KommentarCommerzbank

Mit Geduld und Spucke

Nur Ausschüttungen werden der Commerzbank auf Dauer helfen, an der Börse zu reüssieren.

Mit Geduld und Spucke

Und sie hat es wieder getan: Auch im ersten Quartal hat die Commerzbank die Erwartungen der Analysten so gedämpft, dass es ihr gelungen ist, die Konsensschätzung deutlich zu übertreffen. Ob der Markt das schon eingepreist hat? Gut möglich. Oder war es der im Branchenvergleich späte Veröffentlichungstermin, der die Commerzbank um den Überraschungseffekt ob der positiven Ergebnisentwicklung brachte? Auch das ist denkbar. Jedenfalls sackte der Aktienkurs nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen deutlich ab.

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Mit Geduld und Spucke

Von Anna Sleegers

Nur Ausschüttungen werden der Commerzbank auf Dauer helfen, an der Börse zu reüssieren.

Commerzbank-Chef Manfred Knof und seine Vorstandskollegin Bettina Orlopp dürften es verschmerzen können. Als sie vor gut zwei Jahren die umfassendste Restrukturierung anstießen, die das Institut je gesehen hat, dürfte es ihnen klar gewesen sein, dass ein langer, steiniger Weg vor ihnen lag. Kaum ein anderes börsennotiertes Unternehmen im Land hat es geschafft, seine Aktionäre so häufig und nachhaltig zu verprellen wie die Commerzbank.

Auch wenn sich das Selbstverständnis der eher an eine Großsparkasse erinnernden Commerzbank seit jeher gewaltig von dem der großspurigen Deutschen Bank unterscheidet, hatte auch die Commerzbank einen Kulturwandel nötig. Eine ungesunde Unternehmenskultur, in der es nur Eigengewächsen gelang, sich die Karriereleiter hochzuranken, führte dazu, dass liebgewonnene Gewissheiten nicht hinterfragt, strategische Fehlentscheidungen viel zu lange stoisch weiterverfolgt wurden. Man denke nur an die Bank der 1.000 Filialen oder die Kampfkonditionen, mit denen der ausländischen Konkurrenz im Firmenkundengeschäft Paroli geboten wurde.

Viele ehemalige Commerzbanker geraten geradezu ins Schwärmen, wenn sie über den einstigen Zusammenhalt in der Bank sprechen. Doch in einem Klima, in dem keiner dem anderen wehtun will, ist es schwer, Veränderungen anzustoßen. Kein Wunder daher, dass der Stellenabbau so lange hinausgezögert wurde, bis er mit jeder dritten Stelle im Inland ein geradezu biblisches Ausmaß anzunehmen schien. Das Nachsehen hatten die Aktionäre.

Bekanntermaßen dauert es ungleich länger, Vertrauen aufzubauen, als es zu verspielen. Von daher wird es Knof und Orlopp noch viel Geduld und Spucke abverlangen, den Kurs der Commerzbank-Aktie auf ein höheres Niveau zu bringen. Feste Ausschüttungsquoten sind dafür hilfreich. Vor allem, wenn es gelingt, genug zu erwirtschaften, um ausschütten zu können.

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