Finanzmärkte

Dax markiert neues Allzeithoch

Nach gesunkenen US-Inflationsdaten klettert der deutsche Leitindex auf ein neues Rekordhoch. Auch Zahlen der Commerzbank kamen am Markt gut an. Dagegen musste ein Pharma-Zulieferer deutliche Abschläge hinnehmen.

Dax markiert neues Allzeithoch

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Dax markiert neues Allzeithoch

Commerzbank-Zahlen überzeugen – Abschläge für Schott Pharma – Kupferpreis zieht an

tom Frankfurt

Positiv aufgenommene Inflationsdaten aus den USA haben den deutschen Leitindex am Mittwoch auf ein neues Rekordhoch getrieben. Das Börsenbarometer kletterte bis auf 18.893 Zähler und ging mit einem Aufschlag von 0,8% bei 18.869 Punkten aus dem Handel. Das bisherige Allzeithoch des Dax vom vergangenen Freitag lag bei 18.845 Punkten. Auch MDax (+0,9% auf 27.451 Zähler) und Euro Stoxx 50 (+0,4% auf 5.101 Zähler) zeigten sich verbessert.

Frischen Rückenwind gab den Aktienmärkten die Nachricht, dass sich der Preisauftrieb in den USA abgeschwächt hat. Die Verbraucherpreise stiegen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,4% an. Im März hatte die Rate 3,5% betragen. Im Monatsvergleich von März auf April zogen die Preise um 0,3% an. Hier hatten Experten mit einem etwas kräftigeren Zuwachs von 0,4% gerechnet.

Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel fiel von 3,8 auf 3,6%. Obgleich die von der Fed ausgerufene Zielmarke von 2% noch weit entfernt ist, gab das den Hoffnungen neue Nahrung, dass die Zentralbank im September zu einer ersten Leitzinssenkung greifen könnte. Die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung im ersten Herbstmonat wird derzeit an den Terminmärkten auf rund 75% geschätzt. 

Dass ausgerechnet auch am Mittwoch die „Wirtschaftsweisen" ihre Konjunkturprognose für das Jahr 2024 für Deutschland gesenkt haben, konnte dem Leitindex dagegen nichts anhaben. Wie das Beratergremium der Bundesregierung mitteilte, wird nun nur noch mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,2% gerechnet − im vergangenen Herbst hatten die "Wirtschaftsweisen“ noch ein Wachstum von 0,7% prognostiziert.

Einzeltitel wurden auch am Mittwoch vorrangig von Quartalszahlen bewegt: Im Dax kamen die Zahlen der Commerzbank gut an. Das Bankhaus legte das beste Quartalsergebnis seit mehr als zehn Jahren vor. Unter dem Strich habe die Bank besser als erwartet abgeschnitten, sagte ein Händler nach der Zahlenvorlage und betonte die angehobene Prognose für die Zinseinkünfte. „Der Mix war gut: Der Zinsüberschuss und die Kosten übertrafen die Erwartungen um jeweils 1 und 2% und es gab keine größeren Einmaleffekte außerhalb Polens“, kommentierten die Analysten der Deutschen Bank. Die Aktie der Commerzbank verteuerte sich um 5,1% auf 15,06 Euro.

Auch die Zahlen des Pharma- und Spezialchemie-Konzerns Merck konnten Anleger überzeugen. Die Aktie der KGaA kletterte um 4,8% auf 165,85 Euro. „Nicht, weil die Zahlen annähernd so gut waren wie die der Commerzbank, sondern weil sie nicht so schlecht waren wie von den Analysten erwartet“, sagte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets gegenüber der dpa. Anlegern gefiel der besser als erwartet ausgefallene bereinigte Gewinn des Darmstädter Pharma- und Technologiekonzerns. Siemens Energy legten nach einer Hochstufung durch Deutsche Bank Research 6,5% auf 25,71 Euro zu und markierten damit ein Hoch seit November 2021

Die Hoffnung auf sinkende Zinsen gab auch Immobilientiteln neuen Schwung. Im MDax setzten sich LEG Immobilien mit einem Plus von 6,3% auf 86,32 Euro an die Spitze. J.P. Morgan geht nach der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen nicht mehr von weiteren negativen Neubewertungen im zweiten Halbjahr aus. Unter den Verlierern fanden sich dagegen Hellofresh (−4,6% auf 5,62 Euro) wieder. Hier belastete eine von J.P. Morgan gestrichene „Overweight"-Empfehlung. Analyst Marcus Diebel blickt pessimistisch auf die Mitte August anstehenden Quartalszahlen.

Noch deutlich stärker ging es im SDax für die Papiere von Schott Pharma abwärts. Der Pharmazulieferer dämpfte die Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr wegen reduzierter Verkäufe von Spritzen an einen Großkunden. Die Aktie verlor daraufhin 14,7% auf 31,82 Euro. Die Vorhersagbarkeit der weiteren Entwicklung sei sehr schlecht, monierte ein Börsianer. Am oberen Index-Ende gewannen SFC Energy 9,1% auf 22,80 Euro. Umsatz und Ergebnis des ersten Quartals hätten die Erwartungen regelrecht weggeblasen, hieß es bei Warburg Research.

Deutlich im Aufwind war auch der Kupferpreis. Der Dreimonatspreis an der London Metal Exchange (LME) legte bis zu 2,8% auf 10.401 Dollar je Tonne zu und markierte den höchsten Stand seit April 2022. Angetrieben wurde der Preis von der Aussicht auf mögliche Stützungsmaßnahmen Chinas für seinen angeschlagenen Immobiliensektor.