das Erdbeben in Mexiko haben die weltweit operierenden Gesellschaften sehr unterschiedlich getroffen. Einige haben Schäden in Höhe von zwei oder drei Jahresgewinnen zu verzeichnen, bei anderen fällt nicht einmal ein Quartal aus.Die Analysten prognostizieren in einer aktuellen Studie eine Schaden-Kosten-Quote für die Branche in diesem Jahr von 110 %. Der Fünf-Jahres-Durchschnitt liege bei 91 %, heißt es in dem am Mittwochabend veröffentlichten Papier. Das letzte Mal, als die Branche versicherungstechnisch mit einer Combined Ratio über 100 % in die roten Zahlen rutschte, war im Jahr 2011, als die Erdbeben in Japan und Neuseeland sowie Überschwemmungen in Thailand für enorme Schäden sorgten. Worst Case bleibt ausDie Eigenkapitalrendite der globalen Rückversicherer – auch die Bermuda-Gesellschaften sind berücksichtigt – dürfte nach Berechnung von A.M. Best im laufenden Jahr bei 0 bis – 5 % landen. Der Fünf-Jahres-Durchschnitt liegt bei 11 %. Die beiden Marktführerinnen Swiss Re und Munich Re hatten nach neun Monaten Werte von – 1,9 % bzw. – 0,6 % berichtet.A.M. Best interpretiert die Zahlen gelassen. Der negative Ausblick für die Branche bleibt zwar bestehen, doch zu einer Ratingabstufung haben die jüngsten Ereignisse nicht geführt. Das mag auch daran liegen, dass die Worst-Case-Szenarien ausgeblieben sind. Erste Schätzungen nach der Hurrikanserie in Mittel- und Nordamerika hatten versicherte Schäden im bis zu dreistelligen Milliarden-Dollar-Bereich prognostiziert. Mitte Oktober hatten die Risikomodellierer von RMS in den USA 120 Mrd. Dollar für möglich gehalten. A.M. Best schätzt die Schäden für die Versicherungsindustrie jetzt etwas moderater ein und geht von 90 Mrd. Dollar für die drei Hurrikans und das Mexiko-Beben aus. Die Hälfte davon werde durch Erstversicherer getragen, rund 20 bis 25 Mrd. Dollar entfielen auf die Rückversicherer und ebenfalls 20 bis 25 Mrd. Dollar auf Collateralized Reinsurance. Bei Letzterem handelt es sich um sogenanntes alternatives Kapital und um meist bilaterale Vereinbarungen zum Beispiel von Hedgefonds und Versicherern. Der Markt ist anders als jener für öffentlich gehandelte Cat Bonds wenig transparent. Es ist das erste Mal, dass alternatives Kapital einen so hohen Anteil am Schadenaufkommen hat. “Die Reaktion dieser Marktteilnehmer auf die Ereignisse wird einen definitiven Einfluss auf die Dynamik des Gesamtmarktes sowohl kurz- als auch mittelfristig haben”, schreiben die Analysten von A.M. Best.Unter den vier größten weltweiten Rückversicherern, die alle in Europa beheimatet sind, haben Munich Re und Swiss Re stärkere Katastrophenverluste eingefahren als Hannover Rück und Scor. Während die beiden Marktführer nach neun Monaten auch im Nettoergebnis Verluste im dreistelligen Millionenbereich auswiesen, hielten sich die Nummer 3 und 4 der Branche noch über Wasser.Dank eines größeren Aktienverkaufs wies die Hannover Rück sogar noch einen Gewinn von 549 Mill. Euro aus, ein Rückgang um nur knapp ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Scor brach das Konzernergebnis um 94 % auf 25 Mill. Euro ein.Die Ratingagentur Fitch betont jedoch ebenfalls, dass trotz der erheblichen Belastungen Herabstufungen unwahrscheinlich seien. Fitch weist darauf hin, dass alle vier großen Rückversicherer mit ihren Solvenzquoten in den eigenen Zielbereichen blieben und ihre starken Kapitalquoten auch 2018 behaupten dürften.